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Editorial eyebizz 1.2021

Das Pandemie-Paradoxon

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

es gab einen Galeristen, der nahm eine Stoppuhr, um herauszufinden, wie lange die Besucher vor seinen Gemälden verweilen. Fünf Sekunden. Da war es aber schon zu spät. Die Galerie musste coronagemäß schließen. Daran dachte ich bei der Meldung des IFH Köln, dass die Verweildauer in Innenstädten sinkt und Schnäppchenjäger an „Black Fridays“ und „Cyber Mondays“ online fremdgehen.

Mag der Einzelhandel unter der Pandemie leiden, Schönheitschirurgen tun es nicht. Doppelkinn-OPs sind auf dem Vormarsch, so der Münchner Faltenterminator Werner Mang. Bei all den Videokonferenzen, zu denen uns die neue Abstandsgesellschaft nötigt, rücken Gesicht und Halspartie ungeschönt ins Zentrum. Alle sehen mehr als sie wollen, auch von sich selbst: Schlupflider, Tränensäcke, Doppelkinn.

Da haben wir es, das Pandemie-Paradoxon: Wer Abstand hält, hat sich nicht unbedingt entfernt, er kann trotzdem auf die Pelle rücken. Doch das Umgekehrte ist ebenso wahr: Abstand erweitert den Gesichtskreis, schafft neue Perspektiven, hilft, wieder den Überblick zu bekommen. Solche Perspektivwechsel bietet die aktuelle Ausgabe mehrfach.

Kaum veröffentlicht, wird der Kundenmonitor der Service Barometer AG jedes Jahr heiß diskutiert. Autor Uwe Hannig, selbst Augenoptiker und Optometrist, leistet Pionierarbeit mit seiner Bachelorstudie zum Image von Augenoptiker*innen aus der Sicht eines Branchenmitglieds. In der jetzt beginnenden sechsteiligen Serie stellt eyebizz seine wichtigsten Ergebnisse vor.

Die Absage der opti hat uns auf Ideen gebracht. Wir unterhielten uns mit Ausstellern über ihre persönlichen Sternstunden, recherchierten die Münchner Anfänge und fragten Branchenvertreter und Experten: Wie sieht die Messe der Zukunft aus? In unserem Extra ergeben so Nah- und Weitsicht ein größeres Ganzes, bei dem sich auch ein Kreis schließt. Wussten Sie, dass die Vorgängermesse Optica auch einmal in Stuttgart stattfand?

Zum Jahreswechsel bläst zudem frischer Wind durch die Seiten. Zwei neue Rubriken sollen inspirieren: GreenEye über Themen der Nachhaltigkeit, damit knüpfen wir an unsere letzte Ausgabe mit diesem Schwerpunkt an, und Moodboard. Hier am besten einfach überraschen lassen.

Last but not least eine Neuerung, die Ihnen beim Lesen vielleicht schon aufgefallen ist. Oder auch nicht, weil Sie sich daran gewöhnt haben. eyebizz gendert jetzt auch. Nicht verbissen, nur  unbedingt bei dem Wort, das uns am meisten am Herzen liegt, weil es Sie, unsere Leser, betrifft: Augenoptiker*innen. Noch immer werden bei der männlichen Form im Plural Frauen zu wenig mitgedacht. Auch manchmal von uns selbst. Das wollen wir ändern.

Wohltuende Weihnachtstage
und einen opti-mistischen Start ins neue Jahr
wünscht Ihnen Ihr

Dr. Jürgen Bräunlein
Chefredakteur eyebizz 

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