Trockenes Auge: Die Gründe dafür sind vielfältig. Häufig spielt das Alter, trockene Luft, zu wenig Bewegung im Freien oder auch das Tragen von Kontaktlinsen eine Rolle. Aber auch wer sich nicht gut ernährt, trägt unter Umständen dazu dabei, dass seine Augen trockener werden. Augenoptiker, die sich hier auskennen, können das fürs Kundengespräch nutzen.
Flüssigkeitsaufnahme und Nahrung spielen für das Wohlbefinden allgemein eine große Rolle. Wie etwa Alkohol die Ausscheidung von Wasser über die Nieren stimuliert, hat Dr. Andreas Berke in eyebizz 6.2019 ausführlich dargestellt. Grundsätzlich wirkt sich unsere Ernährung auch auf den Tränenfilm des Auges aus. Ernährungstipps sind somit eine weitere Möglichkeit für Augenoptiker, Kunden umfassend zu beraten.
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Vitamine und Co
In erster Linie beeinflussen bestimmte Vitamine, Spurenelemente und Fettsäuren den Tränenfilm. Wenn sie dem Körper nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, vermindert sich die Aufreißzeit des Tränenfilms, was zu trockenen Augen führen kann. Worin liegen die Unterschiede zwischen Vitaminen, Spurenelementen und Fettsäuren?
Vitamine sind Substanzen, die vom menschlichen Organismus selbst nicht gebildet werden können. Sie liefern keine Energie, sind aber für die Körperfunktionen unentbehrlich und müssen regelmäßig mit der Nahrung zugeführt werden. Zusätzlich benötigt der Organismus Mineralstoffe. Es handelt sich dabei um anorganische Bestandteile, die etwa für den Aufbau von Blutzellen, Knochen, Zähnen und Hormonen benötigt werden. Je nach mengenmäßigem Gehalt im Körper spricht man von Mineralstoffen oder Spurenelementen. Als Spurenelemente werden Mineralstoffe in einer Konzentration unter 50 mg/kg Körpergewicht bezeichnet (Quelle: „Die Vitalstoffentscheidung“, Dr. med. Petra Wenzel).
Fettsäuren wiederum sind die Grundbausteine der Fette. Sie haben unterschiedliche Aufgaben im Körper. In den meisten Zellen können sie zu Energie verbrannt werden und liefern dabei mehr als doppelt so viele Kalorien wie Kohlenhydrate. Außerdem können sie in großen Mengen im Fettgewebe gespeichert und als hohe Energiereserven angelegt werden.
Nährstoffe für die Augen
Mit bestimmten Lebensmitteln können die benötigten Nährstoffe dem Körper zugeführt werden. Folgende Nährstoffe spielen bei der Symptomatik des trockenen Auges eine Rolle:
Vitamin A (Retinol) ist ein Antioxidans und Teil des Sehpurpurs im Auge. Enthalten ist es in Karotten, Kürbissen, Aprikosen, Spinat, Tomaten, Milchprodukten und Leber. Symptome, die auf einen Mangel hinweisen, sind etwa Sehschwierigkeiten in der Dämmerung, Nachtblindheit und trockene Augen.
Vitamin B2 (Riboflavin) ist ein Teil der etwa 60 unterschiedlichen Enzyme des Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsels. Es ist für die Übertragung von Lichtreizen am Auge verantwortlich und schützt die Augen vor Zellschäden. Zu finden in Avocado, Brokkoli, Vollkornprodukten und Milchprodukten.
Vitamin B6 (Pyridoxin) ist als Vitamin für den Eiweißstoffwechsel zuständig und wird für einen funktionierenden Tränenfilm benötigt. Zu finden ist es in Lebensmitteln wie Kartoffeln und Grünkohl, Lachs, Sardinen, Makrelen und Gans.
Vitamin B12 (Cobalamin) hat eine wichtige Funktion in der Zellteilung und unterstützt das Immunsystem. Zudem spielt es bei der Augenbefeuchtung eine Rolle. Es ist in tierischen Produkten wie Rinderniere, Kalbs- und Schweineleber und in geringen Anteilen in Milchprodukten oder Eiern enthalten.
Vitamin C (Ascorbin) ist ein Antioxidans und ist an mehr als 15.000 Stoffwechselreaktionen im Menschen beteiligt. Es ist essenziell für das Immunsystem und an der Bildung von Bindegewebe und am Aufbau wichtiger Hormone beteiligt. Zudem wird es zur Prävention und Akutbehandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Man findet es in Brokkoli, Rosenkohl und Paprika sowie in Acerola-Beeren und Hagebutten.
Vitamin E (Tocopherol) bezeichnet ein Antioxidans, das die mehrfach gesättigten Fettsäuren in den Zellmembranen, den Arterien, im Blut und in den Augen schützt. Eingesetzt wird es zudem bei einem geschwächten Immunsystem. Zu finden ist es in Paprika, Spinat, Weizenkeimöl, Sonnenblumenöl und Makrelen. Außerdem in Johannisbeeren und Mangos.
Omega-Fettsäuren sind essenzielle Nährstoffe und können vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Eine Zufuhr über die Nahrung ist daher notwendig. Sie sind für die Bildung der stabilisierenden Fettschicht des Tränenfilms mitverantwortlich. Wenn die Lipidschicht des Tränenfilms gestört ist, entstehen die für trockene Augen typischen Symptome, z. B. Brennen, Rötung oder auch Juckreiz. Den Omega-Fettsäuren wird außerdem eine anti-entzündliche Wirkung nachgesagt. Sowohl Omega-3- als auch Omega-6-Fettsäuren sind in Lebensmitteln wie Forelle, Lachs, Makrele, Schweineleber, Ei, Käse und Distelöl, Leinöl sowie Walnussöl zu finden (Quelle: https://hylo.de/tipps-gegen-trockene-augen/trockene-augen-und-ernaehrung, „Risikofaktor Vitaminmangel“, Andreas Jopp)
Ernährung als Teil der Anamnese
Dass trockene Augen auch mit Ernährungsgewohnheiten zusammenhängen, ist vielleicht eine ungewohnte Betrachtungsweise. Um eine Symptomfreiheit zu erreichen, sollten mit dem Kunden, der an trockenen Augen leidet, alle Möglichkeiten, die zu einer Lösung führen können, genutzt werden.
Neben der Reduktion des Computer- und Handygebrauches und bei Kontaktlinsenträgern die Auswahl des optimalen Kontaktlinsenmaterials (siehe Teil 2 der Serie, eyebizz 2.2020) sollte die Ernährung in die Anamnese mit einbezogen werden. Denn der Körper verschlackt durch ein Zuviel an industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln. Was sich wiederum auf die Schleimhäute auswirkt und das trockene Auge begünstigt. Größere Mengen an Süßem und Salzigem addieren sich im Körper und fördern Entzündungen, auch an den Augen.
Auch die Quecksilberbelastung, die sich durch tierische Lebensmittel wie Fisch, Fleisch oder Milchprodukte erhöhen kann, spielt bei der Sicca-Symptomatik eine Rolle. Es empfiehlt sich, zumindest eine Zeitlang, die Wahl einer gemüse- und obstlastigen Ernährung mit einem hohen Rohkostanteil, wie sie auch in der basischen Ernährung zu finden ist. Denn eine hohe Säurebelastung des Körpers fördert Sehprobleme aller Art (Quelle: Kurt Tepperwein, „Jungbrunnen Entsäuerung“).
Neben der Ernährung spielt natürlich auch Stress bei der Sicca-Symptomatik eine Rolle. Deshalb sollte der Kunde nach Stressfaktoren befragt werden. Weil die Tränenflüssigkeit durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird, kann zu viel Stress die Symptome des trockenen Auges verstärken.
Trockenes Auge und Ernährung: Fazit
Der Tränenfilm lässt sich durch eine gesunde, abwechslungsreiche und vitaminhaltige Kost unterstützen, und damit das trockene Auge verhindern. Um diese Erkenntnisse ins Kundengespräch mit einfließen zu lassen, muss man kein Ernährungsexperte sein. Wenn der Kunde dauerhaft mit Symptomen des trockenen Auges kämpft, sollten Ernährungsaspekte unbedingt mit in die Kundenberatung einbezogen werden. Mit einfachen Fragen und daraus resultierenden Tipps können Augenoptiker gut weiterhelfen.
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Tanja Leideck ist Augenoptikermeisterin, staatlich geprüfte Augenoptikerin, Coach und Inhaberin von Ophthalmo Consulting. Seit 30 Jahren ist sie in der augenoptischen Branche u.a. im Außendienst tätig und gibt ihre Erfahrungen mittlerweile als Unternehmenscoach in Vorträgen, Workshops, individuellen Schulungen und Trainings weiter.