Zum siebten Mal fand das OHI Update im SO/Vienna statt, in diesem Jahr am 10. September: 43 Aussteller, 170 Teilnehmer, sechs Fortbildungsvorträge für Augenoptiker und Hörakustiker und eine fulminante Branchenparty zeichneten den Tag in Wien aus.
Gelungener Start in den Herbst
Neben den bewährten sechs Vorträgen zu Augenoptik und Hörakustik war es vor allem die begleitende Table-Messe, die das OHI Update als wichtigen Schauplatz der Branche in Österreich auszeichnet. Neben Netzwerken und Informationstransfer zu neuen Produkten wurden auch Geschäfte im SO/Sofitel Vienna abgeschlossen. Dies habe das OHI Update in Wien mittlerweile auch zu einem wichtigen Verkaufsplatz gemacht, über den sich die Industrie durchwegs positiv äußerte als gelungenen Start in den Herbst.
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Im Rahmen vom OHI Update 2022 erfolgte zudem die feierliche Verleihung der „European Qualification in Optics“ für die Absolventen in Europa. So erhielten unter anderem Daniela Graf, Philip Horvath, Saskia Muhr, Lena-Maria Neuherz, Roman Öfferl, Kerstin Pirgmaier, Noah Rydel, Anna Metton, Roqia Sajadi und Elvira Tahirovic das begehrte Europadiplom vom österreichischen Bundesinnungsmeister der Augenoptiker, Markus Gschweidl, überreicht.
Die Vorträge zur Augenoptik
Die wissenschaftlichen Vorträge waren von der österreichischen Bundesinnung, dem ZVA, der SBAO, dem GOC, der DGA und der biha mit Fortbildungspunkten akkreditiert.
Georg Stollenwerk war Mitentwickler des neuen Regelwerks der MKH, der Mess- und Korrektionsmethodik nach H.-J. Haase. Er stellte „Neuerungen und Änderungen in den neuen MKH-5.0-Richtlinien“ vor, welche einerseits begriffliche Änderungen betreffen und andererseits Abläufe im Messvorgang standardisieren. Er erklärte die Hintergründe und Beweggründe dieser Arbeit.
Um auch in englischsprachigen Ländern die MKH zu erklären, wurde die Namensgebung logischer und einfacher formuliert. Die Abläufe wurden vielfach angepasst und um Screening-Kriterien erweitert. Die fünfte Neubearbeitung der Richtlinien zur korrekten Anwendung der MKH steht übrigens auf der Website der IVBVS.org kostenlos zum Download bereit.
Dr. Carolin Truckenbrod promovierte an der Universität Leipzig im Rahmen der „LIFE Child“-Studie. Dabei wurden seit dem Jahr 2014 die Augen-Daten von Kindern regelmäßig erfasst und ausgewertet. Im Zuge der Auswertung zeigte sich, dass Messungen mit dem Autorefaktometer für die Messung der Refraktion ohne akkommodations-hemmende Tropfen nicht sinnvoll sind. Allerdings stellte sich auch heraus, dass die Messung der Augenlänge im Vergleich zum Autorefaktometer genauer ist. Diese Messung kann zudem mit altersgerechten Perzentilkurven verglichen werden, um das Risiko der Entwicklung einer Kurzsichtigkeit zu prognostizieren. So entstanden neue Ansätze für das „Myopie-Management“.
„Kinder sollten mehr Zeit am Tageslicht verbringen, es ist sogar besser, die Naharbeit auf dem Balkon anstatt im Zimmer verrichten,“ so die Einschätzung von Truckenbrod. Ebenso soll auf einen ausreichenden Leseabstand und regelmäßige Pausen bei der Naharbeit geachtet werden. Sollte die Myopie-Progression den Wert von –0,50 dpt im Jahr überschreiten, so empfahl Truckenbrod ein Management mit Ortho-K-Kontaktlinsen, defokussierten Mehrstärken-Kontaktlinsen, speziellen Brillengläsern oder Atropin, als medikamentöse Variante.
Alex Hui, PhD, forscht im Bereich der Biowissenschaften am Centre for Ocular Research and Education der University of Waterloo in Kanada. Unter Bezugnahme auf Informationen aus der wissenschaftlichen Literatur erörterte er „Zehn Mythen über Kontaktlinsen, ihre Pflege, Verwendung und Geschäftsmöglichkeiten“. So wurde unter anderem im Falle von Beschwerden der Mythos diskutiert, man könne die Beschwerden durch den Wechsel zu einem Silikon-Hydrogel-Material allein aufgrund eines höheren Dk/t-Wertes in den Griff bekommen.
„Es ist wichtiger, auf den Sitz der Kontaktlinse, die Benetzbarkeit, das Pflegesystem und die Interaktion mit dem vorderen Augenabschnitt des jeweiligen Kunden zu achten, als zu glauben, dass eine Erhöhung der Sauerstoffdurchlässigkeit das Problem lösen würde”, empfahl Hui. Bei multifokalen und torischen Kontaktlinsen, die sich in der Anpassung als schwierig erweisen können, ist es ratsam, die Anpassungs-Empfehlungen der Industrie zu befolgen, um eine erfolgreiche Nutzung und eine geringere Abbruchquote bei den Trägern zu gewährleisten. „Schließlich müssen Kontaktlinsen keine Auswirkungen auf das Brillengeschäft haben. Sprechen Sie alle Kunden auf Kontaktlinsen an, und nicht nur Ihr Kontaktlinsen-Umsatz wird steigen, sondern auch Ihr Brillen-Umsatz”, so Hui abschließend.
Die Vorträge zur Hörakustik
Denny Kirstein befasste sich mit der Frage, ob denn ein Dome oder eine Otoplastik besser wäre, inwiefern die Größe der Belüftung Sinn macht und wie weit die Ausführungen in Folge den Frequenzgang beeinflussen. In seinem Vortrag „Auswirkungen von Modifikationen an der Otoplastik“ zeigte er anschaulich die unterschiedlichen Auswirkungen der Frequenzbohrung sowie die Eigenheiten der akustischen Ankopplung und deren Wirkung auf die Gehörgangsresonanz.
„Dass eine Frequenzbohrung Auswirkungen auf den Frequenzgang und den Ausgangsschalldruck hat, ist offensichtlich. Aber auch die Art der Anbindung und der Sitz des Domes oder die Länge des Gehörgangzapfens einer Otoplastik wirken sich unterschiedlich auf den Frequenzgang aus“, betonte Kirstein. Zudem wurden im Vortrag die Konsequenzen von Modifikationen an der Otoplastik hinsichtlich des maximalen Ausgangspegels unter Einhaltung der Unbehaglichkeits-Schwelle aufgezeigt. „So offen wie möglich und zugleich so geschlossen wie nötig, ist immer ein guter Leitsatz. Allerdings kann nur mit einer objektiven Messung sichergestellt werden, dass dieser Leitsatz auch seine Anwendung findet“, so Kirstein.
Dr. Jan Rennies-Hochmuth ist am Fraunhofer-Institut für digitale Medientechnologien tätig und berichtete zu „smarten Gehörschutzlösungen und Hearables für Industrie 4.0“. So nimmt der Gehörschutz am Lärmarbeitsplatz traditionell die Rolle der letzten Abwehrmaßnahme ein. Erfahrungsgemäß wird ein Gehörschutz nur dann bemüht, wenn alle anderen Maßnahmen zur Verminderung des Gesundheitsrisikos ausgeschöpft sind. In seinem Vortrag gab Rennies-Hochmuth Einblicke in aktuelle Forschungsthemen, bei denen Hearables, also am oder im Ohr getragene Systeme im Fokus von Anwendungen in der Industrie stehen.
Neben der klassischen Schutzfunktion bieten sich dabei den Nutzern eine Vielzahl von möglichen Vorteilen, die die Arbeitswelt der Zukunft maßgeblich verändern könnten. Dank des Fortschritts der Audiotechnologie und Signalverarbeitung der letzten Jahre werden dadurch Szenarien denkbar, in denen auch in lauten Industrieumgebungen eine automatische Spracherkennung robust funktioniert, sodass damit etwa eine Produktionsmaschine gesteuert und zugleich kommuniziert werden kann. Auch das automatische Erkennen bestimmter akustischer Ereignisse, wie zum Beispiel ein unrundes Laufen von Produktionsmaschinen, könnte die Nutzer solcher Hearables in Zukunft unterstützen.
Dr. Hendrik Husstedt ist Geschäftsführer vom Deutschen Hörgeräte Institut und berichtete zur „Impulsschall-Unterdrückung in Hörgeräten“. Dieses Funktionsmerkmal detektiert störende, impulshafte Signale und reduziert diese am Ausgang des Hörgerätes. In einer größer angelegten Studie wurde dieser Effekt der Impulsschall-Unterdrückung für sechs verschiedene Hörgeräte-Typen sowohl technisch also auch mit Probanden-Messungen genauer untersucht.
Auf Grundlage dieser Studie wurde dem Auditorium unter anderem die Wirkweise und der Mehrwert einer Impulsschall-Unterdrückung dargelegt. Insbesondere wurde darauf eingegangen, was das Alleinstellungsmerkmal der Impulsschall-Unterdrückung im Vergleich zu anderen Funktionsmerkmalen ist. Abschließend wurde die Frage diskutiert, was aus audiologischer Sicht das Ziel einer Impulsschall-Unterdrückung sein sollte, ob eine Indikation dafür im Einzelfall hilfreich ist und wie eine Indikation dafür möglicherweise aussehen könnte.
Lob für die Organisation des OHI Update
Allgemein gelobt wurde die Organisation der OHI Update und die kulinarische Begleitung. „Wir sind sehr dankbar über die Zusammenarbeit und die Unterstützung der Industrie“, resümiert OHI-Geschäftsführer Walter Gutstein. „Letztendlich klappen solche doch größeren und für alle Marktteilnehmer offenen Veranstaltungen nur dann, wenn die Branche an einem Strang zieht. Und das äußert sich dann positiv in einem gelungenen Austausch untereinander“, so Gutstein.
„Im OHI Update steckt tatsächlich unser Herzblut“, schmunzelt OHI-Geschäftsführer Harald Belyus. „Das Wesentliche ist jedoch jedes Jahr auf das Neue, tolle Vortragende zu gewinnen und der Zusammenhalt mit der Industrie. Aber auch das Vertrauen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass sich ein Besuch am OHI Update ganz sicher auszahlt, ist eine der Erfolgsfaktoren. Und dafür sind wir unseren Kolleginnen und Kollegen in der Augenoptik und Hörakustik sehr dankbar“, betont Belyus.
Das nächste OHI Update findet am 16. September 2023 wieder im SO/Sofitel Wien statt.