Unter dem Motto „Alexa, übernehmen Sie!“ diskutierten Ruth Anna-Weißmann (Vorstandsmitglied von Aktiv Optik), Nicole Hanisch (Rheingold Institut in Köln), Jens-Peter Klatt (Vice President Mulrichannel von Mister Spex) und die Verkaufsleiterin von Essilor Deutschland, Susanne Pieler, auf dem opti-Forum mit eyebizz-Chefredakteurin Christine Höckmann über die Frage: Wie weit krempeln Online-Handel, IT und künstliche Intelligenz die Augenoptik noch um?
Multichannel ist die Lösung, war das zentrale Ergebnis des lebhaften Austausches der eyebizz-Diskussionsrunde auf der opti 2919: Der Kunde will das Beste aus beiden Welten, Offline und Online. Die zahlreichen Besucher nahmen interessante Impulse mit aus der Diskussion. Hier ein paar Highlights.
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Schrecken der Händler
Alexa, auf diesen Namen hören die smarten Sprachassistentinnen von Amazon. Im Juli war im Handelsblatt zu lesen: „Alexa wird zum Schrecken der Händler.“ Die „intelligenten Kreaturen“ von Online-Giganten wie Amazon, Google und Co. bedrohen demnach viele traditionelle Händler in ihrer Existenz, weil sie den wichtigen Kontakt zum Kunden abschneiden.
Für die Augenoptik ist Amazon aktuell im Kontaktlinsen- und Sonnenbrillen-Bereich gefährlich. Im Moment fehle für Alexa aber z.B. noch die wichtige Visualisierung, klärte Nicole Hanisch. Künftig könnten dann allerdings nach einem Brillenkauf und erfolgtem Gesichts-Scan andere Fassungen, die zur Gesichtsform passen, von Alexa vorgeschlagen und per Hologramm in den Raum gestellt werden.
Allmachtsfantasien der Kunden
Trotzdem erfüllt der Online-Verkauf insgesamt schon heute auch bei augenoptischen Produkten maßgebliche Bedürfnisse der Verbraucher, die „immer, alles, neu“ haben wollen. Hanisch: „Damit sind regelrechte Allmachtsfantasien verbunden, selbst das Abwarten um einen Tag wird zur vermeintlichen Zumutung.“
Interessant der Beitrag der Shoppingexpertin rund um das Trendthema „Gesundheit“: Begriffe wie „light“ oder „Gesundheit“ sind out. Sie klingen viel zu negativ, besser spricht sich von „Health“ oder wie bei Lebensmitteln aktuell von „vegan“. Es geht dem Konsumenten um ein Plus. In Bezug auf die Brille übersetzt: Nicht das gute Sehen ist allein wichtig. Der Sehschwache will sich mit Brille neu erfinden. Er will sich glücklich fühlen.
Hier schloss sich der Kreis, wenn zum Beispiel Ruth Anna Weißmann genau diesen Aspekt als Kern des stationären Ansatzes ihrer Gruppe ansprach. In Pilotprojekten testet die Kette unter anderem jetzt schon die Hinzuziehung von Telemedizin. Natürlich seien zahlreiche digitale Features innerhalb des Verkaufsprozesses von Interesse, schließlich gehe beim Thema Digitalisierung nicht nur um Online-Shops, aber: „Eine qualitativ hochwertige Gleitsichtbrille gibt es zurzeit eben nur offline.“
Jens Peter Klatt lüftete das Geheimnis, dass der nächste Mister Spex Store in Hamburg eröffnen soll. Zielmarge seien 100 eigene Läden. Susanne Pieler brachte es auf den Punkt: „Online- und Offline-Welt müssen jeweils zusammenwirken. Wir wollen unsere Kunden schon zuhause auf dem Sofa flashen.“ Am Smartphone begeistern und dann ins Geschäft ziehen. Mehr zu diesem „Drive to Store“ Modell erfährt die Branche jetzt, da das Bundeskartellamt dem Kauf von Brille24 durch Essilor zugestimmt hat.