(Düsseldorf) – Vom 13. bis 17. März findet die 19. Augenärztliche Akademie Deutschland statt, zu der die Veranstalter auch in diesem Jahr weit über 5.000 Teilnehmer erwarten. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) haben ein Programm entwickelt, dass den Status quo der augenmedizinischen Versorgung in Deutschland ebenso beleuchtet wie die Zukunft der diagnostischen und therapeutischen Verfahren in der Augenheilkunde.
Mit vorausschauendem Handeln und frühem Eingreifen ließen sich Augenkrankheiten immer häufiger in den Griff bekommen, so dass das Sehvermögen der Patienten – und damit ihre Lebensqualität erhalten bleibe. Auf eine gefährliche Entwicklung in der Augenheilkunde, die die Versorgung mit innovativen augenmedizinischen Leistungen bedrohe, machte der stellvertretende BVA-Vorsitzende Dr. Peter Heinz bei der Auftaktpressekonferenz am 13. März aufmerksam. Er kritisierte eine Blockadehaltung des Gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen (G-BA) bei innovativen diagnostischen Verfahren in der Augenheilkunde. Heinz appellierte zudem an die Gesundheitspolitiker, das bewährte duale System mit gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) nicht zu zerschlagen.
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Wenn die Kurzsichtigkeit krankhaft wird
Zu den augenmedizinischen Herausforderungen der Zukunft zählt die Zunahme der Kurzsichtigkeit. Schon heute seien 46 Prozent der 25-jährigen Menschen in Europa kurzsichtig – und die Tendenz ist steigend. Damit steige auch die Zahl der Menschen, die von einer hohen Myopie von mehr als –6 Dioptrien betroffen sind, derzeit ca. 2,5 Prozent. PD Dr. Joachim Wachtlin, Berlin, erklärte, weshalb diese Menschen besonderen Risiken für das Augenlicht ausgesetzt sind: Bei einer hohen Kurzsichtigkeit ist der Augapfel länger als bei einem normalsichtigen Auge und die Gewebeschichten der Augenhülle sind besonders dünn. Verschiedene Augenkrankheiten von Netzhauterkrankungen über das Glaukom oder den Grauen Star (Katarakt) treten dann häufiger beziehungsweise schon besonders früh auf.
Augenoperationen bei Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen
Mehr als die Hälfte der Patienten, die augenärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, sei heute älter als 70 Jahre. Auch unter den Menschen, die eine Augenoperation benötigen, steige der Anteil älterer Menschen. Sie nehmen häufig wegen anderer Erkrankungen Medikamente ein, die die Blutgerinnung hemmten. Prof. Dr. Hans Hoerauf, Göttingen, ging darauf ein, was Augenärzte bei der Operationsplanung beachten und ob diese Medikamente wegen eines eventuell erhöhten Blutungsrisikos vor dem Eingriff abgesetzt werden müssen. Dank moderner, atraumatischer Operationsmethoden sei dies bei den häufigsten augenchirurgischen Verfahren nicht mehr notwendig: Für eine Operation des Grauen Stars (Kataraktoperation), aber auch für die Medikamentengabe direkt ins Augeninnere (intravitreale operative Medikamentengabe, IVOM) unter sterilen Bedingungen im Operationssaal müsse die Medikation in der Regel nicht umgestellt werden.
Glaukom trotz niedrigen Augeninnendrucks
Eine Augenkrankheit, deren Behandlung nach wie vor eine Herausforderung darstelle, ist das Normaldruckglaukom. Prof. Dr. Lutz E. Pillunat, Dresden, erläuterte, dass bei vielen Patienten ein Glaukom-typisches Absterben des Sehnervs mit entsprechenden Gesichtsfeldausfällen zu beobachten sei, ohne dass der Augeninnendruck erhöht wäre. Oft ist dafür eine auch bei niedrigem Augeninnendruck verminderte Durchblutung am Sehnervenkopf verantwortlich. Therapeutische Ansätze zielten dann nicht nur auf eine Senkung des Augeninnendrucks ab, sondern auch auf eine Verbesserung der Durchblutung am Augenhintergrund.
Sehnervenentzündung: Neue Leitlinie zur Optikusneuritis
Eine Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis) betreffe pro Jahr vier von 100.000 Menschen – und häufig sei sie das erste Anzeichen einer Multiplen Sklerose (MS). Sie äußere sich als einseitige Sehstörung, die meist mit Schmerzen bei der Bewegung des Auges verbunden ist. Dr. Flemming Beisse, Heidelberg, stellte die neue Leitlinie zur Optikusneuritis vor, in der BVA und DOG das verfügbare Wissen über Diagnostik und Therapie der Krankheit zusammengefasst haben.
BVA-Medienpreis an Dr. Felicitas Witte verliehen
Der 1. Vorsitzende des BVA, Prof. Dr. Bernd Bertram, verlieh den BVA-Medienpreis 2018 an Dr. Felicitas Witte, die als freie Autorin medizinische Themen für namhafte Tageszeitungen und Zeitschriften bearbeitet.