Point of Sale: Die Verbindung von analog und digital
von Patricia Perlitschke,
Der Point of Sale (PoS) meint im engen Sinne den Ort, wo ein Produkt verkauft wird, klassisch gesehen also im stationären Geschäft. Immer öfter holt sich die Kundschaft aber ihre Produkt-Infos vorab online oder trifft dort mit Hilfe von Virtual-Try-On sogar bereits die Kauf-Entscheidung. Wie sich der stationäre analoge PoS optimal mit dem digitalen verbinden lässt, daran arbeitet LooC.
Treue eyebizz-Leser kennen das Unternehmen bereits: Die LooC GmbH wurde 2019 von Sven Dolz (42, ehemals Neitzel) und Konrad Feiler (40) gegründet. Die Geschichte des Start-ups aus Berlin lässt sich in drei Phasen unterteilen: die Entwicklung einer Sehtest-App, einer Virtual-Try-On-Technologie und einer Online-Plattform für Augenoptiker. Wir berichteten bereits darüber.
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Die Sehtest-App wurde in Zusammenarbeit mit einem Augenarzt entwickelt und basiert auf einem praxisnahen Ansatz. Sie umfasst Tests für Nahsicht, Fernsicht, Farbsehen und den Amsler-Test, die alle nach DIN-Norm digitalisiert wurden. Nach einer MVP-Phase (Minimum Viable Product, „erster Produkttest“) mit einem Kunden aus Los Angeles wurde in der nächsten Phase die Virtual-Try-On-Technologie als modulare App weiterentwickelt.
Sven Dolz: „Dabei setzten wir auf präzise Gesichts-Ausmessungen und höchsten Darstellungs-Standard. Durch den modularen Aufbau können individuelle Apps für unterschiedliche Geschäftsmodelle erstellt werden. Zusätzlich entwickelten wir ein cloudbasiertes Content-Management-System, das alle Brillen-Modelle, Farben und Konfigurationen speichert. Es erstellt automatisiert 3D-Darstellungen, Videos und Bilder und hilft den Kunden, ihre Produktdateien anzupassen.“
In der dritten Phase wurde die Technologie in eine Plattform für Augenoptiker umgewandelt. Diese bietet Zugang zu verschiedenen Herstellern und Augenoptikern weltweit. Aktuell liege der Schwerpunkt auf 3D-Herstellern, das soll in Zukunft auf Acetat- und Metall-Fassungen ausgeweitet werden.
Wie der digitale Point of Sale mit Apps und Plattformen den analogen im Laden bestmöglich unterstützen kann, dazu fragte eyebizz nach bei CEO Sven Dolz.
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Trend geht zur nahtlosen Verbindung
„Point of Sale: Wir haben das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft.“
Wo würden Sie den heutigen Point of Sale sehen?
Sven Dolz: Die Kundenreise beginnt in den meisten Fällen zu Hause mit einer ersten Recherche. Daher ist es für viele Anbieter entscheidend, bereits in dieser Phase präsent zu sein. Gerade bei Brillen ist es jedoch schwierig, online die Größe, Passform und den Tragekomfort korrekt einzuschätzen. Deshalb halte ich eine Verknüpfung von Online- und stationärem Handel für besonders sinnvoll.
Sehtests, virtuelle Anprobe und Gesichtsvermessung – was macht LooC für Augenoptiker aus?
Den Augenoptiker erwartet eine benutzerfreundliche App, die sowohl den Kunden als auch ihm selbst dabei hilft, ein erweitertes Angebot zu präsentieren, ohne den Einkauf zu vergrößern. Die App kann dabei unterstützen, leichter ins Verkaufsgespräch zu kommen, oder vom Kunden genutzt werden, um bequem verschiedene Stilrichtungen zu durchstöbern.
Viele Augenoptiker berichten uns, dass sie die App auch dann einsetzen, wenn das passende Modell nicht vor Ort verfügbar ist. So können sie Größen individuell anpassen und Farben nach den Vorlieben des Kunden kombinieren. Auf diese Weise kann der Kauf erfolgreich abgeschlossen werden, und der Kunde erhält seine Wunschbrille.
Wir setzen auf eine präzise Virtual-Try-On-Technologie, die nicht nur die richtige Brillengröße anzeigt, sondern auch eine realistische Darstellung bietet. So kann sich der Kunde bequem von zu Hause informieren und im besten Fall direkt online einen Termin beim Augenoptiker vereinbaren.
Mit unserer Technologie ist es mittlerweile möglich, das Gesicht auszumessen und die Brille basierend auf den individuellen Gesichtsdaten anzupassen – alles direkt über die App. Nach einem einfachen Gesichtsscan wird die Brille passgenau für die eigene Nase entworfen.
Und wie hilft Ihr Angebot Brillenfassungs-Herstellern?
Hersteller können ihre Auswahl-Sendungen reduzieren und gleichzeitig eine größere Produktvielfalt präsentieren, was die Verkaufschancen deutlich erhöht. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, mehr Größen oder sogar individualisierte Brillen anzubieten, sofern sie diese selbst produzieren können. Neue Modelle lassen sich zudem mühelos hinzufügen oder entfernen, wodurch das Sortiment stets aktuell und auf dem neuesten Stand bleibt.
Ihr neuester Coup ist der Schaufenster-Anprobe-Modus. Was hat es damit auf sich?
Der Schaufenster-Modus ist eine spezielle Funktion der App, die gezielt für Augenoptiker entwickelt wurde. Dabei wird ein iPad im Schaufenster platziert und Kunden können von außen kontaktlos durch Zwinkern Brillen und Farben wechseln. Diese Funktion dient dazu, während der Öffnungszeiten neue Kunden in den Laden zu locken, sorgt aber auch außerhalb der Geschäftszeiten für viel Aufmerksamkeit.
Als neueste Erweiterung haben wir eine Größen-Anpassung integriert, die durch das Herausstrecken der Zunge gesteuert wird, ein großer Spaß für die Kunden, der sie oft schon mit einem Lächeln ins Geschäft bringt.
Welchen Status Quo gibt es beim digitalen Point of Sale?
Wir haben das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Zwar nutzen mittlerweile viele Hersteller eine Virtual-Try-On-Technologie auf ihren Webseiten, doch viele unterschätzen, wie diese Technologie ihre Verkaufszahlen nachhaltig steigern kann oder wie sie ihre Partner-Optiker damit effektiv unterstützen können. Kaum jemand setzt Tracking ein, um nachzuvollziehen, woher ihre Kunden kommen und wohin sie weitergehen.
Wie digital kann der Point of Sale noch werden?
Der Trend geht eindeutig in Richtung einer nahtlosen Verbindung zwischen digitalem und analogem Point of Sale, was viele neue Möglichkeiten eröffnet. Dazu gehören die Virtual-Try-On-Technologie mit Gesichts-Ausmessung für den Kunden zu Hause sowie der Smart Mirror und Schaufenster-Modus im Geschäft.
Die Customer Journey ist komplex und umfasst viele individuelle Aspekte und Bedürfnisse der Kunden. Es ist entscheidend, diese im Blick zu behalten und sich im Geschäft den Herausforderungen zu stellen, jedoch sollte die Ansprache bereits weit vor dem Betreten des Ladens beginnen. Technologie kann dabei helfen, diese Lücken zu schließen und den Kunden auf unerwartete Weise positiv zu überraschen.
Welche Pläne gibt es bei LooC?
Ende 2023 haben wir die „LooC Eyewear Platform“ gelauncht und sind stolz darauf, bereits über 180 Augenoptiker und fünf Hersteller aktiv an Bord zu haben. Die Plattform basiert auf unserer Technologie und ist international ausgerichtet, was den Austausch zwischen Herstellern aus verschiedenen Ländern und Augenoptikern deutlich erleichtert. Letztere können sich in der App über verschiedene Hersteller informieren und bei Interesse direkt Anfragen starten. Der Augenoptiker kann bequem ein System benutzen. Wir freuen uns sehr, diese Plattform weiter zu begleiten und kontinuierlich auszubauen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt für uns auf der Gesichtsmessung und der Messung des Augenabstands. In diese Technologie investieren wir derzeit stark, und die Ergebnisse werden sich schon bald in einigen unserer neuen Produkte widerspiegeln.