Das Verkaufsverbot von Feuerwerk zu Silvester wird von Seiten der Augenärzte begrüßt. Daten der DOG aus vergangenen Jahren zeigen, dass etwa 60 Prozent der Verletzten unbeteiligte Zuschauer und Passanten sind, die teilweise erhebliche Verletzungen erleiden. Beim letzten Jahreswechsel erreichte der Anteil der Augenverletzungen bei unter 18-Jährigen mit 40 Prozent einen neuen Höchstwert.
Seit dem Jahreswechsel 2016/2017 führt die Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) alljährlich zu Silvester eine Umfrage an deutschen Augenkliniken zu Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper durch. An der Umfrage zum vergangenen Jahreswechsel beteiligten sich bundesweit 59 Augenkliniken und meldeten insgesamt 523 Verletzte.
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„Leider bestätigte sich 2019/2020 erneut, dass mit 60 Prozent mehrheitlich unbeteiligte Zuschauer oder Passanten Opfer von Verletzungen werden“, erläutert Studienautorin Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer, Augenärztin am Ernst von Bergmann-Klinikum in Potsdam. „Zugleich hat der Anteil der Verletzten in der Altersgruppe der unter 18-Jährigen zuletzt mit 40 Prozent einen traurigen Rekordwert erreicht.“
Augenärzte: Jeder Vierte mit schweren Augenverletzungen
Über alle vier Erhebungszeiträume hinweg zeigt sich ein gleiches Verteilungsmuster. „Drei Viertel der Patienten kommen mit vergleichsweise leichten Verletzungen an Augenlid, Hornhaut oder Bindehaut davon, die ambulant behandelt werden können“, berichtet Prof. Dr. med. Daniel Böhringer von der Universitäts-Augenklinik Freiburg, ebenfalls Studienautor.
Fast jeder vierte Patient erleidet jedoch eine schwere Verletzung, die stationär oder sogar in einer Notoperation versorgt werden muss. „Dazu zählen Prellungen oder Risse im Augapfel, oft in Verbindung mit Verletzungen am Lid und der Augenoberfläche“, so Böhringer. Teilweise kam es zusätzlich zu Trommelfellschäden oder Verletzungen an der Lunge, im Gesicht oder an Händen, die im Extremfall sogar eine Amputation erforderlich machten.
„Insgesamt weisen Jungen und junge Männer ein deutlich höheres Risiko für schwere Verletzungen auf“, erläutert Gabel-Pfisterer. Schätzungsweise 40 Prozent der schwerer Verletzten werden vermutlich unter dauerhaften Folgen wie Sehverschlechterung oder Narbenbildung leiden. „Dies ist besonders folgenschwer, wenn die Betroffenen am Beginn ihres Berufslebens stehen“, betont die Potsdamer Ophthalmologin.
Kinder verletzen sich vor allem an Knallkörpern, die sie zum Beispiel vom Boden aufsammeln und nach dem Zünden zu lange in der Hand halten; Erwachsene hingegen ziehen sich Verletzungen mehrheitlich durch Raketen zu. Unfälle ereignen sich aber auch mit vermeintlich harmloser Pyrotechnik, etwa mit Bengalischen Lichtern oder Wunderkerzen.
2019/2020 starker Anstieg bei 16- bis 20-Jährigen
Beim Jahreswechsel 2019/2020 stiegen zuletzt die Verletzungen in der Gruppe der minderjährigen und jungen Erwachsenen stark an. Bei den Verbotszonen in den Innenstädten von Berlin, Hamburg und München zeigte sich im vergangenen Jahr ein uneinheitliches Bild. „In Berlin kam es trotz Verbotszonen über Silvester zu einem dramatischen Anstieg bei den Verletztenzahlen“, berichtet Gabel-Pfisterer.
DOG und Stiftung Auge begrüßten daher das diesjährige Verkaufsverbot von Silvesterfeuerwerk und schließen sich dem Appell der Bundesregierung an, die vom Zünden von Pyrotechnik generell abrät. „Der Verzicht auf Feuerwerk erspart großes Leid und entlastet die Kliniken in dieser angespannten Situation“, so Prof. Dr. med. Frank Holz, Vorstand Stiftung Auge. „Darüber hinaus setzen wir uns für eine Diskussion über ein Verbot privat genutzter Feuerwerke auch über dieses Jahr hinaus ein. Zu diesem Zweck werden wir auch in diesem Jahr Daten erheben, um die Effekte des diesjährigen Verbots zu untersuchen“, ergänzt DOG-Präsident Thieme. „Feuerwerk gehört in die Hände professioneller Pyrotechniker.“