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eyeliner-Markenportrait

Blackfin: Wiedergeburt mit Fisch

Nur wenige italienische Hersteller produzieren ihre Brillen noch gänzlich im eigenen Land. Blackfin mit Hauptsitz in der nordöstlichen Gemeinde Agordo gehört zu diesen Ausnahmen. Die hochwertigen Titanbrillen, die hier entstehen, wären ohne die Inspiration durch die grandiose Naturkulisse der Dolomiten kaum denkbar.

Blackfin Campaign BF1009
Blackfin Campaign BF1009 (Bild: Blackfin)

Wir schreiben das Jahr 1962. Aus den Jukeboxen dröhnt Adriano Celentano, bald hält die Kuba-Krise die Welt in Atem, und die 16-jährige Maria Luisa Pramaor aus Agordo findet ihre erste Arbeitsstelle in der italienischen Brillenbranche, die im Aufschwung ist. Ihr Chef Leonardo Del Vecchio schickt sich gerade an, den Großkonzern Luxottica aufzubauen, doch noch ist es nicht so weit. 18 Mitarbeiterinnen hat er, Maria ist eine davon, vielleicht die ehrgeizigste.

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Nach neun Jahren Angestelltendasein ergreift sie die Gelegenheit zur Selbstständigkeit, eröffnet in Agordo die kleine Werkstatt Pramaor, in der sie Brillen veredelt. „Mr. Del Vecchio“, so sagt sie später, „hat mich erst zur Unternehmerin gemacht.“

Italienische Kunden staunen

Die ersten Materialien sind Metall und Acetat, doch zu diesem Zeitpunkt produzieren fast alle Brillen aus Acetat. Marias Mann Primo Del Din hat die Idee mit Titan, fährt Ende der 80er Jahre nach Japan, um das Rohmaterial und Maschinen zu kaufen. Investitionen von 300 Mio. Lire sind keine Peanuts. Doch Titan zu schweißen ist schwierig, das Material bricht schnell. Erst 1992 hat das Unternehmen den Sprung geschafft, kann mit Titanbrillen auf den Markt gehen, die damals noch völlig exotisch sind. Die italienischen Kunden staunen.

Blackfin Campaign BF1011
Blackfin Campaign BF1011 (Bild: Blackfin)

Doch die beginnende Erfolgsgeschichte erfährt 1998 durch den Tod von Primo Del Din einen Dämpfer. Der 24-jährige Sohn Nicola (und heutige Geschäftsführer) übernimmt den Familienbetrieb, nicht ohne eine Dekade später eine andere Krise meistern zu müssen. Die Branche verlagert sich mehr und mehr nach China, die Firma Pramaor strauchelt. Doch als sich der weitsichtige Unternehmer Giancarlo Recchia (heute der CFO von Blackfin) entschließt, in die Produktionsstätte zu investieren, geht es endgültig aufwärts.

Aber auch weil Nicola Del Din die Strategie wechselt. Er gibt das Zuliefergeschäft auf und dem Familienunternehmern 2007 mit Blackfin („Schwarzflosser“) eine neue Identität. Die Marke wird zum Synonym für hochwertige Titanbrillen mit geradlinigem, skulpturalem Design und leuchtenden, vielfach miteinander kombinierten Farben, fern kurzfristiger Modetrends. Dazu lässt man ein Fisch-Logo entwerfen.

Firmenclaim: neomadeinitaly

„In vielen Kulturen repräsentiert der Fisch das Konzept von Leben und Wiedergeburt. Es passt, um die Geschichte des zweiten Lebens unseres Unternehmens als Marke zu erzählen“, erklärt Nicola Del Din im Gespräch mit eyebizz. Die Entscheidung für Blackfin entsprang auch dem Wunsch, etwas Eigenes zu schaffen, das die unabhängige und lokale Produktionsweise in Agordo widerspiegelt. „Wir stehen für italienisches Design und handgefertigte Fassungen. Der Firmenclaim lautet nicht „Made in Italy“, sondern „neomadeinitaly“.“

Blackfin opti 2023: Chiara Reolon, Nicola Del Din (CEO) und Silvia Boccardi (ZedComm)
eyebizz traf Blackfin auf der opti (von links): Chiara Reolon (Senior Marketing Manager), Nicola Del Din (CEO) und Silvia Boccardi (Agentur Zed_Comm) (Bild: eyebizz / PE)

Die Herstellung einer Blackfin-Fassung erfordert 53 Arbeitsschritte, die Nicola Del Din als „Riten des Übergangs“ bezeichnet. Die Hauptlinie Blackfin One umfasst Fassungen mit modernem, geometrischem Design in überraschenden Farben aus reinem Titan. Bei Blackfin Aura werden dem Titan Kreise aus anderen Materialien wie Nylon eingefügt. Blackfin Razor ist eine leichtere, dünnere Fassungs-Variante, die dank einer selbst entwickelten, speziellen mikromechanischen Verarbeitungsweise entstehen konnte. Blackfin Aero ist eine randlose Fassung mit einem zerbrechlichen Beta-Titan-Blatt und einem patentierten Haken am Glas.

Blackfin Modell Leesburg col. 1553
Blackfin-Modell Leesburg col. 1553 (Bild: Blackfin)

Seit 2012 arbeitet das Unternehmen ausschließlich mit Titan und Beta-Titan, einer Legierung, die Brillenfassungen extrem leicht und haltbar macht. Das Titan wiegt 40 % weniger als Stahl und hat eine doppelt so hohe Festigkeit wie Aluminium. Bügel und Stege werden aus einer 0,5 Millimeter dicken Platte hergestellt. Die stark reduzierten Abmessungen ermöglichen eine geschmeidige Anpassung an das Gesicht und vermitteln makellose Finesse.

Blackfin Campaign BF1006 und BF1002
Blackfin Campaign BF1006 und BF1002 (Bild: Blackfin)

Besonders ist auch das hauseigene Beschichtungsverfahren Nano-Plating, das Design mit molekularen Bearbeitungen kombiniert. Alles geschieht in einer aseptischen Vakuumglocke. Hier wird ein (Edel-)Metall verdampft und dann Atom für Atom auf die Fassungen aufgetragen. Das schafft Goldeffekte, so bei der Luxus-Ausführung der Blackfin-One-Linie.

Der Blackfin-Firmensitz: nachhaltig und futuristisch

Das Jahr 2021 war ein Meilenstein in der Firmengeschichte. Zum 50. Jubiläum wurde in Beisein der Firmengründerin Maria Luisa Pramaor der neue Hauptsitz Black Shelter in Taibon Agordino eingeweiht. Es ist ein futuristisches fünfstöckiges Bauwerk, das das bereits bestehende Firmengebäude um fast das Dreifache vergrößert. Das Bauwerk ist das erste in der Region Venetien, das die KlimaHaus Work & Life-Zertifizierung erhielt, die dem Unternehmen die drei Kriterien der Nachhaltigkeit bescheinigt: ökologisch, ökonomisch und soziokulturell. Letzteres betrifft das Wohlbefinden der Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz.

Blackfin - Hauptsitz Black Shelter
Ein Prunkstück zeitgemäßer Architektur: der 2021 eingeweihte, erweiterte Firmensitz Black Shelter (Bild: Blackfin)

Die Dach-Silhouette folgt dem Profil der umliegenden Dolomiten, die Fassaden sind mit Aluminiumblech verkleidet, das schwarz lackiert ist wie das Dach. Die Beziehung zu den umliegenden Bergen spiegelt sich in den großen Fenstern wider, deren Farbe mit den Jahreszeiten wechselt. Der Waschbeton besteht aus Materialien aus dem Bach Cordevole, der unweit des Gebäudes fließt, während Lärchenholz aus den örtlichen Wäldern dazu verwendet wurde, die begrünte Panoramaterrasse zu bepflastern. (Video zu Black Shelter)

Blackfin Model Deauville col. 1542
Blackfin-Modell Deauville col. 1542 (Bild: Blackfin)

Im Black Shelter findet der gesamte Produktionsprozess statt. Hier wird entworfen und designt, hier kommen die Titanbleche aus Japan an, von hier aus werden die Kollektionen an die Augenoptiker verschickt, zu 80 % optische, zu 20% Sonnenbrillen. Bislang hatten weder Ukraine-Krieg noch steigende Energiepreise große Auswirkungen auf Produkt und Produktion, so Nicola Del Din. Da Blackfin nur wenige Titansorten verwendet, konnte das Unternehmen seine Bestände bislang gut verwalten.

Von den Dolomiten in den Weltraum

Der Geschäftsführer ist selbst stark im Design der Marke involviert. Hauptsächlich kümmert er sich aber um Marketing und Kommunikation und wird immer wieder als Experte angefragt. So stellte er Studenten und Studentinnen an der Universität Bocconi in Mailand und in Vancouver (Kanada) die Blackfin-Firmengeschichte als Best Practice vor. Seine Leidenschaft für Brillen ist buchstäblich genetisch bedingt: „Meine Mutter arbeitete während ihrer gesamten Schwangerschaft. Schon damals, als ich in ihrem Bauch war, begann ich, die Welt der Brillen kennenzulernen. Außerdem war ihre Werkstatt für mich wie ein zweites Zuhause.“

Sean Penn mit einer Blackfin-Brille
Als der Schauspieler Sean Penn im März 2022 von der Ukraine aus nach Krakau reiste, trug er bei seiner Ankunft eine Blackfin-Sonnenbrille (Bild: Blackfin)

Heute ist Blackfin eine globale Marke. Vertriebspartner sitzen in Europa, den USA, Kanada, Russland, Mexiko und Asien. Prominente wie der Tenor Andrea Bocelli und der israelische Autor David Grossmann tragen sie, der italienische Astronaut Paolo Nespoli nahm eine Fassung aus den Dolomiten 2017 mit in den Weltraum. Zuletzt brachte der amerikanische Schauspieler Sean Penn das Label ins Gespräch, als er Ende März 2022 bei seiner Ankunft in Krakau (er kam aus der Ukraine) eine Blackfin-Ventura-Sonnenbrille auf der Nase hatte.

Auch Luxottica hat weiterhin in Agordo eine Produktionsstätte, aber seit der Fusionierung mit Essilor befindet sich der Hauptsitz in Paris. Blackfin hingegen ist fest in seinem Heimatboden verwurzelt und wird es bleiben, umgeben von ruhigen Bergseen, jahrhundertealten Wäldern, plätschernden Gebirgsbächen – und über allem die scharf gezeichneten Silhouetten der Dolomiten.

/// Jueb

 

Blackfin neomadinitaly
Via Nogarola, 17,
32027 Taibon Agordino BL (Italien)
1971 Gründung als Pramaor – italian titanium eyewear
2007 Umbenennung in Blackfin
CEO: Nicola Del Din
CFO: Giancarlo Recchia
Mitarbeiter: rund 100
www.blackfin.eu

 

Artikel aus der eyebizz 2.2023 (Februar/März)

 

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