Was haben wir schon alles versucht, wie oft haben wir schon die stagnierenden Zahlen zum Anlass genommen, und wie häufig mussten wir rückblickend eingestehen, dass sich unser Engagement nicht ausgezahlt hat? Ein Grund, nicht locker zu lassen. Wer sich mit Fans der Kontaktlinse umgibt, wird angesteckt von deren Begeisterung. Wer sich darauf einlässt, sollte die Möglichkeiten, die in der Linse stecken, auf Sicht erkennen und für sich nutzen können. Wir an dieser Stelle können nur den Moment vorbereiten, in dem das alles einen Sinn ergibt.
„Die Linsen-Anpassung heute ist gar nicht mehr so komplex, sie ist doch viel einfacher geworden. Aber wir hören heute immer noch, Linsen sind so kompliziert, und du kannst kein Geld damit verdienen. Ich finde, wir sollten einfach mal mit der Linse anfangen“, meinte Sebastian Golczyk, Dozent an der Hochschule in München im letzten partnerauge-Webinar der abgelaufenen Serie „Mehrumsatz hört sich weiterhin gut an. Mach’ ich aber immer noch nicht“. Nun, Golczyk ist sicher befangen, so wie das wohl alle Referentinnen und Referenten der Reihe waren, die mit ihrer zweiten Staffel erneut versuchte, Lust auf die Linse zu machen. Ob das nachhaltig gelungen ist?
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Brillenoptiker? Ja, die gibt es, und sie haben Gründe dafür
Tanja Leideck, die viele Jahre selbst bei einem Kontaktlinsenhersteller gearbeitet hat und heute als Coach die Linse immer wieder in den Vordergrund rückt, hat die Webinarreihe mit geplant, weil sie Augenoptiker und Augenoptikerinnen kaum verstehen kann, die keine Kontaktlinsen anbieten. Sie nennt die betreffenden Kollegen gerne Brillenoptiker. Ja, die gibt es, und sie haben Gründe dafür: Zum Beispiel „keine Zeit“ und „ich weiß nicht richtig wie“, was sich auf die Kommunikation der Linse und das Marketing als auch auf die Anpassung beziehen kann. Manchmal alles zusammen.
Bei „keine Zeit“ werden vermutlich etliche Gegenargumente nicht reichen, wenngleich dieser Grund ja nur deswegen von Brillenoptikern angeführt werden kann, weil – sorry – man ganz offensichtlich zu wenig Ahnung hat, wie es funktioniert! Sag nicht ich, ich bin der Theoretiker, aber das sagen die Praktiker, die Kolleginnen und Kollegen in den Webinaren und immer dann, wenn man sie danach fragt.
Gemeinhin nennt man diese Leute dann heute Kontaktlinsenspezialisten, weil sie es schaffen, so viel Umsatz mit der Linse zu machen, dass sie Zeit dafür finden – oder umgekehrt? Näher betrachtet sind das ganz normale Augenoptiker, die sich mit dem Thema befasst, ein Konzept dahinter gestrickt und dem Reflex oft genug widerstanden haben, dem Kunden lieber eine schnellere Brille zu verkaufen. Eine schnellere Brille, die auf Sicht weniger Rohertrag einbringt als die vergleichbare Linsenversorgung! Pst, die ja ohnehin nicht ohne Brille auskommen sollte!
Was aber tun beim Argument „ich weiß nicht wie“. Da gibt es Hoffnung. Einerseits: Denn Linsenhersteller, Dozenten, Fachzeitschriften und auch Seminar- und Webinarveranstalter legen sich mitunter mächtig ins Zeug, um Lust auf die Linse zu machen. Andererseits tun sie das nicht erst seit gestern, sondern die meisten von ihnen schon seit vielen, vielen Jahren und trotzdem kommen auch heute noch Leute auf die Idee, Webinare zur Luststeigerung an der Kontaktlinse zu veranstalten und Texte wie diesen zu schreiben. Weil es nötig ist.
In der Linsenanpassung, um noch einmal den jungen Dozenten aus München zu zitieren, „gibt es immer wieder diesen Moment, in dem plötzlich alles Sinn macht. Wir sind Fachexperten fürs gute Sehen, die Linse gehört dazu.“ Wer weiß, vielleicht gibt es ihn auch in der Vermittlung des Themas, den Moment, in dem plötzlich alles Sinn ergibt – irgendwie, irgendwo, irgendwann.
/// IR
Artikel aus der eyebizz 6.2024 (November/Dezember)