Menschen mit Behinderungen: Welttag am 3. Dezember
CBM fordert Inklusion auch in Notsituationen
von Redaktion,
Weltweit leben 1,3 Mrd. Menschen mit Behinderungen und doch werden sie häufig übersehen. Gerade bei Wetterextremen ist das fatal. Die Christoffel-Blindenmission (CBM, Bensheim) ruft zum Welttag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember dazu auf, die Betroffenen von Anfang an einzubinden.
Hochwasser und Dürren – das zentralafrikanische Land Kamerun ist immer häufiger Extremwetter ausgesetzt. Klimabedingte Katastrophen nehmen dort laut CBM drastisch zu. Menschen mit Behinderungen haben in solchen Notsituationen kaum eine Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen. Und sie werden oft bei der Lebensmittel-Versorgung und bei der medizinischen Hilfe vergessen – mit dramatischen Konsequenzen. Wie auch gerade beim G20-Gipfel herausgestellt: Die Ärmsten der Armen leiden am stärksten.
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Die 42-Jährige Armelle Aimerique kennt die Situation. Sie ist seit drei Jahren Chefin eines Bündnisses verschiedener Selbstvertretungs-Organisationen im Nordwesten Kameruns, einem Partner der CBM in einer katastrophen-geplagten Region. Aimerique erklärt: „Unser Motto lautet ‚Nichts ohne uns‘. Wir sagen das, weil wir Teil der Gesellschaft sind. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: Wer den Schuh trägt, weiß, wo er drückt. Menschen mit Behinderungen sollten in die Entscheidungs-Findung einbezogen werden, denn sie wissen besser als alle anderen, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind.“
CBM: Lebensgefährliche Ausgrenzung
Und doch werden Menschen mit Behinderungen eben oft nicht gefragt, wenn die Politik festlegt, wie die Bevölkerung vor Notlagen gewarnt wird – mit schlimmen Folgen, wie Aimerique berichtet: „So verlieren Menschen mit Behinderungen ihr Leben.“ Die Diskriminierung fängt bereits im Alltag an. Sie ist, so die Selbsthilfe-Chefin, in Kamerun allgegenwärtig. Sie selbst wurde zum Beispiel von einer weiterführenden Schule abgelehnt, weil sie aufgrund einer Polio-Erkrankung Mobilitäts-Einschränkungen hat. „Ich habe gelernt, Hindernisse zu überwinden und meine Erfahrungen zu nutzen, um für eine inklusivere Gesellschaft zu kämpfen“, sagt sie heute.
Schulungen für Inklusion
Das Bündnis, das Aimerique leitet, schult mit Unterstützung der CBM regelmäßig politische und religiöse Entscheider. Sie lernen bei den Trainings, wie sie in der Katastrophen-Vorsorge Menschen mit Behinderungen einbinden können. „Denn so können Menschen mit Behinderungen von Anfang an einbringen, wie sie die Dinge machen und was sie brauchen. Sie fühlen sich für das Projekt verantwortlich und seinem Erfolg verpflichtet.“ Das kann zum Beispiel bedeuten, dass der Weg zu einer Not-Unterkunft eine Rampe hat oder dass Essens-Verteilungen nicht nur per Radio angekündigt werden, sondern für Menschen mit Hörbehinderung zum Beispiel mit Plakaten.
Die Arbeit des Bündnisses trage bereits Früchte: Bei allen lokalen Treffen der Vereinten Nationen im nordwestlichen Kamerun ist ein Vertreter des Bündnisses dabei. Das verleiht Menschen mit Behinderungen in der humanitären Arbeit mehr Gewicht und sorgt dafür, dass die nationale und internationale Hilfe allen zugänglich ist. Und Aimerique kämpft weiter: Derzeit konzentriert sie sich darauf, ein landesweites Netzwerk für inklusive Katastrophen-Vorsorge aufzubauen.
Zu Weihnachten Augenlicht schenken
Eine schwerwiegende Behinderung ist auch: nicht sehen können. Der Graue Star hat der fünfjährigen Jesca aus Tansania das Augenlicht geraubt – wie 17 Mio. Menschen weltweit. Vor allem die Ärmsten der Armen in Entwicklungs-Ländern erblinden daran, weil medizinische Hilfe für sie unbezahlbar ist. Dabei ist Grauer Star leicht heilbar. Auch bei Kindern wie Jesca. „Wir tauschen bei einer Operation die trüben Augenlinsen gegen klare künstliche“, erklärt der Freiburger Augenarzt Dr. Heiko Philippin. „Das Tolle: Schon am nächsten Tag können die Patientinnen und Patienten sehen.“
Zwölf Jahre lebte der 54-Jährige mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Ostafrika, wo er im Auftrag der CBM tausende Menschen von Blindheit heilte und rund 100 einheimische Augenärztinnen und -ärzte ausbildete. Auch jetzt kehrt er für die Entwicklungs-Organisation regelmäßig nach Afrika zurück.
Eine Operation am Grauen Star kostet in CBM-geförderten Projekten in Entwicklungs-Ländern im Schnitt nur 30 Euro. Bei Kindern betragen die Kosten für den Eingriff 125 Euro, weil sie eine Vollnarkose benötigen. Geld, das viele Menschen in den ärmsten Regionen der Welt nicht haben. Unter www.cbm.de kann zu Weihnachten jeder den größten Wunsch eines blinden Kindes erfüllen – und sich an dem geschenkten Glück selbst erfreuen. Denn Dr. Philippin macht klar: „Das Augenlicht ist das schönste Geschenk, das wir einem blinden Kind wie Jesca machen können.“
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu den international führenden Organisationen für inklusive Entwicklungs-Zusammenarbeit. Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt – und das seit mehr als 115 Jahren. Sie leistet medizinische Hilfe und setzt sich für gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ein. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 379 Projekte in 40 Ländern.