Was ist da los bei Kering? Der französische Luxuskonzern, der etliche große Modemarken unter seinem Dach führt und mit Kering Eyewear auch die Brillen dazu anbietet, gibt fast monatlich den Verkauf einer Marke bekannt, angeblich um sich auf die umsatzstarken Labels zu konzentrieren.
Die Meldungen des Luxuskonzerns Kering im ersten Halbjahr lesen sich fast wie ein Marken-Ausverkauf:
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Anfang 2018 kündigte Kering den Teilausstieg beim Sportartikelhersteller Puma an, der im Mai mit der Abgabe des Mehrheitsanteils vollzogen wurde. Mittels Aktientausch sank der Anteil auf aktuell rund 16 Prozent.
Im März teilte man mit, dass die britische Designerin Stella McCartney den bisher vom Luxuskonzern gehaltenen Anteil von 50 Prozent erwirbt und damit ihr Modehaus vollständig übernimmt.
Im April kam die nächste Verlautbarung, dass man sich von der US-Sportmarke Volcom trennen will, der Verkaufsprozess sei eingeleitet.
Weil man im Mai mal aussetzte mit einer weiteren Ausstiegsmeldung, holte man das bei Kering im Juni nach und verabschiedet gleich zwei Marken aus dem Portfolio: Mit dem Designer Christopher Kane führe man Gespräche über dessen Rückkauf der Marke. Und nachdem Designer Tomas Maier seit Mitte Juni nicht mehr Kreativdirektor beim ebenfalls dort vertretenden Modehaus Bottega Veneta ist, wurde zwei Wochen später die Partnerschaft mit Maier gleich komplett beendet, wie die das Modeplattform fashionunited.de am 25. Juni berichtete.
Kering fokussiere sich derzeit auf seine umsatzstarken Luxuslabels, heißt es dort weiter. „Im Geschäftsjahr 2017 erwirtschaftete Kering einen Umsatz von 10,8 Milliarden Euro, davon entfielen über die Hälfte auf das derzeit florierende italienische Label Gucci unter der kreativen Leitung von Designer Alessandro Michele.“ Außerdem favorisiere man noch die namhaften Labels wie Saint Laurent, Balenciaga und Bottega Veneta.
Natürlich steht es Kering wie jedem Wirtschaftsunternehmen frei, umsatzschwächere Marken abzustoßen, sich auf den Bereich der Modehäuser zu konzentrieren und die Sport-Lifestyle-Sparte einzustellen. Allerdings überrascht doch das Tempo dieser „Umstrukturierung“. Sollte der Konzern etwa Bares brauchen? Schließlich ist Umsatz nicht gleich Gewinn.
Und je nachdem, was die aktuellen Steuerermittlungen gegen den Luxuskonzern ergeben, könnte eine saftige Steuernachzahlung drohen. Außerdem war Kering, wie Spiegel online Anfang April berichtete, zu einer Gehaltsnachzahlung von 9,3 Mio. Euro an den Stardesigner Hedi Slimane gerichtlich verpflichtet worden. Slimane hatte 2016 das Modehaus Saint Laurent im Streit verlassen.
Nachtrag vom 9. August 2018:
Hier noch ein Kommentar zur neuen Strategie bei Kering