im Jahr 1746 ließ der naturwissenschaftlich ambitionierte Klostervorsteher Jean-Antoine Nollet seine französischen Kartäusermönche eine brüderliche Kette bilden, die 1.800 Meter lang war. Als sich der Kreis schloss, verfielen die Mönche in wilde Zuckungen. Der Abt hatte sie an eine Leydener Flasche, den Urahn unserer Batterien, angeschlossen und so bewiesen: Elektrizität existiert. Die Mönche lernten etwas anderes: Selbst harmloser Hautkontakt birgt Risiken.
Anzeige
Da können wir dank Corona mitreden. Zwei Jahre lang haben wir unsere Lektion gelernt: Lächeln statt Händeschütteln. Abstand! Und weg mit den Pfoten. Zur Not gehen Faust oder Ellenbogen. Doch auch ein Faustgruß ist nur ein mieser Kompromiss für uns nesthockende Säugetiere, findet Haptik-Forscher Prof. Martin Grunwald. Da fehlten Körperwärme, Weichheit, friedliche Verbundenheit. Deshalb würden wir doch alle wieder Hände schütteln.
Auch deshalb war der Restart der opti besonders, weil er dabei half, den totgesagten Handschlag wieder zum Leben zu erwecken – drei Sekunden Hautkontakt, so empfiehlt es die Business-Knigge. Und ja, man kriegt ihn noch hin. Manches in München war so, als würde man lang Vermisstes neu kennenlernen. Dazu gehörten viele Begegnungen in kurzer Zeit, die Euphorie des Wiedersehens, der Griff nach immer mehr Brillen, ohne zu zucken.
Restart und Turnaround
opti und Mido, beide back in town, im kleineren Maßstab zwar und noch nicht wieder ganz bei sich, trugen aber schon ein Versprechen für Zukünftiges. Werden sie es einlösen können? Und werden es die Umstände dann erlauben? Dass beide Messen 2023 im Abstand von nur einer Woche stattfinden sollen, muss mit Besorgnis betrachtet werden.
opti und Mido sind aber nur die Starter für den großen Bogen, den wir in dieser eyebizz schlagen zum Thema Restart und Turnaround. Wir bringen 25 Beispiele dafür, wie sich Akteure der Branche weiterentwickeln, neu entwerfen, die Richtung wechseln, im Einzelfall auch gescheitert sind.
25 Geschichten gegen ein Verharren im Status quo und für einen beherzten Sprung nach vorne, in Krisenzeiten erst recht. In einer Branche, in der so viel in Bewegung ist, muss jeder, der mithalten will, sich ebenfalls bewegen. Im besten Fall in die richtige Richtung.
Natürlich: Jeder Aufbruch birgt Risiken. Das wusste auch Jean-Antoine Nollet, der seine Kartäusermönche erst zur Teilnahme an der experimentellen Menschenkette überreden musste. Doch die Mönche kamen mit dem Schrecken leichter Stromstöße davon. Im Gegenzug wussten sie: Sie hatten zum wissenschaftlichen Fortschritt beigetragen.