Entwicklungsdienst Deutscher Augenoptiker in Manila: Hilfe zur Selbsthilfe
von Patricia Perlitschke,
Eine Reise, die er erst nicht machen wollte: Für den Entwicklungsdienst Deutscher Augenoptiker (EDA) flog der 58-jährige Optometrist Ulrich Schüttler im vergangenen Jahr auf die Philippinen, um zwei Augenoptikerinnen bei der Brillenherstellung und der Gründung eines Geschäftes anzuleiten. Bereut hat er es nicht. In diesem Jahr will er wieder hinfliegen.
„Heiß und feucht, da wollte ich eigentlich nie hin.“ Trotzdem flog Ulrich Schüttler aus Duisburg Mitte September 2020 für drei Wochen als EDA-Mitglied auf die Philippinen, um dort ein Hilfsprojekt in einer katholischen Gemeinde zu unterstützen.
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Die Aufgabe des Augenoptikermeisters und M.Sc USA: zwei Augenoptikerinnen bei der Brillenherstellung und der Gründung eines Geschäftes anzuleiten. „Hilfe zur Selbsthilfe“ in Bagong Silang, einem von 188 Stadtteilen in Caloocan, das zur Metropolregion von Manila gehört, der Hauptstadt der Philippinen.
Entwicklungsdienst hilft den „Locals“
Der 1998 gegründete EDA führte bereits Projekte in Süd- und Mittelamerika, Asien, Afrika und vereinzelt Europa durch und zählt aktuell 30 Mitglieder. Die Arbeit des Entwicklungsdienstes fußt auf drei Säulen: Anschluss an bestehende Strukturen wie örtliche Augenkliniken, zweitens Kurzzeiteinsätze und Schulungen von „Locals“ im Berufsbild des Werkstattoptikers mit Zertifikat und drittens die weitere Patenschaft für das Fortbestehen der Zusammenarbeit.
Die Kooperation mit Michaela und Michael Roos von Brillen-ohne-Grenzen ermöglichte im Mai 2020 die Einrichtung einer eigenen EDA-Ausbildungsstätte im saarländischen Oberkirchen. „Das momentan größte EDA-Projekt hat das Ziel, die augenoptische Ausbildung in Uganda auf Regierungsebene zu etablieren. Daran arbeiten wir seit 2016“, so Reinhard Müller, erster Vorsitzender des EDA.
Auf den Philippinen gibt es keine Ausbildung zum Augenoptiker, sondern nur die zum Optometristen. Man studiert dafür sechs Jahre in Manila. Um als Augenoptiker*in hier arbeiten zu können, muss man wie Ulrich Schüttler Optometrist sein, zumindest in den Städten des Inselstaates mit seinen gut 7.640 Inseln.
Fundament für ein eigenes Einkommen
Schüttler wohnte während seines Aufenthalts im Pfarrhaus, direkt in der Kirche. „Morgens um sechs wurde ich vom Chor der Frühmesse geweckt. Auf dem Weg zum Gemeindezentrum sah ich Ungewohntes: Frauen, die auf der Straße Wäsche in Schüsseln wuschen, motorisierte Dreiräder, die durch die Gassen knatterten, Hähne, die vor den Häusern angeleint waren …“
„Während der Woche führte ich viele Sehtests durch, am Wochenende bekam ich Unterstützung. Für die beiden Augenoptikerinnen entstand so das Fundament für ein geregeltes, selbstverdientes Einkommen.“ Die Fassungen sollten auch weiterhin nichts kosten, nur die Brillengläser einen angemessenen Betrag. Schüttlers Fazit: „Die Menschen spüren die Möglichkeit der Veränderung, zu einem besseren Leben mit viel besserem Sehen.“
Vor kurzem erst erhielt eine der zwei Augenoptikerinnen ein Stipendium aus Deutschland – eine alleinerziehende Mutter von fünf Kindern. Für die Ausbildung wird sie jetzt vier bis sechs Jahre in Teilzeit zur Manila Central University pendeln.
Lust bekommen, beim Entwicklungsdienst Deutscher Augenoptiker (EDA) mitzumachen? Weitere Infos unter Anforderungen an Augenoptiker oder im Bewerbungsformular unter Mitmachen.
Aktuell gesucht werden:
Augenoptiker*in (französisch-sprechend) für ein Projekt in Mauretanien im Herbst
Augenoptiker*in (spanisch-sprechend) für Online-Unterricht/Vorlesungen
Augenoptiker*in zum Check/Reparatur für alte Geräte(plus Ersatzteile bestellen, feuchtigkeitsdicht verpacken, dann auch kommissionieren und evtl. eine Kiste für Container-Transporte schreinern – mit Lagermöglichkeit?)