Butter knackt die 3-Euro-Marke, die ersten Kaufhaus-Rolltreppen sind schon stillgelegt, Waldbrände neuerdings auch im Berliner Grunewald. Und Fielmann sorgt sich um seine Aktie. Zunehmend unmöglich, Gottfried Wilhelm Leibniz‘ Wahnidee von 1710, wir lebten in der besten aller möglichen Welten, noch zu glauben. Ukraine-Krieg, Taiwan, Gasknappheit, Trump droht mit Comeback. Selten ging es Pessimisten besser.
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Doch was die denken, ist nicht zwangsläufig fundiert. Molekularbiologen fanden heraus: Schwarzseher haben an ihren Chromosomen besonders kurze Telomere sitzen. Das sind Schutzkappen, vergleichbar den plastikverstärkenden Enden an unseren Schnürsenkeln. Ausgefranste Chromosomen – pessimistisches Denken. So ungefähr.
Muss aber nicht so bleiben, denn Optimismus können wir trainieren, wie „Candide“ in Voltaires gleichnamigem Roman erlebt. Damit sich alles in Wohlgefallen auflöst, müssen nur Wirkung und Ursache vertauscht werden. Candides Lehrer gibt seinem Schüler ein Beispiel: „Beachten Sie, dass Nasen dazu gemacht wurden, Brillen zu tragen, deshalb haben wir Brillen.“
Der Gedanke ist so verführerisch, dass man darüber vergisst, dass er nicht stimmt. Aber er verbreitet Zuversicht, ebenso wie die Stimme von Elke Kampermann aus Nürnberg, die in der beliebten ZEIT-Rubrik „Was mein Leben reicher macht“ kürzlich die Nase vorn hatte, mit ihrem Geständnis, dass sie nach 35 Jahren Schwimmen mit unkorrigierter Kurzsichtigkeit „eine Schwimmbrille mit Dipotrien“ kaufte und vor Freude womöglich fast ertrank: „Der erste Besuch im Schwimmbad war einfach grandios!“
Der Pessimist hat recht, der Optimist mehr Spaß, so ein salomonisches Urteil. Wir entscheiden uns in dieser Ausgabe gegen Rechthaberei und glauben mit Frau Kampermann, dass sich doch manches zum Besseren wendet. So bringt Matthias Köste, Chef von pricon, ein plausibles zertifiziertes Fünf-Stufen-Konzept für mehr Nachhaltigkeit in der Branche auf den Weg. Und Uwe Hannig aus Bonn, der in eyebizz eine vielbeachtete Serie über das öffentliche Image der Augenoptik schrieb, demonstriert mit seinem Sprung in die Selbstständigkeit, dass auch in wüsten Zeiten Erfolg haben kann, wer Fachkompetenz mit Herzblut-Vision zu verknüpfen weiß.
„Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf“, heißt der Notfallplan des Optimisten. Wir bei eyebizz denken beim Blick nach vorne immer das Beste, ohne die Schwierigkeiten, mit denen die Branche mehr denn je zu kämpfen hat, vom Tisch zu wischen.
Vielleicht sehen wir uns im September auf der Silmo in Paris, wenn wir gemeinsam mit der Messe zum dritten Mal ein verheißungsvolles Start-up mit dem eyebuzz Award auszeichnen. Auch weil wir unbeirrbare Optimisten sind. Sie hoffentlich auch!