Martin Luther ärgerte sich über seine faulen Studenten, die Stipendien bekamen, doch ihre Zeit vertrödelten. Deshalb erhob er 1546 bei einer Tischrede den Zeigefinger und mahnte: „Was Hänsel nicht lernt, das lernet Hans auch nicht.“ Was er meinte, war: Studenten sollten jede freie Minute zum Lernen nutzen, in späteren Jahren hätten sie vielleicht nicht mehr die Zeit dazu.
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Doch die Nachwelt kolportierte den Sinn des Satzes ganz anders: Was Heranwachsende nicht lernen, können sie niemals mehr nachholen, denn im Alter ist Lernen ein Ding der Unmöglichkeit. Folglich muss man Hänschen möglichst viel beibringen, Hans aber schön in Ruhe lassen: Er weiß nämlich schon alles oder wenigstens genug, bei Bedarf kann er‘s ja googeln.
Heute weiß man es besser. LLL ist die Losung. Gemeint ist nicht das ehemalige Lichtschulheim Lüneburger Land oder die Lack-Leder-Latex-Fraktion, sondern lebenslanges Lernen.
Tatsächlich lernen Erwachsene in manchen Bereichen sogar leichter als Kinder, weil sie auf erworbenes Wissen aufbauen können. Und sie nutzen das mehr denn je. Jeder zweite Erwerbstätige zwischen 46 und 65 nahm in den letzten drei Jahren an beruflichen Weiterbildungen teil (Deutsches Zentrum für Altersfragen). Womit wir beim Schwerpunkt dieser Ausgabe wären: Back to school, back to work!
Wir portraitieren eine Augenoptikerin, die mit 47 ihre Meisterprüfung machte, eine andere, die sich zur Hörakustikerin umschulen ließ, werfen einen Blick auf die berufsbegleitende Fortbildung zum Optometristen an der Akademie der Augenoptik in Knechtsteden und stellen den noch neuen Studiengang Augenoptik/Optische Gerätetechnik in Brandenburg vor.
Wahr ist: Nicht ständig können wir beruflich auf dem Sprung sein, Seminare und Workshops besuchen, aber dauerhaft auf der Stelle treten wollen wir ebenso wenig. Es macht auch keinen Spaß. Dieses Heft möchte Sie in Bewegung versetzen, Ihnen Lust machen, den beruflichen Horizont zu weiten, vielleicht mit einer Fortbildung.
Ich selbst bin auch auf dem Sprung. Diese eyebizz-Ausgabe ist meine letzte. Nach sieben Jahren als Redakteur und Chefredakteur wird es Zeit für neue berufliche Herausforderungen. Herzlich bedanken möchte ich mich bei dem gesamten eyebizz-Team, meiner Redaktion, der Grafikerin, die sich ebenfalls verabschiedet, und dem Verlag, der mir das Heft anvertraut hat.
Doch was wäre ein Heft ohne seine Leser? Deshalb geht mein größter Dank an Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Sie eyebizz seit nun mehr 20 Jahren schon so treu begleitet haben, manchmal lobend, manchmal kritisch, aber immer interessiert. Danke!