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Tipps für Kundenkommunikation und Handling

Es bleibt viel zu tun in Sachen Myopie

Dass noch viel zu tun ist, um die Themen Myopie und Myopie-Management verständlich in die Bevölkerung zu tragen, war schon vor dem 18. April 2024 klar, wurde aber an diesem Tag beim Presse-Event von CooperVision in Hamburg noch einmal allzu deutlich. Der Kontaktlinsen-Hersteller hatte die Presse nach Hamburg eingeladen, nicht nur die Fach- sondern insbesondere die Gesundheitspresse. Und bei diesen Kollegen und Kolleginnen steht die Entwicklung der Kurzsichtigkeit nicht ganz oben auf der Prioritätenliste.

Myopie Management Kinder an digitalen Geräten c CooperVision
Mehr als eine Stunde zusätzlich zur Hausaufgabenzeit sollte es für Kinder keine Zeit an digitalen Geräten geben, da hilft es auch nicht, das Handy nur im Freien zu verwenden (© CooperVision)

CooperVision hatte keine Mühen gescheut und reichlich Expertise in den Norden geschafft. Zum Glück hatte auch Dr. Michael Bärtschi wieder Zeit, per Video aus der Schweiz die richtigen Antworten auf für unsereins banale Fragen zu geben. Bärtschi kam auch bei der Gesundheitspresse so gut an wie bei uns in der Branche – zuletzt bei der eyebizz conference in Mannheim (siehe extra Bericht). Augenoptikermeisterin Cornelia Hermann und ihr Kollege Hans-Peter Platten standen dem aber auch in Nichts nach und sprachen vor Ort aus der Praxis.

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Die Presseresonanz nach dem Abend scheint bis heute zurückhaltend. Wie gesagt, die Prioritäten sind anders gelagert. Aber das macht umso nachdrücklicher klar, dass wir weiter daran arbeiten müssen, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Wenngleich mit aller gebotenen Seriosität, auch das haben wir Mitte Juni in Mannheim diskutiert und unterstrichen – das ist aber ein internes Thema, während das Bewusst machen wohl eher anderswo notwendig ist.

In dieser Hinsicht sind Menschen wie Conny Hermann, Hans-Peter Platten und Dr. Michael Bärtschi einfach Gold wert. Sie brennen für das Thema und sie haben die Antworten auf die wichtigsten Fragen, die sich die Leute stellen, die mit dem Thema Myopie „draußen“ in Kontakt kommen. Ein paar Antworten von Cornelia Hermann aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und Dr. Michael Bärtschi aus Bern haben wir beim Happening in Hamburg notiert – das sind die Themen, mit denen Ihre Kunden von anderer Seite aus bespielt werden und die vielleicht auch ganz gut für Ihre Kommunikation sein könnten.

/// IR

 


Interview

„Deutliche Zunahme kurzsichtiger Kinder registriert“

eyebizz: Werden Kinder heute früher kurzsichtig als früher?

Cornelia Hermann: Vor circa 20 Jahren kamen vor allem kurzsichtige Jugendliche zu mir, jetzt sind es meist schon Grundschulkinder. Ein großes Problem unserer Zeit ist, dass schon 6-Jährige kaum noch Hobbys haben, die draußen stattfinden. Sie verbringen viel zu viel Zeit vor Bildschirmen.

Michael Bärtschi: In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme kurzsichtiger Kinder und junger Erwachsener registriert worden. Circa 2 bis 15 Prozent, je nach Altersklasse, der Schulkinder und Jugendlichen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind heutzutage kurzsichtig.

Woran merke ich, dass ein Kind kurzsichtig ist?

Bärtschi: Es gibt einige typische Faktoren, an denen Eltern eine beginnende oder vorhandene Kurzsichtigkeit bei ihrem Kind erkennen können. Zum Beispiel, wenn sich Kinder auffällig nahe vor den Fernseher oder Computer setzen oder beim Lesen das Buch dicht vors Gesicht halten. Oder wenn sie entfernte Gegenstände wie zum Beispiel die Schrift auf der Tafel im Klassenzimmer nicht oder nur mit zusammengekniffenen Augen erkennen. Aber auch wenn das Kind vermehrt über Kopfschmerzen oder müde Augen klagt und sich auffällig häufig die Augen reibt.

Myopie Management Cornelia Hermann c CooperVision
Cornelia Hermann schwört auf Kontaktlinsen bei der Versorgung kurzsichtiger Kinder: „Ich habe bei den Kindern, die von mir Kontaktlinsen bekommen haben, noch nie Negatives von ihnen oder ihren Eltern gehört.“ (© CooperVision)

Hermann: Allerdings ist die Kurzsichtigkeit bei solchen Auffälligkeiten auch schon recht weit vorangeschritten. Besser ist es, wenn sie mit ihrem Kind regelmäßig zum Augenarzt oder zum Optometristen gehen, damit Veränderungen der Augen frühzeitig entdeckt werden.

Warum ist es so wichtig, eine beginnende Myopie frühzeitig zu erkennen?

Hermann: Weil starke Kurzsichtigkeit und die damit einhergehende Abhängigkeit von einer Sehhilfe Kinder in ihrer Freiheit einschränkt. Stellen Sie sich vor, die Brille oder Kontaktlinsen gehen unterwegs verloren oder kaputt und das Kind kann seine Umgebung nur noch schemenhaft erkennen. Das kann eine sehr beängstigende Erfahrung sein, die weniger drastisch ausfällt, je geringer die Kurzsichtigkeit ausgeprägt ist. Außerdem steigt ab einem Wert von circa –4 bis –5 Dioptrien das Risiko, im Alter an schweren Augenleiden zu erkranken.

Was können Eltern tun, um der Kurzsichtigkeit ihres Kindes vorzubeugen?

Bärtschi: Solange ein Kind noch nicht kurzsichtig ist, kann ein täglicher Aufenthalt von ein bis zwei Stunden im hellen Freien die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Kurzsichtigkeit nachweislich reduzieren. Zudem sollte es außerhalb seiner Hausaufgabenzeit nicht mehr als eine Stunde am Tag Bücher oder digitale Medien konsumieren und dabei auch immer wieder kurze Pausen einlegen. Dies alles sind Maßnahmen, die helfen können, eine beginnende Kurzsichtigkeit zu hemmen. Sie sind aber keine Garantie, dass ein Kind nicht trotzdem kurzsichtig werden kann.

Welche Optionen zur Eindämmung von Myopie gibt es?

Hermann: Augenärzte können Kindern spezielle Augentropfen verschreiben, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verlangsamen sollen. Studien stellen die langfristige Wirkung dieser Tropfen aber aktuell noch infrage. Ich persönlich halte nichts davon, Kindern ein Medikament ins Auge zu tropfen. Spezielle Kontaktlinsen zum Myopie-Management sind für mich eine gesündere, zuverlässigere Option. Hier gibt es verschiedene Varianten: Zum einen feste Linsen, die das Kind zum Schlafen trägt, und weiche Einmalkontaktlinsen, die es tagsüber aufsetzt. Es existieren auch entsprechende Brillengläser, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit eindämmen. Ich persönlich halte Kontaktlinsen für die bessere Wahl.

Warum?

Hermann: Weil sich die meisten Kinder meiner Erfahrung nach durch Brillen eingeschränkt fühlen. Sie empfinden es meist als störend, dass sie ihr Aussehen verändern, und haben Angst, von anderen Kindern wegen der Brille gehänselt zu werden. Noch entscheidender ist, dass ich auch schon erlebt habe, dass Kinder Hobbys wegen der Brille ausgeschlossen haben. Dass beispielsweise ein Kind nicht zum Fußballtraining gehen möchte, weil es Angst hat, die Brille könnte kaputt gehen, halte ich für sehr bedenklich, da sich die Kinder frei entfalten sollten. Umgekehrt habe ich bei den Kindern, die von mir Kontaktlinsen bekommen haben, noch nie Negatives von ihnen oder ihren Eltern gehört. Die Kinder tun, worauf sie Lust haben, und sind begeistert, dass die Kontaktlinsen ihr Leben und Aussehen kaum merklich verändern. Gerade Jugendliche sagen oft explizit, dass sie froh sind, keine Brille tragen zu müssen.

Myopie Management Dr Michael Bärtschi c CooperVision
Dr. Michael Bärtschi kennt kein Mindestalter für Kontaktlinsen-Träger: „Ob ein Kind Kontaktlinsen im Alltag tragen kann oder nicht, hängt hauptsächlich von seinen individuellen Fähigkeiten und seiner geistigen Reife ab.“ (© CooperVision)

Ab welchem Alter können Kinder Kontaktlinsen tragen?

Bärtschi: Aus medizinischer Sicht können sogar Säuglinge problemfrei Kontaktlinsen tragen. Die meisten Kinder bekommen ihre Kontaktlinsen aber frühestens ab sechs Jahren. Ob ein Kind Kontaktlinsen im Alltag tragen kann oder nicht, hängt hauptsächlich von seinen individuellen Fähigkeiten und seiner geistigen Reife ab. Eltern sollten den Ehrgeiz und die Fähigkeiten von Kindern niemals unterschätzen. Insbesondere wenn die Eltern selbst Kontaktlinsenträger sind.

Wie läuft das Myopie-Management mit Kontaktlinsen – in diesem Fall der MiSight 1 day – bei Ihnen konkret ab?

Bärtschi: Nach den initialen Messungen und den Gesprächen mit dem Kind und den Eltern wird ein gemeinsamer Betreuungsplan abgesprochen. Darin sind die Abläufe der Kontaktlinsenanpassung, die Zeitintervalle der Nachsorge, die Kooperation mit der Ophthalmologie und Orthoptik sowie die Kosten und deren Handhabung festgelegt. Dies ist den besorgten Eltern meist sehr wichtig, da sie daraus ersehen können, dass wir sehr strukturiert arbeiten. Anschließend schulen wir das Kind und seine Eltern beim Handling, der Hygiene und der eventuellen Pflege der Linsen. Dabei achten wir darauf, dass das Kind die Vorgänge weitestgehend selbstständig durchführen kann. Die erste Nachkontrolle findet nach einer bis maximal zwei Wochen statt und die Abschlusskontrolle nach einem bis zwei Monaten. Dabei achten wir auf Sicherheit und Hygiene beim Tragen der Linsen und die Tragedauer sowie auf die Sehschärfe und die erfolgte Korrektur. Anschließend führen wir alle sechs Monate dasselbe Nachsorge-Prozedere wie bei der Abschlusskontrolle durch, plus die Biometrie für die Kontrolle des Augenlängenwachstums alle sechs bis zwölf Monate.

Hermann: Der Ablauf ist bei mir ähnlich. Ich gebe den Eltern immer ein paar Unterlagen und Broschüren mit. So können sie sich selbst in Statistiken und Untersuchungen einlesen. Anschaulich und vereinfacht dargestellte Grafiken sind auch gut, um nervöse Großeltern zu beruhigen, die häufig irritiert sind, wenn Kinder Kontaktlinsen statt Brille tragen. Statt langer Diskussionen können Eltern ihnen dann das Schaubild zeigen und die Fakten für sich sprechen lassen. Den Eltern selbst kann ich schon vorher im Gespräch Vertrauen in die Wirkung der Kontaktlinsen vermitteln. Ich verkaufe die MiSight 1 day seit sechs Jahren und noch nie sind bei einem meiner jungen Kunden und Kundinnen Probleme aufgetreten.

/// Notiert von Ingo Rütten.


 

Artikel aus der eyebizz 4.2024 (Juni/Juli)

 

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