„Wir planen ein hoch emotionales Produkt“ sagt Carsten Szameitat, Director EXPO der INTERNET WORLD, die ebenso wie eyebizz zur Ebner Media Group gehört, im Interview. Die Corona-Krise inspiriert Event-Macher zu neuen Formaten. Die INTERNET WORLD bereitet für den Oktober die Future Commerce Show vor, die Dienstleister und Kunden zusammenbringen soll.
Egal wie man es dreht und wendet – 2020 ist nicht das Jahr für Massenveranstaltungen. Über 160 Messen wurden in Deutschland bislang Corona-bedingt ersatzlos abgesagt. Auch die INTERNET WORLD EXPO im März wurde von der Pandemie kalt erwischt. Doch Carsten Szameitat, Director EXPO der INTERNET WORLD, lässt sich davon nicht entmutigen. Für den Herbst plant er mit seinem Team ein neues Event-Format, das neben der Messe bestehen soll.
„Future Commerce Show“, das klingt nicht nach Fachmesse…
Carsten Szameitat: Nach der Absage der EXPO im März haben wir im Team überlegt: Versuchen wir jetzt, das was bislang live funktionierte, digital zu machen? Wir haben bereits seit Jahren erfolgreiche Webinare und Online-Konferenzen im Haus, aber die Future Commerce Show sollte etwas Neues sein, ein Digital First Format, das das Unternehmen voran bringt, das unseren Partner aus dem Handel einen echten Mehrwert bietet und das der Brand INTERNET WORLD gerecht wird.
Und wie sieht dieses Format aus?
Szameitat: Wie der Name „Show“ schon vermuten lässt, steht im Mittelpunkt des Events eine abendfüllende Show, die Branchen-Content mit Entertainment-Elementen verbindet. Im Look and Feel aus einer Mischung „Joko & Klaas“ mit „Anne Will“. Diese Show lassen wir in einem großen TV-Studio produzieren, mit einem Moderatoren-Mix aus Branchenkennern und Entertainment-Profis. Im Mittelpunkt stehen die Angebote unserer Partner, aber auch und vor allem der Blick auf zukünftige Commerce-Trends und ihre Auswirkungen auf den Handel, die Gesellschaft und das Business. Das Wort „Future“ nehmen wir ernst, es soll nicht darum gehen, was heute schon Alltag ist, sondern wie wir in Zukunft einkaufen, wie wir bezahlen, welche Geschäftsmodelle wir nutzen.
Großes TV-Studio, das hört sich aufwendig an…
Szameitat: Wir folgen dem Grundsatz „Qualität ist nicht verhandelbar“. Das gilt vor allem für die Content-Produktion, inhaltlich wie technisch. Natürlich kann man heute mit ein paar Smartphones, etwas Licht und einer Webinar-Software Inhalte erstellen, die auf den ersten Blick ganz gut aussehen – aber eben auch nur auf den ersten Blick. Davon wollten wir uns absetzen. Und wenn man erstklassigen Content produzieren möchte, dann landet man schnell bei einem TV-Studio, bei professionellen Kameraleuten, Profi-Licht, Maske, Post-Production und allem was dazu gehört.
Was ist der Grund für all den Aufwand?
Szameitat: Eine professionelle Maske, das ein gutes Beispiel: Wer eine innovative Lösung oder ein Unternehmen vorstellt, soll dabei auch ordentlich aussehen. Wir sind davon überzeugt, dass die Menschen, die hinter den Produkten in unserer Industrie stehen, eine große Bühne verdient haben, und diese Bühne werden wir ihnen geben. Zum Beispiel auf dem Commerce Walkway, auf dem ausgewählte Exponate live präsentiert werden. Die Zuschauer können per Webstream dabei sein oder sich später die ganze Show ansehen. Auf der Commerce Center Stage machen wir Live-Talks mit spannenden Gästen, Diskussionsrunden und Unternehmensvorstellungen. Unter dem Strich gilt es Trends, Produkte, Unternehmen und die Personen aufmerksamkeitsstark in den Fokus zu stellen.
Oft werden Fachinformationen ja recht nüchtern und emotionslos vermittelt.
Szameitat: Genau das wollen wir nicht. Wir planen ein hoch emotionales Produkt, das die Zuschauer anspricht und ihnen interessante Inhalte spannend verpackt. Deshalb gehen wir ja auch dorthin, wo hochemotionale Inhalte produziert werden: In ein professionelles TV-Studio. Und wir suchen die Zusammenarbeit mit Menschen, die solche Inhalte produzieren und Zuschauer begeistern können. Das Ergebnis wird eine abendfüllende B2B TV-Show
Läuft die Future Commerce Show dann auch im Fernsehen ?
Szameitat: Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber zuerst wird es eine Premiere im festlichen Rahmen geben. Danach arbeiten wir an verschiedenen Distributionskanälen mit großen Reichweiten. Daneben wird es natürlich auch die Möglichkeit geben, bei der Produktion live dabei zu sein und nicht nur auf die Bühne zu blicken, sondern auch dahinter.
Bei einer Messe ist ja auch die direkte Begegnung mit Geschäftspartnern wichtig. Wie bedient die Future Commerce Show dieses Bedürfnis?
Szameitat: Wir geben unseren Partnern die Möglichkeit, die Geschäftspartner, die für sie wichtig sind, auf der Future Commerce Show zu treffen – und zwar im Boutique-Style auf sehr hohem Niveau. Wir planen drei Studio-Produktionstage für die Show. An zwei dieser drei Tage können Gäste dabei sein, das Treiben am Set beobachten und miteinander ins Gespräch kommen. Die Produktion dient dann quasi als Kulisse für Gespräche. Wir reden da natürlich insgesamt nicht von mehreren tausend Menschen, sondern von einer kleinen, ausgewählten Schar an hochrelevanten Entscheidungsträgern, die wir für unsere Partner einladen. Das trägt nicht nur eventuellen Hygiene-Auflagen Rechnung, sondern bietet für die Teilnehmer an der Future Commerce Show einen optimalen Rahmen für den Austausch.
Die INTERNET WORLD EXPO konnte ja in diesem Jahr nicht wie geplant im März stattfinden. Als Ausweichtermin wurde der 11. und 12. Oktober kommuniziert.
Szameitat: Wir halten es angesichts der Corona-Pandemie nicht für sinnvoll, die INTERNET WORLD EXPO in diesem Jahr im geplanten Rahmen zu veranstalten. Die Situation ist einfach noch nicht so, dass man ruhigen Gewissens eine Veranstaltung in mehreren Messehallen mit tausenden von Teilnehmern vorbereiten kann, die in gut drei Monaten stattfinden soll. An dem ursprünglich für den Oktober vorgesehenen Termin wird jetzt die Future Commerce Show produziert. Dennoch ist es ganz wichtig festzuhalten, dass dieses Show-Format etwas Neues, Eigenständiges ist, das die INTERNET WORLD EXPO nicht ersetzt, sondern um ein Herbst-Format ergänzt.
Und was wird aus der EXPO?
Szameitat: Für die INTERNET WORLD EXPO 2021 gibt es bereits einen Termin, und zwar am 9. und 10. März 2021. Dann wird die Leitmesse für den digitalen Handel auf dem Münchner Messegelände stattfinden.
Für 2020 hatte sich die EXPO ja ein neues Konzept mit einem größer gefassten thematischen Rahmen gegeben, weg vom reinen E-Commerce hin zum gesamten digitalen Handel. Bleibt es dabei?
Szameitat: Ja, dabei bleibt es. Wenn die Krise für uns etwas Gutes hatte, dann das: Wir waren mit den Vorbereitungen für die Messe im März ja bereits komplett fertig, als die Absage durch die Auflagen der Behörden erforderlich gemacht wurde. Wir können also mit der EXPO im nächsten Jahr quasi dort anknüpfen, wo wir im Frühjahr aufgehört haben.
Und die Retail Business Week?
Szameitat: Auch die Retail Business Week soll keine Eintagsfliege bleiben. Wir wollen sie in Zukunft ebenfalls jährlich veranstalten. Allerdings gibt es für 2021 noch keinen festen Termin.