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Interview mit Dr. Hakan Kaymak

Studie: Wie viel Atropin für europäische Kinder-Augen?

Neben dem Tragen von Kontaktlinsen und Brillengläsern sind Atropin-Tropfen ein mögliches Mittel beim Myopie-Management. eyebizz fragte nach bei Dr. med. Hakan Kaymak, Leiter des MVZ Makula-Netzhaut-Zentrums Düsseldorf-Oberkassel. In seinem Institut wird derzeit eine Studie durchgeführt, bei der es um die richtige Dosierung geht.

Myopie-Management Studie Atropin Team MVZ Dr Kaymak
Dieses Team macht die Atropin-Studie: (hintere Reihe von links) Priv.-Doz. Dr. Hakan Kaymak, Nadine Simon, doctor-medic Claudia Cosma und Kai Neller; (vordere Reihe von links) Ann-Isabel Mattern, Machteld Devenijn, Birte Graff (Bild: MVZ)

eyebizz: Herr Dr. Kaymak, was möchten Sie mit Ihrer Atropin-Studie herausfinden?

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Dr. med. Hakan Kaymak: Bei der Studie handelt es sich um eine randomisierte, doppelt verblindete, Placebo-kontrollierte Dosisfindungsstudie, bei der 4 verschiedene Atropin-Dosierungen gegen eine Placebogruppe getestet werden.

Der positive Effekt von niedrig dosierten Atropin-Augentropfen auf die Myopie-Progression ist bereits aus asiatischen Studien bekannt. Für europäische Augen, bei denen noch nicht klar ist, ob sie nicht vielleicht anders auf Medikamente reagieren, gibt es eine solche Erhebung noch nicht. Zusammen mit der Universitäts-Augenklinik in Homburg und der Firma Pharma Stulln möchten wir herausfinden, welche Dosierung für europäische Kinder die sinnvollste ist. Zudem ist nur durch eine solche Studie möglich, dass irgendwann die Krankenkassen die Kosten für die Atropin-Augentropfen übernehmen, und diese nicht mehr „off-label“ verwendet und von den Eltern selbst finanziert werden müssen.

Wie ist die Atropin-Studie angelegt? Wann rechnen Sie mit aussagekräftigen Ergebnissen?

Die Studie läuft für die Kinder insgesamt über ein Jahr. Täglich wird jeweils ein Tropfen in jedes Auge gegeben. Wie bei jeder Studie haben wir auch hier bestimmte Ein- und Ausschlusskriterien, an die wir uns halten müssen: Wir suchen europäische Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren mit einer Myopie von –1 bis –4 dpt, die in den letzten drei Monaten kein Myopie-Management erhalten haben. Bis auf die Myopie sollen die Augen – und die Kinder insgesamt – gesund sein. Wir hoffen, viele junge Probanden zu finden. Ergebnisse wird es erst 2024 geben, wenn alle Kinder die Studie durchlaufen haben und wir die Daten auswerten können.

Inwiefern kann die Studie Augenoptiker*innen und Optometristen im Bereich Myopie-Management nützen?

Es steigert in jedem Fall die Beratungskompetenz von Augenoptikern und Optometristen, wenn sie auch über pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten informiert sind. Vielleicht liest das ja ein engagierter Augenoptiker oder Optometrist und denkt sofort an ein Kind, das er versorgt, bei dem eine Orthokeratologie-Anpassung abgebrochen wurde oder Myopie-hemmende Brillengläser für die Eltern zu teuer sind.

Die Zusammenarbeit von Augenoptikern, Optometristen und Augenärzten im Myopie-Management ist besonders wichtig, um Kinder effektiv vor einer hohen Myopie im Erwachsenenalter zu bewahren.

Stimmt es, dass Ihr Engagement im Myopie-Management damit zusammenhängt, dass Sie früher selbst stark kurzsichtig waren?

Ich bin es noch! Trotz meiner Operation am grauen Star ist die Baulänge meiner Augen nicht geringer geworden. Als „Emmetroper“ trage ich weiterhin die Risiken eines stark Kurzsichtigen. Meine Tochter ist auch kurzsichtig. Ich möchte sie und andere Kinder davor schützen, dass sie die gleichen Folgen einer hohen Myopie erleben, wie ich es selbst erfahren habe und tagtäglich in meiner Praxis sehe.

/// Die Fragen stellte Patricia Perlitschke.

 

Kontakt für interessierte Eltern: netzhaut@augenchirurgie.clinic

 

Artikel aus der eyebizz 6.2022 (Oktober/November)

 

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