Den ganzen Juni und Juli über berichteten Medien in und um Berlin über die bereits seit einem Jahr andauernde Diskussion an der Beuth Hochschule für Technik, den Namen der Institution zu ändern. Es gebe mehrere Hinweise darauf, dass der Namensgeber Christian Peter Wilhelm Beuth, ein hoher preußischer Ministerialbeamter, einen rigiden Antisemitismus vertreten habe.
Erst 2009 war die einstige Technische Fachhochschule Berlin nach dem „geistigen Vater der Ingenieurausbildung in Deutschland“ benannt worden. 1821 hatte dieser nämlich mit dem Technischen Institut in Berlin die erste Ausbildungsstätte dieser Art in Preußen angeregt. Gutachten hatten die Mitgliedschaft Beuths (1781 – 1853) in der antisemitischen „Deutschen Tischgesellschaft“ ergeben.
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Podiumsdiskussion mit Für und Wider
Am 20. Juni hatten Hochschulmitglieder in einer Podiumsdiskussion ausgiebig darüber debattiert und historische Belege gesichtet. Während die Befürworter der Namensänderung für eine rasche Umbenennung plädierten, sprachen sich die Gegner dafür aus, den Namen trotzdem zu belassen und Beuths Antisemitismus an der Hochschule zu thematisieren.
Präsidentin Monika Gross hatte dazu erklärt: „Das Präsidium und die Mitglieder der Beuth-Hochschule distanzieren sich entschieden und eindeutig von den antisemitischen Äußerungen und Handlungen ihres Namensgebers.“ Die Beuth-Hochschule sei „eine weltoffene Hochschule, die für Toleranz und Diversität steht“ und in der Menschen aus 118 Ländern miteinander lernten und arbeiteten.
Antisemitismus, Rassismus und Sexismus würde man keinen Raum geben. Bereits der „Diskurs zur Person Beuth mit allen Mitgliedern der Hochschule“ trage dazu bei, „gesellschaftliche Schranken zu überbrücken, Vorurteile abzubauen und den Dialog zwischen Kulturen zu führen und zu fördern“.
Arbeitsgruppe eingerichtet
Auf der Webseite der Hochschule heißt es, man wolle nun „ergebnisoffen“ über die Person Beuth diskutieren. „Der Akademische Senat habe die Einrichtung einer statusgruppenübergreifenden Arbeitsgruppe mit externen Experten beschlossen. Studierende sollen ab dem Wintersemester in Lehrveranstaltungen über den Rassismus und Antisemitismus Beuths informiert werden.“
Präsidentin Gross wolle möglichst innerhalb eines Jahres zum Abschluss kommen und eine Entscheidung treffen.
Quellen: Der Tagesspiegel, taz, Berliner Morgenpost, Potsdamer Neueste Nachrichten, Beuth Hochschule