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Tipps für den eigenen Betrieb

Nachhaltigkeit beim Augenoptiker: Was schon machbar ist

Nachhaltigkeit ist nicht allein ein Thema der Industrie. Insbesondere kleine, inhabergeführte Betriebe können hier schnell eigenständige Entscheidungen treffen und so einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten. Das sollte dann auch Teil der Kommunikation nach außen werden. Gedankenanstöße von Yannick Fetsch, B. Sc. Optometrie und Marketing-Experte.

Rocktician: Yannick Fetsch zu Nachhaltigkeit beim Augenoptiker
Yannick Fetsch von der Agentur Rocktician weiß Rat, was heute schon machbar ist bezüglich Nachhaltigkeit beim Augenoptiker (Bild: Rocktician)

Das Thema Nachhaltigkeit bietet bekanntlich eine Menge Konfliktpotenzial, deshalb ist darauf hinzuweisen, dass der Leser nicht mit allen hier dargestellten Gedanken mitgehen muss. Nachhaltigkeit ist so tiefgehend, dass man streng genommen jegliche Lieferketten bis ins kleinste Detail kennen müsste, um seine Handlungen danach auszurichten. Letztlich kann Nachhaltigkeit nur funktionieren, wenn Augenoptikerinnen und Augenoptiker das Große und Ganze im Blick behalten und ihre Maßnahmen dennoch umsetzbar und glaubwürdig bleiben.

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Realistisch sein

Nehmen wir z.B. die Aussage, dass Tageskontaktlinsen in nahezu allen Nachhaltigkeits-Punkten gegen die Brille verlieren, dann leuchtet das ohne weitere Erklärung ein. Aber ist es realistisch, dass Augenoptiker aufgrund dieser Erkenntnis Tageslinsen gänzlich aus dem Sortiment nehmen? Wohl kaum.

Am Ende stoßen derartige Debatten immer an die gleichen Konfliktpunkte: Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Ertrag stehen leider oftmals im Gegensatz. Solche Konflikte sind täglich in den Nachrichten zu sehen. Nachfolgend werden Handlungs-Anweisungen und Ideen aufgezeigt, wie der augenoptische Betrieb Nachhaltigkeit umsetzen und kommunizieren kann.

Nachhaltigkeit im Betrieb

Ein erster Schritt, für mehr Nachhaltigkeit im augenoptischen Betrieb zu sorgen, wäre der Einsatz von LED-Lampen und Bewegungssensoren, wodurch der tägliche Energieverbrauch erheblich gesenkt werden kann. Und: Nicht benötigte Geräte und Computer sollten nach Feierabend ausgeschaltet werden, anstatt den Standby-Modus zu nutzen. Gehören Sie zu der Fraktion, der es wichtig ist, auch nach Ladenschluss die Schaufenster hell zu erleuchten? Klar, sieht schön aus, aber berücksichtigen Sie, dass das auf umweltbewusste Menschen abschreckend wirken kann.

Effiziente Mülltrennung ist zu Hause Standard, in vielen Betrieben geht sie im Tagesgeschäft jedoch unter. Wenn der Arbeitgeber die Mülltrennung leicht macht (kurze Wege, klare Bezeichnungen der Behälter), werden die Mitarbeiter die Mülltrennung auch umsetzen.

Alte Kartons können für den Weiterversand genutzt werden, zudem sollte man versuchen, auf Einweg-Verpackungen zu verzichten. Und nicht vergessen: Schleif-Abfälle müssen gesondert entsorgt werden. Das beim Schleifen entstehende Mikroplastik ist absolut umweltschädlich.

Thema Mobilität: Die Unterschiede, wie man den Weg zur Arbeit gestalten kann, sind zwischen städtischen und ländlichen Gebieten enorm. Aber in beiden Fällen ergeben sich betriebliche Optionen, dem Arbeitnehmer eine möglichst umweltfreundliche An- und Abreise zu ermöglichen.

Der Arbeitgeber kann E-Bikes bezuschussen oder über vermögenswirksame Leistungen abrechnen, sodass der Arbeitnehmer öfter mit dem Rad zur Arbeit kommt. Oder der Betrieb übernimmt das Deutschlandticket, die Kosten sind mit 49 Euro brutto pro Mitarbeiter überschaubar. Und wer mit dem Team zur nächsten Messe fährt: Das geht mit dem Zug mindestens genauso preiswert wie mit dem Privat-PKW.

Nachhaltigkeit bei den Produkten

Zwar hat der augenoptische Betrieb keinen direkten Einfluss auf die Fertigung der bei ihm verkauften Produkte, aber ein Sortiment lässt sich unter Aspekten der Nachhaltigkeit optimieren. Wer vorwiegend oder ausschließlich Hersteller anbietet, die einen hohen Wert auf faire Lieferketten und saubere Produktion legen, leistet einen wichtigen Beitrag für die Umwelt.

Ansonsten gilt: je kürzer die Lieferwege, desto besser. Bei Fassungen lässt sich die Herkunft meist sehr gut nachvollziehen, bei Kontaktlinsen oder Brillengläsern kann es schwieriger sein, mit etwas Recherche ist es auch hier möglich. Die heimische Produktion überzeugt in der Regel nicht nur durch hohe Qualitätsstandards, sondern ebenso durch CO2-Ersparnis. Tipp: Setzen Sie sich mit den Anbietern auseinander, die Sie im Sortiment haben und fragen Sie auch kritisch beim Außendienst nach, wie, wo und unter welchen Umständen die Produkte hergestellt werden.

Bei der Auswahl der Fassungen können augenoptische Betriebe auf recycelten Kunststoff bzw. recyceltes Metall setzen und Brillen aus FSC-zertifiziertem Holz, nachwachsenden Bohnen oder Meeresplastik anbieten. Jeder Augenoptiker hat die Entscheidung, mit Herstellern zusammenzuarbeiten, die ökologische Standards einhalten und sich für faire Arbeitsbedingungen einsetzen. Was Brillengläser betrifft, lassen sich bei der Wahl des Herstellers ebenso ökologische Aspekte berücksichtigen.

Jahreskontaktlinsen verbrauchen deutlich weniger Ressourcen als Tages-, Wochen- oder Monatslinsen und produzieren weniger Müll. Kunden sollten wissen, dass es Kontaktlinsen mit langer Nutzungsdauer gibt. Durch die Beratung zu Tauschsystemen und Mehrwegbehältern für Kontaktlinsen-Pflegemittel können sie ermutigt werden, nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Potenziale nachhaltigen Wirtschaftens

Entgegen der gängigen Meinung, Nachhaltigkeit verursache in erster Linie Kosten, ergeben sich durchaus Chancen, Umsätze zu steigern und teils sogar Kosten zu senken. Zudem eröffnen sich Möglichkeiten positiver Außenkommunikation.

Durch transparente Informationen über nachhaltige Maßnahmen wird Vertrauen geschaffen, die Kundenbindung gestärkt. Das Image des Betriebs wird positiv beeinflusst. Eine gezielte Fokussierung auf nachhaltige Produkte und Herstellungs-Verfahren ermöglicht das Upselling zu hochwertigeren, auch teureren Produkten. Viele Kunden sind bereit, für ein ökologisches Produkt mehr Geld auszugeben.

Die Digitalisierung von Prozessen im Betrieb erlaubt Kosten-Einsparungen durch eine effizientere Arbeitsweise und weniger Papier. Abläufe werden schneller und umweltfreundlicher, wenn sie vom Analogen ins Digitale gebracht werden. Kundenverwaltung, Kundenkommunikation, Terminbuchung, Brillenpass/KL-Pass, Bestellung – all das geht problemlos volldigital. Tipp: Überdenken Sie, ob Sie wirklich mehrmals im Jahr Flyer oder Briefe an hunderte von Kunden schicken müssen oder ob Sie nicht doch mehr auf digitale Werbung umstellen.

Das Erlangen von CO2-Neutralität durch Spenden für nachhaltige Projekte bietet eine wirksame Möglichkeit zur Außenkommunikation. Zahlreiche Anbieter berechnen den jährlichen CO2-Ausstoß individuell und legen ihn in Spenden um. Die errechnete Summe wird in Kompensations-Maßnahmen (meist Projekte in Entwicklungsländern) investiert. Dadurch entsteht zumindest im übertragenen Sinne CO2-Neutralität. Auch mit einer Teilnahme an lokalen Umwelt- und Nachhaltigkeits-Initiativen können Augenoptiker zeigen, dass ihnen Klimaschutz-Projekte wichtig sind.

Durch die Einführung von Reparatur- und Recycling-Programmen können Kunden ermutigt werden, defekte oder nicht mehr benötigte Brillen zur Wiederverwendung zurückzubringen. Das bietet auch die Möglichkeit, Brillen an Bedürftige zu spenden.

Fazit

Eine transparente, glaubwürdige Außenkommunikation in Bezug auf Nachhaltigkeit hebt den Augenoptiker von Mitbewerbern ab und zeigt sein Engagement für umweltbewusstes Handeln. Durch die Implementierung von Nachhaltigkeits-Maßnahmen und einer gezielten Kommunikation kann der Augenoptiker auch wirtschaftlich profitieren. Denn die zunehmende Betonung von Nachhaltigkeit bei der Kaufentscheidung, insbesondere bei jüngeren Menschen, wird weiter anhalten. Im besten Fall binden Augenoptiker nicht nur ihre Kunden enger an sich, sie gewinnen auch noch neue. ///

 

Yannick Fetsch ist studierter Augenoptiker und Gründer von Rocktician. Die Hamburger Marketing-Agentur unterstützt Augenoptiker und Hörakustiker im gesamten DACH-Raum in der Außenkommunikation und im digitalen Wandel.

 

Artikel aus der eyebizz 4.2023 (Juni/Juli)

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ein hervorragender Artikel!
    Ich bin sicher, dass viele Augenoptiker sich daran orientieren werden.

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