Im Rahmen von Praxissemestern werden von Studierenden gerne auch Erfahrungen im Ausland und bei Hilfsorganisationen gesammelt. Lucy Müller studiert an der Hochschule Aalen und half bei einem Projekt von „Wir helfen sehen e.V.“ in Uganda (Kampala und Jinja): Augenoptik back to basic. Hier ihr Bericht.
„Wie in jeder großen Stadt gibt es auch hier ärmere Viertel, aber arm in Uganda und arm in Deutschland lässt sich nur schwer vergleichen. Zur besseren Vorstellung: Es gibt hier (wohlgemerkt, gemeint sind hier nur bestimmte Viertel) keine asphaltierten Straßen, d.h. wenn es regnet, steht quasi alles still, da alles überschwemmt ist. Fließendes Wasser ist eine absolute Seltenheit, was die Frage nach Toiletten im Haus mit Wasserspülung erübrigt. Die Menschen hier arbeiten sehr hart für ihren Lebensunterhalt und kämpfen sich durch für ihre Familie, ihre Kinder und deren Zukunft.
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Kein Geld für Brillen
Da kann man sich vorstellen, dass unter solchen Bedingungen kaum jemand Geld für eine Brille hat, auch wenn diese manchmal absolut notwendig wäre. Hier kommt „Wir helfen sehen e.V.“ ins Spiel. In Zusammenarbeit mit der 22Stars Foundation, gegründet und geführt von Stella Romana Airoldi, werden die Menschen, so gut es geht, optisch versorgt. Menschen werden mit Lesebrillen versorgt und Arbeiter aus dem Steinbruch bekommen Schutzbrillen. Zusätzlich werden noch Sonnenbrillen verteilt, um die Augen vor der UV-Strahlung zu schützen.
Ein besonderes Augenmerk liegt aber auf den Kindern! Daher geht „Wir helfen sehen“ an Schulen, die in ärmeren Vierteln liegen, und macht mit den Schülern Schnelltests. Gibt es dabei Auffälligkeiten, z.B. Augenkneifen oder schlechter Visus, wird eine Augenglasbestimmung durchgeführt. Da wir mobil arbeiten und auch nicht Geld für eine Mess-Ausstattung haben, die vergleichbar mit einem deutschen Augenoptikgeschäft ist, arbeiten wir mit einer Sehprobentafel und Messbrille. Ganz einfach und effektiv – so wie früher.
Augenoptik back to basic
Ich musste mich erst daran gewöhnen, auf diese Weise eine Augenglasbestimmung zu durchzuführen, da ich es erstens so nicht kannte und zweitens auch noch nie mit Dolmetscher gearbeitet habe. Man braucht ein paar Probanden, bis man ein eingespieltes Team ist und jeder weiß, was der andere meint.
In Zusammenarbeit mit Aloka Zeiss werden dann entsprechende Korrektionsbrillen angefertigt. Bei der Brillenabgabe, von der ich im September selbst eine machen durfte, war es überwältigend zu sehen, wie glücklich die Schüler sind, endlich wieder in alle Entfernungen scharf sehen zu können.
Tagesausflug zum Augenarzt
Manchmal kommt es aber auch vor, dass trotz Refraktion keine zufriedenstellende Sehleistung erbracht wird. In diesen Fällen wird dafür gesorgt, dass diese Schüler einen Augenarzt besuchen und eine Diagnose gestellt wird – ein Tagesausflug! Damit so viele Patienten wie möglich beim Augenarzt vorstellig werden können, wird ein kleiner Bus gemietet. Übrigens: Der Verkehr in Ugandas Städten ist auf jeden Fall ein Erlebnis wert.
Da wir mit mehreren Patienten anreisen, ist die Wartezeit etwas länger. Natürlich meldet sich dann irgendwann der Hunger. Da das Geld wie schon erwähnt mehr als knapp ist, übernimmt „Wir helfen sehen“ auch die Verpflegung für den Tag beim Augenarzt.
Nicht selten kommt es vor, dass nach einer Diagnose rascher Handlungsbedarf besteht, z.B. Katarakt bei Kindern oder eine Linsenverschiebung. Die Kosten der Operation sowie die Kosten, die rund um die Operation anfallen, werden ebenfalls vom Verein getragen.
Weiter Handlungsbedarf
Die Arbeit von „Wir helfen sehen“ wird durch die Projektmanager der 22Stars Foundation nicht nur unterstützt, sondern in manchen Fällen auch erst möglich gemacht, z.B. durch Dolmetscherarbeit, Organisation vor Ort, u.v.m.
Ich kann hier sehen, was schon geleistet wurde und wo noch dringender Handlungsbedarf besteht. Daher kann ich sagen, dass der Verein viel bewegt, aber natürlich auch alles eine Frage des Geldes ist – insbesondere, weil „Wir helfen sehen e.V.“ auf Spendenbasis arbeitet. Die Organisation hat als Ziel, durch gutes Sehen Bildung zu ermöglichen. Gutes Sehen: Grundlage für Bildung und Weiterentwicklung.“
Weitere Informationen zur Arbeit des Vereins unter wirhelfensehen.de