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Interview mit Moderatorin Shary Reeves

Meine Brillen: kleidsam und nachhaltig

Shary Reeves, Kölner Moderatorin mit afrikanischen Wurzeln, ist als Bühnenprofi ein Temperamentsbündel von beachtlicher Präsenz. Das liegt auch an den Fassungen, mit denen die 43-Jährige ihre Persönlichkeit markant unterstreicht. eyebizz befragte die selbstbewusste Brillen-Trägerin mit Faible für Zukunftsfragen zu Kundenkommunikation in der Augenoptik, zu nachhaltigen Brillen und Folgen der Digitalisierung. In Bezug auf Kontaktlinsen blieb sie leider einsilbig.

eyebizz: Frau Reeves, Sie moderieren, schreiben, sind Expertin für Social Media und haben bei „Hart aber fair“ über Alltagsrassismus in Deutschland mitdiskutiert. Bei all diesen Facetten – wie definieren Sie selbst Ihre Berufstätigkeit?

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Shary Reeves: Das ist eine typisch deutsche Frage. Man soll immer in Schubladen gesteckt werden. Ich verstehe das ja, aber bei mir geht das nicht. Ich bin multi-talentiert oder eben vielseitig. Der Mensch ist auch dafür geschaffen, vielseitig zu sein. Doch wir leben in einem System, das uns das regelrecht verbietet.

Ist Vielseitigkeit eine zeitgemäße Haltung, um den Herausforderungen von Globalisierung und Digitalisierung gewachsen zu sein?

Das denke ich schon. Vielseitig zu sein, ist in unserer Zeit auch das Einzige, worum ich den Nachwuchs beneide. Dass sie visionär sein dürfen. Worum ich sie nicht beneide ist dass ein Großteil von ihnen das nicht nutzt. Sie schöpfen ihr Potenzial nicht komplett aus. Und das tun sie nicht, wenn sie sich zu sehr auf eine Sache begrenzen. Oder sich begrenzen lassen. Digitalisierung und Globalisierung helfen gar nichts, wenn sich der Mensch nicht auch verändert.

Shary Reeves - Moderatorin und Brillen-Trägerin
Shary Reeves – Moderatorin und Brillen-Trägerin (Bild: Roland Breitschuh)

Was fehlt da?

Fangen wir bei der Kommunikation an. Wie kann es denn sein, dass wir bei all den Erfahrungen, die wir als Menschen gesammelt haben, im Jahre 2019 kommunikative Hilfsmittel brauchen, um wirklich miteinander zu reden? Die Digitalisierung treibt das voran. Viele sind ja mittlerweile fast abhängig von der technischen Kommunikation. Sie sind dann auch nicht mehr unabhängig in ihrem instinktiven Handeln. Und ich werde auch noch kontrolliert. Diese Distanzierung vom menschlichen Instinkt macht mir Angst. Die Digitalisierung ist einerseits super, aber es gibt eben auch negative Folgen, die übersehen werden, zum Beispiel dass ältere Menschen hier oft völlig untergehen.

Die Digitalisierung hat auch die Augenoptik erreicht. Brillengläser werden längst schon online angeboten und gekauft. Was ist Ihr Weg zu einer neuen Brille?

Brillen kaufe ich grundsätzlich nicht online. Ich habe einen Freund in der Kölner Innenstadt, der Augenoptiker ist. Von ihm beziehe ich meine Brillen, von ihm werde ich beraten. Ich würde immer zu ihm gehen.

Warum tragen Sie Brille?

Ich habe die klassische Alterssichtigkeit. Ich brauche meine Brille für nachts für die Fernsicht, und tagsüber, hier in erster Linie für die Arbeit am Rechner.

Welche Brillen mögen Sie?

Ich will jetzt keine Werbung machen, aber ich trage gerne die Brillen des Kölner Labels Martin & Martin. Gut finde ich hier das Material. Die Brillen werden aus Zellulose hergestellt, also eine Baumwollart. Das ist nachhaltig, und das ist mir auch ungemein wichtig. Ich kann nicht immer auf Nachhaltigkeit achten, ich fahre etwa Auto. Doch ich versuche gerade, mich Schritt für Schritt immer mehr in diese Richtung zu bewegen.

Als Person des öffentlichen Lebens setzen Sie mit Ihren Brillen, mit zum Teil auffälligen großen Gläsern, sehr markante Akzente.

Was bedeutet Ihnen die Brille?

Für mich ist eine Brille nicht einfach nur ein Hilfsmittel, um besser sehen zu können, sondern eine Brille ist wie ein Kleid, sie muss mich kleiden, und mein Gesicht im Zweifelsfall noch schöner machen. Und da greife ich einfach gerne auf ein Brillen-Modell zurück, wo ich sagen kann, ich habe jetzt sogar noch etwas im Gesicht, was nachhaltig ist.

Tragen Sie auch manchmal Kontaktlinsen?

Nein.

In Zukunft, so eine mögliche Prognose, könnten Fehlsichtige nicht nur Sehtests online machen, sondern auch die Brillenglasbestimmung zuhause am Computer vornehmen, sodass sie gar nicht mehr zum Augenoptiker gehen müssen. Was sagen Sie dazu?

Das wäre eine Katastrophe, denn ich finde, dass zwischenmenschliche Kommunikation im Bereich der Gesundheit sehr wichtig ist. Nicht umsonst sprechen wir ja auch von gesunden Augen. Jeder kennt das beruhigende Gefühl, man fühlt sich nicht gut und der Arzt oder auch Augenoptiker sagt, ‚das ist kein Problem, wir kriegen das schon wieder hin‘. Es findet eine Begegnung mit einem Menschen statt, der einem hilft, und schon fühle ich mich besser. Der Mensch denkt an mich, auch wenn es nur für eine halbe Stunde ist. Wir müssen aufpassen, dass der Mensch im Zuge der Digitalisierung nicht auf der Strecke bleibt. Ganz abgesehen davon, dass Arbeitsplätze verlorengehen.

Haben Sie sich schon überlegt, Ihre Augen lasern zu lassen?

Nein. Lasern und mein Körper, das geht irgendwie nicht zusammen. Wenn ich an dieses Wort nur denke. Nein, kein Laser an meine Augen!

Sie durchliefen eine Ausbildung zur Fotoassistentin. Wie wichtig ist für Sie das Sehen?

Für mich als kreativer Mensch sehr wichtig. Ich bin ein extrem visueller Mensch. Das ist für mich noch wichtiger als das Erfühlen können. Ich habe einmal zweieinhalb Jahre lang ein Praktikum in einer Schreinerei gemacht. Genau zu sehen, wie man etwas baut, bis es fertig ist, das ganz genau wahrzunehmen, ist sehr wichtig.

Ihr Vater kommt aus Kenia, Ihre Mutter aus Tansania. Ist Ihre Hautfarbe ein Thema, mit dem Sie von Außenstehenden hier in Deutschland oft konfrontiert werden?

Ja. Ich spüre und erlebe das seit meiner Kindheit. Die Ausländerfeindlichkeit ist zudem wieder krasser geworden, da muss sich das Land Gedanken machen. Diejenigen, die davon betroffen sind wie ich, haben ein feines Gefühl dafür.

/// JUEB

[ID 7550]

 

Shary Reeves ist in Köln geboren, dort und in New York aufgewachsen, und hat sich als Moderatorin, Autorin, Musikerin, Schauspielerin („Marienhof“) und Ex-Fußball-Bundesliga-Spielerin einen Namen gemacht. 16 Jahre lang moderierte die Tochter eines kenianischen Philosophieprofessors gemeinsam mit Ralph Caspers „Wissen macht Ah!“ in der ARD. Für ihr gesellschaftliches und soziales Engagement wurde Shary Reeves mehrfach ausgezeichnet, 2016 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

 

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