Im ersten Teil dieser Umfrage wurden vor allem die Ertragsseite und der Zeitaufwand der verschiedensten augenoptischen und optometrischen Dienstleistungen beleuchtet. Auffallend war das enorme Preisgefälle vom Süden (Schweiz) in den Norden (Deutschland) und in den Osten (Österreich).
Im zweiten Teil wird der Fokus auf die Inhalte der verschiedensten optometrischen Untersuchungen gelegt. Wie auch im ersten Teil herrscht trotz ECOO-Harmonisierung in der Optometrie alles andere als Einigkeit, welche Methoden oder Techniken zur Anwendung kommen.
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Die Optometrie befindet sich auch im deutschsprachigen Raum deutlich auf dem Vormarsch, allerdings länderspezifisch in unterschiedlichem Tempo und Ausprägung. In der Schweiz zum Beispiel kann man schon seit über zehn Jahren direkt im Anschluss an die berufliche Grundausbildung als Augenoptiker ein dreijähriges Vollzeitstudium an der Hochschule für Technik in Olten (FHNW) absolvieren und den Titel eines Bachelor of Science in Optometrie (inklusive ECOO-Akkreditierung) erwerben. Die Ausbildung zum klassischen Meister gibt es da gar nicht mehr. Etwas speziell ist die Tonalität der Ausschreibung des Studienganges der FHNW auf deren Website. Dort spricht man nicht mehr von „Kunden“, sondern von „Patienten“, welche die Abgänger in Zukunft betreuen werden.
Zurzeit gibt es aber aufgrund von akutem Personalmangel und einer von den Berufsverbänden in der Schweiz in Auftrag gegebenen Berufsfeldanalyse Bestrebungen, das Berufsbild neu zu definieren. Man will eine Stufe zwischen dem Augenoptiker und dem Bachelor anbieten, welche es den Absolventen nach bestandener Prüfung erlauben soll, Refraktionen und Kontaktlinsenanpassungen durchzuführen. Diese Initiative wird vor allem von den drei großen Wirtschaftsverbänden und dem Augenoptik-Verband Schweiz (AOVS) unterstützt.
Auch in Österreich versucht man schon einige Zeit, einen Studiengang in Optometrie zu realisieren, stößt aber immer wieder auf Widerstand seitens der Behörden. In Deutschland ist die Beuth Hochschule in Berlin zurzeit die einzige Institution, an welcher man den Bachelor of Science in Optometrie inklusive der ECOO-Akkreditierung erwerben kann. Andere renommierte Hochschulen, wie zum Beispiel die FH Jena, zeigen zurzeit kein Interesse, den ECOO-Standard anzubieten.
Optometrie in der Praxis
Die Auswertung der Umfrage bei der Beurteilung der optometrischen Screenings stellte sich als sehr komplex heraus, da die angewendeten Methoden und Techniken sehr unterschiedlich waren. Rund 15 Prozent der 32 befragten Augenoptiker/Optometristen führen keine optometrischen Screenings durch, welche nicht zu einer Routinekontrolle (zum Beispiel Kontaktlinse) gehören.
Zwei der befragten Optometristen arbeiten in einer Augenarztpraxis bzw. einer Klinik. Die Antworten dieser beiden Personen konnten in der Auswertung nicht vollumfänglich integriert werden, da deren Arbeitsweise, die Verrechnung via Krankenkasse (Taxpunkte) und auch das zur Verfügung stehende Instrumentarium nicht mit den Bedingungen in einem Augenoptik-Fachgeschäft eins zu eins vergleichbar sind. Einige der Befragten führen auch Tests zu einer möglichen Visual-Therapie durch. Diese speziellen Untersuchungen wurden in der Auswertung nicht berücksichtigt.
Auffallend ist, dass vor allem in der Schweiz das optometrische Screening stark verbreitet ist (rund 90 Prozent der Umfrageteilnehmer); anders in Deutschland und Österreich, deren Anteil nur bei rund 50 Prozent lag.
Was ist eigentlich die Rolle eines Optometristen?
Einer der Umfrageteilnehmer formulierte diese Fragestellung und seine Sichtweise dazu folgendermaßen: „Ophthalmologen sehen Optometristen gerne als Gefahr. Was unterscheidet den Optometristen vom Augenoptikermeister? Optometrie sollte wirklich eine Vorstufe der Ophthalmologie sein. Wir messen und prüfen – die Ophthalmologen sollten operieren oder medizinisch therapieren. Optometristen sollten nicht als Vorarbeiter der Laserzentren enden oder in einer Augenarztpraxis versauern. Optometristen kann es nur geben, wenn es auch Augenoptiker gibt. Leider geht der Nachwuchs seit Jahren zurück. Ist der Beruf noch attraktiv genug? Die langen Präsenzzeiten, Samstagsarbeit und der immer noch geringe Lohn für eine hochwertige Ausbildung fördern den Berufsstand nicht.“ Eine finale Definition, was ein Optometrist tun soll und darf, war nicht Ziel der Umfrage.
Was, wie, wofür?
Welche Untersuchungen werden durchgeführt, welche technischen Hilfsmittel kommen dabei zum Einsatz und was kostet es?
Platz eins besetzt die Beurteilung des vorderen Augenabschnitts via Spaltlampe. Weiter die Fundusbeurteilung via Ophalmoskop und/oder der 90D-Linse. Nachfolgend eine Aufstellung der populärsten Untersuchungen und die Geräte, die genutzt werden:
Bezüglich der Kosten eines optometrischen Screenings für den Kunden sind die Unterschiede ähnlich der im Teil 1 der Umfrage erhobenen Zahlen.
Kolumne
Mit der Zeit gehen – sonst geht man mit der Zeit
Dieses Zitat hat zurzeit Hochkonjunktur! Warum? Schauen Sie sich doch mal um. Was allein seit Anfang dieses Jahres schon so alles passiert ist. Die Essilor-Luxottica-Geschichte machte den Anfang. Das Schreckgespenst HVVG folgte (Deutschland), und in der Schweiz haben sich eigentliche Erz-Rivalen zusammengefunden, um die Berufspolitik neu zu gestalten. Tja, und dann kam gerade ganz frisch die Horrormeldung rein, dass sich unsere Kunden schon bald via App selbst refraktionieren können.
Ja, das Rad der Zeit dreht sich gerade etwas arg schnell. Was tun? Wie schon im ersten Teil dieser Umfrage beleuchtet, bieten die Optometrie und die Kontaktlinse Chancen. Die Grundbedingung ist aber Know-how, damit erfolgreiches „Dow-how“ entstehen kann. Hier werden uns Ophtalmologen und Gesundheitspolitiker genauestens auf die Finger schauen. Zu Recht. Es geht nebst der Gesundheit um viel Geld! Geld, welches irgendjemand für unsere optometrischen Dienstleistungen bezahlen muss. Sollen dies in Zukunft die Krankenkassen tun?
Aber nicht nur die Optometrie bietet Chancen. Auch die Kontaktlinse hat ihren Zenit noch lange nicht erreicht. Austauschlinsen via Internet hin oder her. Da liegt noch sehr viel drin. Speziell, wenn man davon ausgeht, dass 2050 voraussichtlich die Hälfte der Bevölkerung (4,8 Mrd.) in der zivilisierten Welt kurzsichtig sein wird. Ortho-K und Myopie-Kontrolle stehen somit erst am Anfang ihres Erfolgspotenzials.
Es gilt also, jetzt das Heft in die Finger zu nehmen und Farbe zu bekennen, wie sich unser Beruf in Zukunft darstellen soll. Zeitgemäß und bedarfsgerecht.
Farbe bekennende Grüße
Marcel Zischler
Marcel Zischler ist Inhaber der Agentur für Marketing, Training und Consulting „Zischler Visionplus“. Er ist zudem Autor für Betriebswirtschafts-, Kommunikations- und Führungsthemen und ausgewiesener Kenner der Kontaktlinsenbranche. www.zischler-visionplus.ch
“Optometrie sollte wirklich eine Vorstufe der Ophthalmologie sein. Wir messen und prüfen – die Ophthalmologen sollten operieren oder medizinisch therapieren. Optometristen sollten nicht als Vorarbeiter der Laserzentren enden oder in einer Augenarztpraxis versauern.”
Können Sie das etwas genauer ausführen? Der dritte Satz scheint die ersten beiden Sätze zu widersprechen.
“Optometrie sollte wirklich eine Vorstufe der Ophthalmologie sein. Wir messen und prüfen – die Ophthalmologen sollten operieren oder medizinisch therapieren. Optometristen sollten nicht als Vorarbeiter der Laserzentren enden oder in einer Augenarztpraxis versauern.”
Können Sie das etwas genauer ausführen? Der dritte Satz scheint die ersten beiden Sätze zu widersprechen.