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Funktional, nachhaltig, stylisch:

Trends und Innovationen bei Sportbrillen

Fehlsichtigkeit ist schon lange kein Problem mehr, wenn man sportlich aktiv sein will. Doch die Möglichkeiten, welche die Sportoptik hier bietet, nutzen Endverbraucher immer noch zu wenig: Laut Allensbach-Brillenstudie von 2019 betreibt jeder dritte fehlsichtige Sportler sein sportliches Hobby ohne Brillen- oder Kontaktlinsen-Korrektur, lediglich fünf Prozent tragen spezielle Sportbrillen. eyebizz stellt Trends und Innovationen vor.

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Bild: Julbo

Augenoptiker und Augenoptikerinnen wissen es zur Genüge, ihre Kunden oftmals nicht. Finger weg beim Sport von Alltagskorrektionsbrillen – diese sitzen nicht fest genug, beschlagen oft und bilden dann gerne ein zusätzliches Risiko aufgrund ihrer leichten Gläser und der dünnrandigen Fassung. Eine der Sportart angemessene, fest, aber bequem sitzende Sportbrille sorgt, ob als Korrektionsbrille oder ohne Korrektionswirkung, mit der passenden Filtertönung für klare Sicht und setzt schon deshalb die Unfallgefahr beim Sport herab.

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Manche schwere Augenverletzung beim Sport hätte durch das Tragen von Sportbrillen vermieden werden können. Staub, Fremdkörper, Wind bis hin zu grellem Sonnenlicht und schädlichen UV-Strahlen belasten die Augen. Inzwischen gibt es genügend ästhetisch anspruchsvolle Modelle mit funktionierenden Lösungen für fehlsichtige Freizeitsportler. Und der technologische Fortschritt hört nicht auf.

Die neuen Gläser: KI getrieben

Gesichtserkennungs-Software, Chatbots oder digitale Assistenten – die Einsatzgebiete von künstlicher Intelligenz kennen kaum noch Grenzen. So nutzen inzwischen auch sportive Trendsetter der augenoptischen Industrie mehr und mehr KI zur Weiterentwicklung neuer Technologien.

Sportbrillen von Bollé
Bollé nutzt KI, um über 20 Millionen mögliche Kombinationen bei der Entwicklung neuer Glastechnologien zu generieren (Bild: Bollé)

Das EPIC-Center-Team bei Bollé testete „über 20 Millionen mögliche Kombinationen“ bei der Entwicklung einer neuen Glastechnologie. Das Ergebnis: Volt+, ein Brillenglas, das, so das Hersteller-Versprechen, Farben in bislang unerreichbarer Brillanz sehen lässt. Die verwendete High-Contrast-Technologie verbessert die Farben, ohne den Weißabgleich zu beeinträchtigen.

Trend: Kontrastreiches Sehen

Auch bei Julbo wird in dieser Richtung geforscht. Dazu Florian Riedel, Sports Marketing Manager DACH: „Der Trend bei selbsttönenden Scheiben geht dahin, ein möglichst großes Schutzspektrum abzudecken und möglichst kontrastreiches Sehen zu ermöglichen. Optimale Sicht bei jeder Wetterlage ist im Sport wichtig und hat entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit.“ Aktuell im Portfolio des Herstellers: „Reactiv 0/3 High Contrast“.“

Julbo: Florian Riedel
Florian Riedler, Sports Marketing Manager DACH, Julbo (Bild: Julbo)

Die variable Tönung passt sich hier den jeweiligen Witterungsbedingungen an und deckt dabei fast das gesamte Spektrum von Schutzfaktor 0 (= bewölkt, keine Sonne) bis Schutzfaktor 3 (starke Sonneneinstrahlung) ab. Die Scheiben schützen also sowohl bei geringer Lichtintensität als auch bei starker Sonne und gegen Lichtreflexionen. Darüber hinaus ermöglicht der High-Contrast-Rotfilter eine, wie es heißt, besonders gute Relieferkennung. Aufgrund der magnetischen Befestigung (Magnefix-Technologie) lassen sich die Gläser schnell wechseln.

Radbrille mit Photovoltaik

evil eye wartet mit einer besonderen Innovation bei Sportbrillen auf. Die Sportmarke präsentiert ihre erste elektronische Sportbrille, gedacht vor allem für Radsportler. Die Brille mit Photovoltaik soll die Tönung des eingesetzten LST-eVARiO-Filters mittels eines verbauten LCD-Moduls innerhalb von 0,6 Sekunden vollautomatisch an die vorherrschenden Lichtverhältnisse anpassen können, ohne Laden und ohne Schalten.

„Die Brille ist sehr leicht, verfügt über intelligente Anpassungs-Möglichkeiten und kann mittels Clip-in in der individuellen Sehstärke des Trägers optisch verglast werden“, heißt es vom Hersteller. Polycarbonat-Filter bringen zusammen mit der patentierten LST-Filtertechnologie UVA-, -B- und -C-Schutz (UV 400). Dahinter verbirgt sich „Light Stabilizing Technology“. Sie soll die Kontraste verstärken und zudem extreme Lichtschwankungen ausgleichen, so dass die Augen nicht so schnell ermüden.

Silhouette: evil eye
evil eye von Silhouette (Bild: Silhouette / Max Draeger)

Was Fassungen betrifft, sind die Ansprüche von Brillenträgern gestiegen. Funktonalität, Style und Nachhaltigkeit sollen heute gleichermaßen mit einfließen, ja im fertigen Produkt vereint sein. Nahezu alle großen Brillenhersteller versuchen inzwischen verstärkt zu zeigen, dass sie Nachhaltigkeit ernst nehmen. Auch bei Sportbrillen ist das Thema angekommen.

Bio-Kunststoff-Trend Rilsan

Florian Riedel: „Generell spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Auch bei der Produktion von Sonnenbrillen. Hier gibt es aktuell bei Fassungen das größte Nachhaltigkeits-Potenzial. Mehr als 60 Prozent aller Produkte von Julbo bestehen zur Hälfte aus Rilsan, einem Bio-Kunststoff pflanzlichen Ursprungs.“

Rilsan ist ein von dem französischen Chemieunternehmen Arkema (eine Niederlassung ist auch in Düsseldorf) entwickeltes, biobasiertes Hochleistungspolymer, das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen besteht. Ganz grundsätzlich hat sich Julbo dazu verpflichtet, respektvoll mit der Natur umzugehen und nachhaltig zu produzieren, dazu gehört die Bemühung um kurze Lieferketten.

Rudy Project: Material Rilsan
Ein plausibler Schritt in Richtung Nachhaltigkeit: Rilsan ist ein biobasiertes Hochleistungspolymer, das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Rohstoffen besteht (Bild: Rudy Project)

Der italienische Sportartikel-Experte Rudy Project hat sich mit dem Programm „Ride to zero“ dazu verpflichtet, die Ziele der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Neben Maßnahmen wie einem effektiven Abfallmanagement, dem Ausgleich von CO2-Emissionen durch Aufforstungs-Projekte, der Nutzung von Solarenergie und recycelbaren Verpackungen setzt man auch hier auf das Polymer Rilsan für die Sportbrillen.

Recycling nimmt Fahrt auf

Das Unternehmen forscht zudem zum Thema Recycling. Verpackungen der Produkte, Zubehör- und Ersatzteile sollen auf das Wesentliche reduziert werden. Zusätzlich sind Rudy-Project-Sportbrillen auf Langlebigkeit ausgerichtet und daher aus schweiß-, eis-, wasser- und hitzebeständigen Materialien, durch eine Vielzahl an Ersatzteilen reparier- und erneuerbar und zudem zeitlos im Design – so zumindest der Anspruch.

Auch die französische Sportbrillen-Marke Bollé zeigt Nachhaltigkeits-Bewusstsein. Neun umweltfreundliche Sonnenbrillen-Modelle hat man im Repertoire – vier davon im Performance-, fünf im Sports-Lifestyle-Bereich. Als Teil einer „React for Good“-Kampagne bestehen die Modelle „Arcadia“ und „Euphoria“ zu 45 Prozent aus biobasiertem Material.

evil eye, seit 2019 auf dem Markt, gehört zu Silhouette. Am oberösterreichischen Hauptsitz in Linz, der in der Mitte eines Wasserschutzgebietes mit strengen Umweltkontrollen liegt, nutzt das Unternehmen Solaranlagen und verwendet Grünstrom auf dem Firmengelände.

Silhouette: Gergana Rangelov
Gergana Rangelov, Public Relations Specialist bei Silhouette

„Um einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen, kompensieren wir den aktuell verbleibenden CO2-Ausstoß durch die Unterstützung eines Flusskraftwerkes in Colon/Honduras, dem Gold-Standard zertifizierten Projekt für erneuerbare Energien. Die Anlage liefert 23.000 MWh saubere Energie pro Jahr für das lokale Stromnetz und ersetzt damit die fossilen Anlagen. Dadurch werden jährlich 25.568 Tonnen CO2 eingespart“, so Gergana Rangelov, Public Relations Specialist bei Silhouette. Bei allen Sportbrillen von evil eye sei für die Dauer von bis zu sechs Jahren ein „sinnvoller Ersatzteilaustausch“ möglich, heißt es.

Verbesserte Korrektionslösungen

Von Herstellern ist zu hören, dass die Nachfrage nach Sportbrillen mit Sehstärke spürbar zunimmt. Julbo bestätigt das: „Immer mehr gefragt sind auch Sonnenbrillen, die auf die individuelle Sehstärke angepasst bzw. verglast werden.“

Rudy Project: Spinshield Air mit optischem Einsatz
Für alle sportlich Aktiven, die eine Brille mit Sehstärke brauchen, hat Rudy Project mit der Spinshield Air ein Modell mit praktischem Clip in-System (Bild: Rudy Project)

Für Sportler mit Sehschwäche bietet Rudy Project mit „Impact RX“ personalisierte Freiform-Einstärken- und Gleitsichtgläser. „Die Gläser haben einen niedrigeren Brechungsindex, eine geringere innere Spannung und eine geringere chromatische Streuung als Polycarbonat. Dies hat den Vorteil von geringerer Oberflächen-Reflexion, eine höhere Auflösung sowie schärfere Bilder“, verspricht der Hersteller. Zum Einsatz kommt das Hybrid-Material „ImpactRX highindex“ für höhere Korrekturen. Das Glas sei weniger dick, böte aber trotzdem Stärke und Haltbarkeit, heißt es.

Neben der hochmodernen Direktverglasung für photochromatische, fix-getönte und polarisierende Gläser bietet Rudy Project Clip-In, Optical Docks, Vollrandclips, RX Direct Clips sowie Sportbrillen mit integriertem Leseteil. Für die neue Sportbrille „Spinshield Air“ hat der Hersteller einen optischen Einsatz speziell für Shield-Brillen entworfen, wodurch sich die Brille auf die individuelle Sehstärke anpassen lässt.

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Die PMD „E-Sense“ von evil eye kann mittels Clip-in auch mit optischen Gläsern in der Sehstärke des Trägers verwendet werden (Bild: Silhouette)

Die PMD „E-Sense“ von evil eye kann mittels Clip-in auch mit optischen Gläsern in der Sehstärke des Trägers verwendet werden. Die Korrekturgläser werden auch in Linz angefertigt.

Trends beim Sportbrillen-Design

Sportive Modelle fürs Laufen haben es als „schnelle Brillen“ sogar in angesagte Fashionmagazine geschafft. Ähnlich wie bei Sportbekleidung soll auch die Sportbrille zum Outfit passen und mit modischem Design überzeugen. Für vorzeigbaren Lifestyle sorgen momentan übergroße Gläser, moderne Halbrahmen-Varianten oder auch rahmenlose Modelle. Vor allem beim Running.

„Gefragt sind große, auffällige Monoscheiben – etwa im Bike-Bereich, da hier der Schutz der Augenpartie vor Schmutz, Insekten oder Regen sehr wichtig ist. Aber auch die Ästhetik ist wichtig“, heißt es bei evil eye. Florian Riedel betont: „Immer mehr Sportler achten bei der Wahl der Sonnenbrille auf ein stimmiges Gesamtbild. Beim Radsport sollen der Fahrradrahmen, die Radbekleidung und nicht zuletzt auch die Sonnenbrille zusammenpassen. Generell ist der Trend zu breitem Sichtfeld und großen Panoramascheiben mit unterschiedlichen Beschichtungen und auch Verspiegelungen ungebrochen. Im Outdoor-Bereich spielt die Funktionalität dagegen eine größere Rolle als der Look.“

Rudy Project: Sebastian Siedler
Sebastian Siedler, Country Manager Rudy Project (Bild: Rudy Project)

Details wie dynamische Belüftungssysteme, rutschfeste Einsätze und verstellbare Elemente bieten bei Sportbrillen weiteren Komfort, den Augenoptiker ihren Kunden anbieten können.

„Neben filigranen und technischen Sportbrillen sind aktuell sportive Active-Lifestyle-Brillen mit größeren Rahmen und auch mit auffälligen Farben im Trend“, erklärt Sebastian Siedler, Country Manager Rudy Project Germany, und fügt hinzu: „idealerweise mit Verglasungsmöglichkeit.“

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Astrid Schlüchter ist gelernte Modedesignerin und leitet als Chefredakteurin die beiden Print- und Onlinemedien SAZsport und SAZsportsfashion. Zuvor war sie lange Zeit als freie Autorin für verschiedene Medien im Sport-, Mode- und Lifestyle-Segment tätig.

 

Artikel aus der eyebizz 3.2023 (April/Mai)

 


Mehr stylishe moderne Sportbrillen gibt es im DesignSpecial Surf & Sail (eyebizz 3.2023, PDF)


 

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