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Augenoptiker-Portrait

Förster Optik: Tradition mit Innovation verbinden

Augenoptiker zu sein ist vielseitig und herausfordernd zugleich. Wer hier mit Herzblut, Mut zum Risiko und frischen Ideen erfolgreich seinen Weg geht, verdient unsere ganze Aufmerksamkeit. In jeder Ausgabe von eyebizz portraitieren wir Unternehmer-Persönlichkeiten, die kennenzulernen sich lohnt. Diesmal ist es: Florian Förster, Förster Optik, Weilheim.

Förster Optik Weilheim Florian Förster
Als Geschäftsführer von Förster Optik und Vater von vier Kindern bleibt Florian Förster nicht viel Zeit für besondere Hobbys; falls doch, geht er seiner Leidenschaft für Technik und IT nach, befasst sich mit Innovationen und Weiterbildung, die am Ende auch für das Unternehmen genutzt werden können (Bild: Förster Optik)

Seit 125 Jahren sorgt Förster Optik im oberbayerischen Weilheim für Durchblick. Inhaber Florian Förster (48) pflegt nicht nur alte Werte der vorherigen Generationen weiter, er stellte das Familien-Unternehmen mit etlichen Innovationen auch auf die aktuellen Anforderungen ein.

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Weilheim liegt eingebettet im bayerischen Alpenvorland, zwischen München im Norden und Garmisch-Partenkirchen im Süden. Nicht weit entfernt liegt der idyllische Ammersee. Uhrmachermeister Franz Förster legte hier 1898 im Alter von 29 Jahren den Grundstein für das Unternehmen, in der Kreuzgasse unweit des heutigen Geschäfts. 1917 erwarb er das Haus am heute noch aktuellen Standort Marienplatz 13. Über die Jahrzehnte und Generationen kamen Räumlichkeiten hinzu, erfolgten Umbauten und Änderungen im Angebot.

Förster Optik Weilheim: Fassade Marienplatz 13 und 15 von 1917
Förster Optik, Weilheim: Die Fassade Marienplatz 13 und 15 von 1917 (Bild: Förster Optik)

Florian Förster begann 1995 seine Ausbildung und absolvierte an der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln die Ausbildung zum Augenoptikermeister. Seine Qualifikation rundete er 2006 mit dem Abschluss zum Betriebswirt des Handwerks bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern ab. 2000 gründete er mit seiner Mutter Hannelore die Förster GmbH, wurde Gesellschafter und Geschäftsführer. 2012 entschlossen sich die Försters zur Konzentration auf das Kernsortiment Augenoptik auf neugestalteten 140 qm Verkaufsfläche.

Große Feier zum 125-Jährigen

Seit 2020 ist Florians Schwester Johanna (37) mit an Bord. Die Einzelhandels- und Veranstaltungs-Kauffrau kümmert sich um die administrativen Aufgaben und unterstützt Mutter Hannelore im kaufmännischen Bereich, die mit dem Firmenjubiläum im November 2023 auch ihre 50-jährige Firmen-Zugehörigkeit feiern konnte.

Die Försters sind sich der Tradition ihres Betriebes bewusst und haben ihre Wurzeln in der heimischen Wirtschaft, wie sie im Jubiläumsbuch festgehalten haben. „Wir setzen auf das Vertrauen unserer Kunden, das wir uns in drei Generationen erarbeitet haben. Angst vor der Zukunft? Fehlanzeige. Die Verbindung von Augenoptik-Handwerk und Technologie-Affinität vereint Tradition mit Innovation. Aber vieles wird sich in den nächsten Jahrzehnten verändern. Überleben kann nur, wer flexibel auf die Zeitströmungen reagiert.“

Förster Optik Weilheim: Fassade Marienplatz 13 und 15 von 2023
Förster Optik, Weilheim: Die Fassade Marienplatz 13 und 15 von 2023 (Bild: Förster Optik)

Die große Verantwortung sehe Florian Förster schon, aber er ändere auch gern mal Gewohnheiten, wo sie nicht mehr in die Zeit passen – die Vergangenheit stehe nicht im Weg. Und die aktuelle Generation ist fleißig dabei, ihre Ideen umzusetzen. Heute steht ein zehnköpfiges Team den Kunden zur Seite. Zum großen Jubiläum präsentierte sich das Familien-Unternehmen in neuem Glanz; die aktuelle High-Tech-Ausstattung verspricht neue Seh-Erlebnisse.

Zum Jubiläum zeigte die mobile Brillen-Ausstellung „Walk of Frame History“ von Oliver Kellner, Gründer der Wahre-Werte-Optiker, im Vorfeld die Geschichte der Brille. In der Hausmesse wurde mit den Grußworten des Bürgermeisters und etlichen nachhaltigen Fassungs- und Brillenglas-Marken sowie deren Vertretern mit Vorträgen und Anprobe-Angebot für die Kundschaft das bisher Erreichte ausgiebig gefeiert.

1A-Standort zu Augengesundheit

Und das kann sich sehen lassen: Am 1A-Standort der Fußgängerzone in der Stadtmitte finden sich Verkaufsräume (120 qm) plus zwei moderne Augenprüf- und Anpassräume, Mitarbeiterbüro, Werkstatt, Sozialraum und Chefbüro. Der von einem Architekten individuell geplante Ladenbau hebt sich ab; umgesetzt wurde er durch eine örtliche Schreinerei. Sechs große Schaufenster bieten genug Präsentations-Fläche für das breit gefächerte Angebot.

Optometrische Dienstleistungen und Low Vision gehören ebenso dazu wie ein nachhaltiges Brillenfassungs-Angebot mit örtlich nahen Independent-Fassungsmarken und Manufakturen. Kontaktlinsen-Anpassungen (darunter auch individuelle Spezial-Kontaktlinsen – Keratokonus, Nachtlinsen, formstabile und multifokale Linsen) werden mit Abonnements unterstützt, die Kundschaft wird halbjährlich zu Funktionskontrollen eingeladen.

 

Überleben kann nur, wer flexibel auf die Zeitströmungen reagiert.

 

Für Gleitsicht- und Bildschirm-Arbeitsplatz-Brillen kommen biometrische Brillengläser von Optiswiss zum Einsatz. Sportbrillen und Kinderbrillen sind im Verkaufsraum prominent herausgestellt. Und natürlich bietet Förster für die jüngsten Kunden ein Myopie-Management an, inklusive Augenbaulängen-Bestimmung (mit dem Oculus Myopia Master). Die Gesundheits-Vorsorge und das Bewusstsein dafür zu schaffen, ist den Weilheimern ein großes Anliegen.

Langjährige Stammkunden

Das Einzugsgebiet umfasst die Stadt mit einem Umkreis bis zu 40 Kilometern, Stammkunden kommen aus Penzberg, Starnberg, Tutzing, Schongau, Peiting, Peißenberg, Hohenpeißenberg. 100 Meter rund um das Geschäft gibt es insgesamt fünf Augenoptiker, am Marienplatz sind es drei inklusive Förster Optik, davon ein Filialist.

Das Klientel ist durch das breite Angebot sehr gemischt, einerseits die Gesundheitsbewussten, die in Premiumgläser investieren, auf der anderen Seite die Mode- und Umwelt-Bewussten, die sich für modische und hochwertige Fassungen und nachhaltige Materialien begeistern. Haupt-Zielgruppe der Försters mit über 50 Prozent Anteil sind dabei Gleitsichtträger ab 45 Jahren.

Förster Optik Weilheim 125-Jahr-Feier Verkaufsraum
Ein Blick in den Verkaufsraum von Förster Optik (Bild: Förster Optik)

„Grundsätzlich spüren wir im Verkaufsgespräch, welches Bedürfnis überwiegt und folgen den Kundenwünschen. Trotzdem sind wir darauf aus, das Bewusstsein für das Organ Auge und den Sinn Sehen im Gesundheits-Aspekt zu vermitteln“, so die Försters.

Was offensichtlich gut funktioniert, sodass derzeit kaum Neukunden-Akquise nötig ist. Es reiche, die Stammkunden in regelmäßigen Intervallen per Brief persönlich einzuladen, den Rest mache die Mund-Propaganda. Aus früheren Zeiten, als man mittels Einkaufsgemeinschaft über Komplettpreis-Angebote agierte, sind nur noch vereinzelte Angebote für kleinere Geldbeutel geblieben. Aber es sei ein großer Schritt gewesen, gesteht Florian Förster, diese „alten Zöpfe damals abzuschneiden“ und neue Wege zu gehen.

Social Media werde im Moment aus zeittechnischen Gründen mehr als Storytelling genutzt, um über aktuelle alltägliche Vorgänge im Betrieb zu informieren, transparent zu sein und Persönlichkeit zu zeigen oder Vertrauen aufzubauen. Bei besserer Mitarbeiter-Kapazität ist geplant, das Angebot auch auf YouTube zu thematisieren.

Mitarbeiter-Suche und Netzwerken

Gerne würde Florian Förster noch mehr Ideen umsetzen, aber auch er wird vom Fachkräfte-Mangel ausgebremst. Das Team inklusive Chef umfasst derzeit zehn Personen, viele davon sind schon seit vielen Jahren an Bord, aber überwiegend sind es Teilzeitstellen: so suchen auch die Weilheimer weiter Personal.

Im Betrieb teilen sich die acht Frauen je nach Stundenzahl und Interessen die verschiedenen Einsatzbereiche und Tätigkeiten auf; ein früherer Mitarbeiter hilft als rüstiger Rentner einmal die Woche noch aus. Einige aus dem Team haben im Betrieb bereits als Auszubildende angefangen und sind nach anderweitigen Zwischenstopps zurückgekehrt, andere kamen als Quereinsteiger.

Förster Optik Weilheim Team Nov 2023
Das Team von Förster Optik (von links): Johanna Förster, Verena Huber, Corine Privat, Lara Kastner, Florian Förster, Sabine Plevka, Hermann Böhm, Nadja Meier, Daniela Blank und Verena Furtner (Bild: Optik Förster)

Zwei Mitarbeitende sind aktuell in Weiterbildungen: beim Dualen Studium zum „Bachelor of Science Augenoptik und Optometrie“ beziehungsweise zur Orthoptistin(!). Letzteres dürfte Netzwerk-Befürworter im Myopie-Management besonders freuen. Die gelungene Versorgung eines kurzsichtigen Kindes des ortsansässigen Kinderarztes hatte für die Försters bereits Türen geöffnet und könne weitere Wege ebnen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Förster Optik: Nachhaltigkeit schon immer Thema

Als Mitglied der Wahre-Werte-Optiker unterstreicht das Unternehmen seine nachhaltige Firmen-Philosophie. Der Verbund verleiht sein Siegel für die Einhaltung bestimmter Kriterien bei Ökologie, sozialen Aspekten und auch fachlicher Qualität, die unangekündigt überprüft werden. Im Mai 2023 überreichte die mehrfache Paralympics-Siegerin und Wahre-Werte-Botschafterin Kirsten Bruhn der Umwelt-Beauftragten von Förster Optik, Johanna Förster, in Potsdam das Zertifikat 2023/24.

„Nachhaltigkeit hat bei uns schon die vorherige Generation vorgelebt, es ist aus unserer Sicht ein echtes Mindset. Es entstehen hierfür immer wieder Ideen. Nächstes Projekt ist der Weilheimer Klimafrühling Anfang Mai und die Zusammenarbeit mit der Greensurance Stiftung, die im Weilheimer Moor anfängt mit der Renaturierung und Wiedervernässung der Böden“, so Johanna Förster.

Mit diesem Engagement schaffte es das Unternehmen ins Finale des opti Sustainability Award , der dieses Jahr zum ersten Mal von und auf der opti vergeben wurde. In einem Pitch von einigen Minuten verdeutlichte Johanna Förster die alltägliche Papierflut, die im Betrieb allein an Lieferscheinen entsteht. Dabei ließe sich hier leicht Abhilfe schaffen, denn die technischen Möglichkeiten, intern in Lieferprozessen nur noch via QR-Codes zu arbeiten, existieren bereits.

Digitalisierung und Visionen

Das ist das Stichwort für einen anderen wichtigen Aspekt im Unternehmen: Digitalisierung. Ziel bei Förster Optik ist es, interne Prozesse papierlos(er) zu gestalten. Seit November hilft hier eine neue Software. Grundsätzlich versucht man, alles Mögliche zu digitalisieren, was vermutlich auch in der Begeisterung des Chefs für Computer und EDV begründet ist. Florian Förster hatte bereits mit 13 Jahren ein Statistik-Programm für ein damals noch bestehendes Juweliergeschäft der Familie geschrieben.

Der Fokus liegt momentan auf Prozess-Optimierungen und das Onboarding-System (systematische Einarbeitung neuer Mitarbeiter). Sowohl der demographische Wandel als auch der Fachkräfte-Mangel zwinge zu diesen Effizienz steigernden Maßnahmen.

Für das Team bleibt aber die persönliche Note entscheidend. Neue Mitarbeiter zu finden, die ebenfalls von authentischen nachhaltigen Werten überzeugt sind, wird die Herausforderung sein. „Das ist, was uns als Förster Optik ausmacht: Wir hören und sehen unsere Klienten. Wir fühlen mit ihnen und wir freuen uns mit ihnen, wenn wir nachweislich gute Arbeit geleistet haben, und sie nach ihrem Besuch bei uns glücklich(er) sind.“ Ihr Urahn Franz Förster wäre sicherlich sehr stolz.

/// PE

 

Förster Optik
Gründer: Franz Förster
Geschäftsführer: Florian Förster
Eröffnung: 1898, 9 Mitarbeitende
Adresse: Marienplatz 13–15, 82362 Weilheim
Telefon: (0881) 2020, E-Mail: info@foerster-optik.de
www.foerster-optik.de

 

Artikel aus der eyebizz 2.2024 (Februar/März)

 

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