Ein Betrieb bleibt nur dauerhaft erfolgreich, wenn er sich immer wieder erneuert, Bewährtes in Frage stellt, nicht aufhört zu überraschen. Manchmal geben Krisenzeiten den letzten Anstoß für Veränderungen. So baute Augenoptikerin Pia Kessler während der Corona-Zeit ihr Geschäft Augenoptik Luckas in Velbert bei Wuppertal komplett um. Das Ergebnis ist eine Augenweide, wie Jürgen Bräunlein vor Ort erleben konnte.
Kontinuität und Erneuerung – beides ging bei Augenoptik Luckas in der Kreisstadt Velbert, 12 Kilometer nordwestlich von Wuppertal, immer Hand in Hand. 2012 verkaufte der Eigentümer Eberhard Luckas sein Geschäft an seine langjährige Mitarbeiterin Pia Kessler, blieb aber seinen Kunden vorerst erhalten. „20 Jahre habe ich für meinen ehemaligen Chef gearbeitet, er dann fünf Jahre für mich, bevor er in Rente ging“, erzählt die neue Inhaberin stolz. Ein solch harmonischer Staffelwechsel ist nicht selbstverständlich.
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Für die gelernte Werkzeugmacherin aus dem Osten, die gleich nach der Wende in den Westen ging und bei Augenoptiker Broden im benachbarten Ratingen ihre Lehre machte, war das eigene Geschäft die Verwirklichung eines Traums. „Ich stand im Laden und dachte: Das gehört jetzt alles dir. Dann kam Muffensausen. Doch weil alle mir das zutrauten, dachte ich: Ich kann das auch!“
Augenoptik Luckas: Umbau war fällig
Mit Hilfe ihres Steuerberaters und des Augenoptikerverbandes NRW bereitete sich die Meisterin ein Jahr lang auf die Übernahme vor. Die Finanzierung lief glatt. Doch so schön der Laden war, von Beginn an wusste sie, sie würde eines Tages umbauen. „Ich wollte ein Wohnzimmer, ich wollte, dass die Leute reinkommen und sich wohlfühlen.“
Die endgültige Entscheidung fiel neun Jahre später mitten in der Corona-Zeit. „Wir hatten immer offen, jeder konnte reinkommen, auch wenn er nur reden wollte. Die menschliche Nähe und den gegenseitigen Respekt, die draußen verlorengingen, versuchten wir im Geschäft zu leben. Aber das Ambiente passte noch nicht ganz. Ich entschied: Wir machen die Decke neu, den Boden neu, so kam eins zum anderen.“
Einladender Tresen
Pia Kessler beauftragte keinen deutschen, sondern einen holländischen Ladenbauer. Die hätten, so meint sie, mehr Ideen und mehr Mut zu individuellen Lösungen. Zum neugeschaffenen Wohnzimmer-Gefühl bei Augenoptik Luckas gehört ein langer Tresen mit Hockern, ein mit Wasserdampf betriebener Kamin und – sehr grundsätzlich – die einladende Großzügigkeit, mit der die 200 Quadratmeter gestaltet sind. Dafür wurden auch Wände entfernt.
„Ich brauche nicht so viel Präsentations-Fläche und nicht so viele Brillen, die auslegen.“ Auch von der Farbgestaltung bekam das Geschäft eine neue Identität: Früher war alles rot, jetzt herrscht zurückhaltendes Petroleum-Grau vor.
Individuell ist auch das Marken-Portfolio, dass die Inhaberin Stück für Stück aufbaute. „Ich habe kleine Labels und Manufakturen, keine großen Konzerne.“ Auch im preiswerten Segment will sie Qualität liefern. Entscheidungen für den Einkauf werden gemeinsam im Team getroffen. „Wenn nur einer sagt, bei diesem Label habe ich Zweifel, dann kaufe ich nicht.“
Klotzen statt Kleckern
Die Finanzierung des aufwendigen Umbaus bereitete Pia Kessler im Übrigen keine schlaflosen Nächte. „Meine Hausbank sieht seit zehn Jahren, dass es läuft, dem Laden geht’s gut.“ Doch man werde schnell betriebsblind, das Geschäft müsse zeitgemäß bleiben, deshalb führt an Umbau und Modernisierung früher oder später kein Weg vorbei.
Wenn Geschäftsinhaber Veränderungen planen
3 Tipps von Pia Kessler
– Keine Angst vor Entscheidungen!
– Andere Wege gehen, niemals ausgetretene
– Respektvoller, ehrlicher Umgang miteinander
„Ich denke, manche Ladenbesitzer haben nicht den Mut, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und ändern nur Kleinigkeiten. Doch dafür ist mein Geschäft zu groß. Eine wirkungsvolle Neuaufstellung erreiche ich hier nur, wenn ich es einmal komplett und mit Herz mache.“
Während des Umbaus in einer Rekordzeit von sieben Wochen arbeiteten die Augenoptikerin und ihre drei Mitarbeiterinnen in Containern auf dem Parkplatz. Das Büro wurde zum Refraktionsraum umfunktioniert. Die Handwerker kamen immer um 8 Uhr morgens. „Wir vermissen sie heute noch“, sagt Pia Kessler. So harmonisch und inspirierend war das Miteinander.
Kunden kommen mit Kuchen
„Wenn man umbaut, besteht immer das Risiko, dass die Leute sich nicht wohlfühlen, weil sie das Alte gewöhnt sind“, gibt die ebenso herzliche wie temperamentvolle Chefin zu bedenken, „doch bei uns war es das Gegenteil. Menschen kommen in den Laden und staunen.“
Kunden schauen vorbei, um Hallo zu sagen oder einen Kaffee zu trinken. Am Tag des Interviews brachte ein Besucher sogar Kuchen vorbei. Die Geschäftsführerin nimmt sich Zeit, Hektik und Unruhe sind woanders, die luftige Ladengestaltung trägt viel zur Entspanntheit bei – letztlich die beste Voraussetzung für ein gelungenes Brillen-Verkaufsgespräch.
Ein Umbau bietet auch die Möglichkeit, scheinbare Kleinigkeiten zu verbessern. So kam die Inhaberin gleich noch auf die Idee, die Küche zu vergrößern. „Wir essen einfach gerne alle zusammen Mittag. Auch deshalb sind wir jetzt noch viel lieber im Geschäft als vorher.“
Eine Balletttänzerin als Quereinsteigerin
Velbert hat 85.000 Einwohner und neun Augenoptiker*innen vor Ort, darunter einige Filialisten. Sie stören Pia Kessler aber nicht. Die größte Herausforderung sei für sie eine andere: Sie findet keine geeigneten Fachkräfte. Als im letzten Jahr ein Mitarbeiter plötzlich schwer erkrankte, stellte sie sogar eine Balletttänzerin ein.
Sie macht nun die Gutschriften, packt Päckchen, zeichnet Brillen aus, räumt auf, empfängt Kunden. Die Quereinsteigerin hat sich bewährt, ist leidenschaftlich mit dabei und wird demnächst einen Crashkurs in Augenoptik absolvieren. Pia Kessler findet diese Aussicht großartig.
Herzlichen Dank an Pia Kessler, der Umbau ist hervorragend, man fühlt sich fast wie zu Hause, das Gespräch mit Ihnen war sehr persönlich, komme gerne wieder, bis bald
Mit lieben Grüßen
Klaus Giershausen
Herzlichen Dank an Pia Kessler, der Umbau ist hervorragend, man fühlt sich fast wie zu Hause, das Gespräch mit Ihnen war sehr persönlich, komme gerne wieder, bis bald
Mit lieben Grüßen
Klaus Giershausen