Wann ist man als Augenoptiker oder Augenoptikerin am produktivsten und gleichzeitig am glücklichsten? Die Antwort aus der aktuellen Forschung lautet: Wenn er oder sie gemäß seinen Stärken eingesetzt ist.
Das Schöne am Beruf des Augenoptikers ist, dass er viele unterschiedliche Facetten bietet – von der Werkstatt, über die Refraktion, von der Kundenberatung bis zum Verkauf – um nur die Wesentlichen zu benennen. Bei Führungskräften und Unternehmern kommt noch Mitarbeiterführung, Kaufmännisches Verständnis und Marketing mit hinzu.
Aber wie findet man treffsicher heraus, was einem liegt und was weniger?
Zum Beispiel, wenn man sich die simple, aber wichtige Frage beantwortet: „Wann macht mir mein Job am meisten Spaß?“. Jeder kennt das, manche Tage ziehen sich zäh in die Länge, ein anderes Mal vergeht die Zeit wie im Fluge.
Den zweiten Zustand beschreibt man in der Motivationsforschung als „Flow“: Man vergisst Zeit und Raum, weil man gefordert aber nicht überfordert ist, ein klares Ziel vor Augen hat und positives Feedback von seinem Umfeld erhält. Glücklich der, der diesen Flow-Zustand häufig bei seiner Arbeit erlebt. Auch Teams können übrigens im Flow sein, wenn jeder Mitarbeiter seine Stärken und Talente einbringen kann und die Rollen geklärt und akzeptiert sind.
Welche Stärken und damit Grundbegabung bringt jemand für die unterschiedlichen Seiten der Augenoptik mit?
Gute Erkenntnisse liefert hier die moderne Verhaltenspsychologie. Sie gibt zum Beispiel im Rahmen einer Persönlichkeitsanalyse Aufschluss darüber, welche Verhaltenspräferenzen ein Mensch hat. Ist seine Grundeinstellung eher introvertiert oder extrovertiert?
Ein extrovertierter Mensch ist eher nach außen orientiert. Das bedeutet, dass er keine Scheu hat, seine Gedanken und Gefühle zu äußern und sie mit anderen auszutauschen. Auch ein introvertierter Mensch ist dazu in der Lage. Er fühlt sich allerdings weniger wohl dabei und es kostet ihn mehr Energie.
Ein Praxisbeispiel aus meinem Buch Happy Sales:
„Ein introvertierter und ein extrovertierter Verkäufer (….) Es ist verkaufsoffener Sonntag und (…) den ganzen Nachmittag geht die Ladentür. Um 17.00 Uhr ist Ladenschluss. Der extrovertierte Mitarbeiter ist voller Elan. Er fühlt sich großartig und möchte am liebsten mit den Kollegen den erfolgreichen Nachmittag noch bei einem Bier begießen. Sein introvertierter Kollege winkt müde ab. Sein Kommunikationsbedarf ist für heute mehr als gedeckt. Er freut sich auf seine gemütliche Couch und ist wirklich froh, dass er sich den Montag zum Ausgleich frei genommen hat.“
Naturgemäß liegen eher extrovertierten Persönlichkeiten Tätigkeiten, die eine ständige Interaktion mit anderen Menschen erfordern, z.B. Kundenservice oder Verkauf. Wohingegen eher introvertierte Personen eher ruhige Beschäftigungen wie Brillenfertigung, Auftragsbearbeitung oder Abrechnung schätzen. Beide Typen können beides lernen und schätzen unter Umständen auch mal die Abwechslung. Und doch sind sie nicht „in ihrer Energie“, wenn sie ausschließlich die nicht ihrem Typ entsprechenden Tätigkeiten ausführen.
Denker oder Fühler?
Bei der zweiten Verhaltenspräferenz geht es um die Fragestellung: Trifft der Mensch eher denk- oder eher fühlorientierte Entscheidungen? Dies ist nie eine Entweder-Oder-Frage, sondern immer ein Sowohl-als-auch. Denker haben sehr wohl Gefühle, und Fühler können auch denken. Aber entweder das Denken oder das Fühlen gibt letztlich den Ausschlag.
Angewandt auf die Augenoptik bedeutet das, dass denkorientierte Personen, den Beruf oftmals aufgrund des naturwissenschaftlichen Backgrounds wählen und ausüben. Sie sind meistens sehr gute Refraktionisten und verfügen über ausgezeichnetes Fach-Knowhow. Eine perfekte Weiterentwicklung für sie stellt zum Beispiel die Optometrie da. Auch in der Werktstatt sind zumindestens „introvertierte Denker“ sehr gut aufgehoben. Der extrovertierte Denker hingegen punktet im Verkauf mit seiner klaren Beratung und Abschlussorientierung.
Die eher fühlorientierten Persönlichkeiten kümmern sich gerne um Menschen und lieben die Zusammenarbeit im Team. Der „introvertierte Fühler“ unterstützt seine Kunden gern und ist sehr sorgfältig in Brillenfertigung und Service. Der „Extrovertierte Fühler“ ist ein wahres Begeisterungstalent. Er verkauft über die Beziehungsebene – mit viel Elan und Empathie. Sein Talent ist am besten im Verkauf und der Brillenberatung aufgehoben. Auch im Marketing punktet er mit kreativen Ideen.
Wer seinen natürlichen Stärken als Mitarbeiter oder Unternehmer auf den Grund gehen möchte, dem sei ein persönliches Coaching auf Basis einer Persönlichkeitsanalyse empfohlen.
Entscheidende Fragestellungen bei der Jobsuche
Hinterfragen Sie genau:
- Welche Philosophie das augenoptische Unternehmen verfolgt,
wie der Unternehmer selbst von seiner Persönlichkeit her aufgestellt ist,
- aus welchen überwiegenden Tätigkeiten Ihr künftiger Job bestehen wird, und
- wie die Aufgabenverteilung bei den anderen Teammitgliedern ist.
Und bei der Mitarbeiterauswahl?
Trotzdem es immer schwieriger wird, geeignete Mitarbeiter zu finden, sollte auch der Augenoptiker genau überlegen, welchen Persönlichkeitstyp er als Mitarbeiter braucht und wer gut zu Unternehmensstrategie, Kunden und Team passt. Dabei gilt der Grundsatz: Gleich und gleich ist sich sympathisch.
Unterschiedliche Talente und Perspektiven hingegen stärken das Team und sind gut für die effektive und effiziente Erledigung aller anstehenden Aufgaben. Achten Sie also weniger auf Ihre persönlichen Vorlieben, sondern mehr darauf, was Ihr Unternehmen aktuell braucht!
Zuletzt sei erwähnt, dass das Schema der Verhaltenspräferenzen hilfreich bei Job- und Mitarbeiterauswahl sein wird, aber natürlich nicht die alleinige Entscheidungsgrundlage darstellen sollte. Menschen, die ihrer Analysefähigkeit und ihrer Intuition folgen, treffen meist die richtige Entscheidung und werden glücklich in ihrem beruflichen Umfeld als Augenoptiker.
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Sandra Schubert
ist ein geborenes Verkaufstalent und „Deutschlands charmanteste Verkäuferin“. Sie ist seit über sechs Jahren als Trainerin, Coach und Vortragende in der Augenoptik unterwegs. Als erfahrene Expertin für Verkauf, Positive Psychologie und zertifizierte Verhaltenstypologin „schubst“ sie ihre Teilnehmer mit Hilfe von Seminaren und Vorträgen buchstäblich zum Verkaufserfolg.