Auch die Augenoptik hat mit dem Fachkräfte-Mangel zu kämpfen. Der aktuelle Fachkräfte-Report des KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung) zeigt die generelle Arbeitsmarkt-Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren sowie die aktuelle Entwicklung bei den Berufen innerhalb des dritten Quartals 2022.
ZVA-Zahlen von 2021
Im ZVA-Branchenbericht 2021, der im Mai 2022 zur opti vorgestellt wurde, heißt es zum Fachkräfte-Mangel in der Augenoptik: „Im Rahmen der Umfrage gaben 47 Prozent der Betriebe an, dass sie in den letzten sechs Monaten Fachpersonal gesucht haben. In den Umsatzklassen ab 500.000 Euro Jahresumsatz beträgt dieser Anteil 63 Prozent. Die Nachfrage nach Augenoptikgesellen war hier deutlich höher als die Nachfrage nach Meistern. 88 Prozent der Betriebe, die Fachpersonal suchen, suchen Gesellen, während 57 Prozent der Betriebe Augenoptikermeister bzw. Mitarbeiter mit dem Meister gleichgestellten Abschlüssen suchen.“
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Und weiter: „71 Prozent der Betriebe konnten die freien Stellen nicht wie gewünscht besetzen (siehe Grafik 23). Überwiegend, nämlich zu 85 Prozent, konnten die freien Stellen überhaupt nicht besetzt werden. In anderen Fällen mussten Abstriche bei der Qualifikation, beim Zeitpunkt der Besetzung bzw. bei der Arbeitszeit gemacht werden (Grafik 24 – es waren Mehrfachnennungen möglich).“
KOFA-Report
KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung) ist ein Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). KOFA soll kleine und mittlere Unternehmen dabei unterstützen, Fachkräfte zu finden, zu binden und zu qualifizieren.
Im Report zum September 2022 habe die Zahl der offenen Stellen für Qualifizierte laut KOFA fast 1,3 Millionen erreicht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Anstieg um etwa 187.000 (plus 17,4 Prozent). Der Wert im September 2022 übersteigt den bisherigen Höchststand von September 2018.
Die Zahl der Arbeitslosen insgesamt stieg im Vergleich zum Vorjahreswert im September 2022 saisonbereinigt nur geringfügig um etwa 5.000 auf 2,3 Millionen (plus 0,2 Prozent), während die Zahl der arbeitslosen Qualifizierten im Vergleich zum Vorjahr saisonbereinigt um etwa 57.000 Personen (minus 5,9 Prozent) und die der arbeitslosen Helferinnen und Helfer um etwa 14.000 (minus 1,1 Prozent) leicht zurückgingen, so der Report.
Fachkräfte-Lücke geht in Q3 leicht zurück
Im Verlauf des dritten Quartals stieg die Arbeitslosigkeit insgesamt um 3,0 Prozent (etwa plus 71.400 Arbeitslose – saisonbereinigt). Am deutlichsten sei der Anstieg bei den höher Qualifizierten (Spezialist:innen: etwa 8.000 – plus 6,6 Prozent; Expert:innen: etwa 8.700 – plus 5,9 Prozent). Bei den Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung fiel der Zuwachs mit etwa 3 Prozent (plus etwa 13.000) etwas geringer aus. Auch die Zahl der arbeitslosen Helferinnen und Helfer stieg im dritten Quartal um 4,2 Prozent (plus knapp 52.000).
Während die Zahl der Arbeitslosen ohne Zuordnung zu einem Anforderungsniveau im Vorjahresvergleich deutlich stieg, war im dritten Quartal ein leichter Rückgang zu beobachten. In dieser Gruppe ging die Zahl der Arbeitslosen zwischen Juni und September 2022 um 4,2 Prozent zurück (minus etwa 10.000).
Leichter Rückgang der offenen Stellen in vielen Berufsbereichen
Im dritten Quartal 2022 sank laut KOFA-Report die Zahl der offenen Stellen für qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber in fast allen Berufsbereichen. Der deutlichste Rückgang mit 4,6 Prozent zeigte sich im Bereich „Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung“, gefolgt von „Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus“ mit einem Rückgang von 3,4 Prozent.
Ein leichter Anstieg war in den vergangenen drei Monaten im Bereich „Naturwissenschaft, Geografie und Informatik“ mit 1,1 Prozent der offenen Stellen zu beobachten, und auch der Bereich „Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung“ stieg leicht (plus 1,1 Prozent). In diesen beiden Bereichen zeigte sich auch der größte Stellenzuwachs seit Beginn der Corona-Krise im März 2020.
Dringend gesucht: Fachkräfte „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“
Die höchste Stellenüberhangsquote konnte laut KOFA im September 2022 im Bereich „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“ mit einem Wert von 57,8 Prozent beobachtet werden. Dies bedeute, dass deutlich mehr als die Hälfte der offenen Stellen in diesem Bereich nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden konnten.
Gegenüber dem Vorkrisenniveau im März 2020 stieg die Zahl der offenen Stellen hier zwar weniger als in anderen Berufsbereichen (plus 9,8 Prozent), allerdings ausgehend von einem seit längerem hohen Niveau der Stellenüberhangsquote.
Mehr offene Stellen in Verkehrsberufen
Auf Ebene einzelner Berufsgattungen zeigten sich im dritten Quartal des Jahres 2022 laut KOFA Stellenzuwächse im Bereich der Verkehrsberufe. Darunter finden sich Spezialisten und Spezialistinnen im technischen Schiffsbetrieb (plus 110,6 Prozent) und Servicefachkräfte im Straßen- und Schienenverkehr (plus 51,7 Prozent).
Auch die offenen Stellen für Triebfahrzeugführer und -führerinnen im Eisenbahnverkehr stiegen zwischen Juni und September 2022 um etwa ein Drittel. Im September 2022 waren es über 3.500 offene Stellen für diesen Beruf mit einer besonders ungünstigen Engpassrelation von 15, das heißt 100 offenen Stellen standen bundesweit lediglich 15 entsprechend qualifizierte Arbeitslose gegenüber.
Der Blick auf die Top-5-Berufe nach dem in den offenen Stellen geforderten Anforderungsniveau zeigte außerdem, dass bei den Fachkräften für regenerative Energietechnik im dritten Quartal 2022 weiterhin ein deutlicher Stellenzuwachs (plus 56,8 Prozent) zu beobachten war. Auch Expertinnen und Experten für regenerative Energietechnik, die in der Regel über einen akademischen Abschluss verfügen, finden sich in den Top-5-Berufen mit dem größten Stellenzuwachs in den letzten drei Monaten. Hier stieg die Zahl der offenen Stellen um 26,1 Prozent auf 320 offene Stellen.
KOFA: Rückgang der offenen Stellen in Q3
Der leicht rückläufige Trend bei den offenen Stellen zeigt sich auch bei den einzelnen Berufen. Den größten prozentualen Stellenrückgang im dritten Quartal verzeichneten laut KOFA Spezialist:innen im Facility-Management mit 55,1 Prozent. Bei den Expertinnen und Experten konnte der größte Rückgang bei den Versicherungskaufleuten (minus 50,2 Prozent) beobachtet werden.
KOFA Fachkräfte-Report September 2022 zum Download
Ausführliche Analysen und weitere Fakten über die Fachkräfte-Situation gibt es auf der KOFA-Homepage.