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Umfrage von Ernst & Young

Fachkräftemangel bereitet Mittelstand mehr Sorgen als Pandemie

Für ihr Mittelstands-Barometer befragt die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) jährlich deutschlandweit nicht Kapitalmarkt orientierte Unternehmen aus dem Mittelstand mit mindestens zehn Millionen Euro Umsatz. Die aktuell befragten rund 800 Betriebe treibt am meisten der Fachkräftemangel um, noch mehr als die Pandemie.

Mittelstand Fachkräftemangel
Bild: Pixabay / Mohamed Hassan

Freud und Leid für Mittelstand

Im deutschen Mittelstand liegen laut EY-Mittelstands-Barometer derzeit Freud und Leid nah beieinander. Auf der einen Seite freuten sich Unternehmen etwa aus den Branchen Chemie, Pharma, Maschinenbau und Bauindustrie über eine zum Teil hervorragende Geschäftslage und volle Auftragsbücher. Auf der anderen Seite kämpft der Handel mit den Auswirkungen der Pandemie und staatlichen Einschränkungen, während die Autobranche unter der Halbleiterkrise und Produktionsausfällen leidet und massive Umsatzrückgänge verzeichnet.

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Über alle Branchen hinweg bezeichneten in der Studie derzeit 52 Prozent ihre Geschäftslage als gut. Die Spanne reiche dabei von 72 Prozent in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, 61 Prozent bei Bauunternehmen, 51 Prozent im Maschinenbau bis zu 29 Prozent in der Automobilbranche. Insgesamt nur 9 Prozent der befragten Mittelständler bewerteten ihre aktuelle Lage als schlecht oder eher schlecht. Einige Unternehmen bezeichneten ihre derzeitige Situation als kritisch: Jedes neunte Unternehmen aus der Metallindustrie und jeder zehnte Händler sieht sich in einer eher oder gar sehr kritischen Verfassung.

Es sind allerdings weniger konjunkturelle Herausforderungen, die die Mittelständler umtreiben, sondern strukturelle Themen: Als große Gefahr für das eigene Unternehmen bezeichneten derzeit 67 Prozent der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel – im Vorjahr lag der Anteil noch bei 54 Prozent. Und hohe Rohstoffpreise bereiteten 63 Prozent (Vorjahr: 38 Prozent) der Unternehmen Sorgen, während Hackerangriffe aus Sicht von 61 Prozent eine Gefahr darstellten – vor einem Jahr waren 50 Prozent dieser Meinung. Die Pandemie stelle „nur“ für 54 Prozent der Mittelständler eine Gefahr dar, eine schwache Konjunkturentwicklung für 51 Prozent.

Investitionen und Neueinstellungen sollen deutlich steigen

In den kommenden Monaten wollen die Unternehmen ihre Investitionen unterm Strich spürbar erhöhen: Knapp jeder dritte Betrieb will die Investitionen hochfahren, nur 5 Prozent wollen weniger investieren als im Vorjahr. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Neueinstellungen: 34 Prozent planen, die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen, nur bei 6 Prozent soll die Zahl der Mitarbeitenden sinken.

Mittelstand Probleme Fachkräfte
Bild: Pixabay / Qimono

Die hohe Einstellungsbereitschaft auf Seiten der Unternehmen dürfte den bereits bestehenden Fachkräftemangel noch weiter verschärfen. Bereits heute beklagen 80 Prozent der Unternehmen, dass es ihnen schwerfalle, neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Besonders hoch sei der Anteil bei Mittelständlern aus der Elektrotechnikbranche (94 Prozent), der chemisch-pharmazeutischen Industrie (90 Prozent) sowie der Metallerzeugung und -verarbeitung (88 Prozent). Deutlich entspannter sei die Lage im Kfz-Bau (66 Prozent) und im Handel (57 Prozent).

Trotz Konjunktur-Optimismus: Sorgen nehmen zu

Der Blick auf die eigene Geschäftsentwicklung falle zwar bei der Mehrheit der Mittelständler positiv aus – das weitere wirtschaftliche Umfeld werde von den Unternehmen aber immer skeptischer betrachtet.

So hätten nicht nur die Sorgen über den Fachkräftemangel im Vergleich zum Vorjahr nochmals zugenommen (von 54 auf 67 Prozent). Noch starker gestiegen sei die Besorgnis über hohe Rohstoffpreise (von 38 auf 63 Prozent), hohe Energiepreise (von 27 auf 60 Prozent) und die steigende Inflation (von 16 auf 36 Prozent).

 

Zur Befragung:

Das EY Mittelstands-Barometer basiert auf einer repräsentativen Befragung von 800 mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Befragt wurden nicht Kapitalmarkt orientierte Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 Millionen und einer Milliarde Euro. Dafür wurde im November und Dezember 2021 eine telefonische Befragung durch ein unabhängiges Marktforschungsinstitut durchgeführt. Die Unternehmen wurden nach ihrer derzeitigen Geschäftslage, nach den konjunkturellen Aussichten für 2022, nach ihren Investitionsabsichten, der Beschäftigungssituation und Einstellungsplänen sowie den größten Gefahren für das eigene Geschäft befragt.

 

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