Die Brailleschrift: Sechs Punkte, die die Welt verändern
von Redaktion,
(Bensheim) – 1825 erfand Louis Braille die Blindenschrift, die jeden Buchstaben durch eine Kombination von sechs Punkten ersetzt. Heute ermöglicht die nach ihrem Erfinder benannte Brailleschrift zahlreichen Menschen rund um den Globus das Lesen und Schreiben und verändert damit ihre Welt nachhaltig. Anlässlich des Welt-Braille-Tags am 4. Januar erinnert die Christoffel-Blindenmission (CBM) an die Bedeutung dieser Punktschrift für blinde und sehbehinderte Menschen.
Weltweit sind 36 Millionen Menschen blind. Die meisten von ihnen leben in Entwicklungsländern. „Dort sind blinde Menschen häufig noch vom Schulbesuch ausgeschlossen“, sagt CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus. „Außerdem fehlt es an Hilfsmitteln wie Computern und Vorlesegeräten, die für die meisten blinden Menschen in Deutschland mittlerweile Standard sind“, betont er.
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Brailleschrift und damit Bildung schützen vor Ausgrenzung
Umso wichtiger sei der Zugang zu der von Louis Braille entwickelten Punktschrift. Die CBM fördert daher in ihren Projekten die Schulbildung blinder und sehbehinderter Kinder auch durch das Lehren der Brailleschrift. Eines dieser Kinder ist Delight. Schon wenige Monate nach der Geburt bemerkte Delights Vater Wilson, dass etwas mit seiner Tochter nicht stimmte: Sie griff unbeholfen nach Gegenständen, verfehlte meist ihr Ziel. Wilson, der selbst blind ist, brachte sie schließlich ins Krankenhaus. Dort sagte man ihm, dass Delight unheilbar blind ist.
„Manche schauen auf Blinde herab“
Wilson weiß aus eigener Erfahrung, dass sie es später im Leben nicht leicht haben wird. „Manche schauen auf blinde Menschen herab“, berichtet der Familienvater. Aber Wilson weiß auch, wie er Delight vor Ausgrenzung schützen kann: durch Bildung. Deshalb schickte er sie zur CBM-geförderten Kadoma-Schule, einer Einrichtung speziell für blinde und sehbehinderte Kinder, etwa 240 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Harare. Auch Wilson ist hier zur Schule gegangen. An der Kadoma-Schule lernte er alles, um einmal allein zurecht zu kommen und einen Job zu finden.
Wilson hofft, dass auch seine Tochter später dank ihrer Schulbildung ein unabhängiges Leben führen wird: „Es wäre schön, wenn sie einmal nähen und Kleider verkaufen kann – oder vielleicht sogar Anwältin wird“, sagt er. Damit wäre Delight übrigens nicht die erste. Viele der Kadoma-Schüler nämlich schaffen den Sprung an die Universität, arbeiten später als Sozialarbeiter, Lehrer oder Anwälte. Damit können sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Familien sorgen.