Wir erleben es täglich: Während früher in Bussen und Bahnen die Zeitungen raschelten, beugt sich heute die Mehrheit über die leuchtenden Displays digitaler Geräte wie Smartphones und Tablets. Welche Auswirkungen hat dies auf die körperlichen Befindlichkeiten der Nutzer? Mit welchen Augenproblemen haben wir es dadurch zu tun? Welche Problemlösungen zum digitalen Augenstress können die Augenoptische Industrie und die Augenoptiker ihren Kunden anbieten? Diesen und mehr Fragen geht eine internationale Studie nach, die im Herbst 2017 von Hoya bei Elke Dobisch Marktforschung in Auftrag gegeben wurde.
Studiensteckbrief
Im Rahmen einer Onlinestudie wurden Nutzer von Smartphones, Laptops, stationären PCs, I-Pads/ Tablets und E-Book-Readern im Alter von zwanzig bis fünfzig Jahren befragt. Dabei wurden in Großbritannien, den USA und in Hong Kong jeweils 1.052 Interviews durchgeführt, insgesamt basieren die folgenden Ergebnisse also auf 3.156 Fällen. Die Teilnehmer wurden repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Region eingeladen, das Verhältnis von Männern zu Frauen lag ziemlich genau bei 50:50.
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61% der Teilnehmer sind Nutzer von Sehhilfen. 48 Prozent tragen Korrektionsbrillen, 30% Kontaktlinsen und zwölf Prozent nutzen Fertiglesebrillen (durch Nebeneinanderverwendung mehrerer Korrektionsmittel erklärt sich, dass die Summe mehr als 61 ergibt). Zwei Drittel der Befragten sind voll berufstätig, elf Prozent sind teilzeitbeschäftigt.
Auch wenn die Untersuchung außerhalb Deutschlands durchgeführt wurde, halten wir die Ergebnisse für weitgehend übertragbar. Die Trends sind vergleichbar und wo sich regionale Unterschiede zeigen, werden diese ausgewiesen.
Jederzeit online: mobile Geräte liegen vorn
90% aller Befragten haben ein Smartphone. (Zum Vergleich: laut einer Bitcom-Studie besitzen in Deutschland 93% der 14- bis 29-Jährigen und 94% der 30- bis 49-Jährigen ein Smartphone(1)). 70% nutzen Laptops, 61% stationäre PCs und 54% haben I-Pads/Tablets. 19% verwenden Lesegeräte für E-Books (in Deutschland liegt der Anteil in der vergleichbaren Altersgruppe sogar bei ca. 30% (2)).
Die Zahlen zeigen, dass bei der Mehrheit der Studienteilnehmer mehrere Geräte im Einsatz sind, wobei mobile Geräte vorn liegen. Fast zwei Drittel verwenden die Kombination Smartphone / Laptop. Mehr als zehn Prozent nutzen ihre Smartphones, Laptops und stationären PCs länger als acht Stunden täglich – und zwar jedes der Geräte! Dabei werden vor allem PCs und Laptops auch beruflich eingesetzt.
Die Folgen bleiben nicht aus
99% Prozent der Studienteilnehmer gehen davon aus, dass die Verwendung digitaler Geräte Augenstress verursacht. Mehr als 40% nehmen an, dass dafür schon eine Nutzungsdauer von bis zu vier Stunden ausreicht, weitere 40% halten fünf bis acht Stunden für schädlich, was in Deutschland in etwa einem Arbeitstag entspricht:
Die Einschätzung der Teilnehmer beruht auf eigenen Erfahrungen. Die körperlichen Beschwerden sind vielfältig: Mehr als 80% der Befragten leiden zumindest gelegentlich unter Kopf-, Nacken-, Rücken und Schulterschmerzen sowie Schmerzen am ganzen Körper. Diese treten zudem bei mehr als der Hälfte der Betroffenen fast täglich oder mehrfach in der Woche auf. Etwas häufiger trifft es Frauen, möglicherweise liegt es daran, dass sie sensibler auf körperliche Beeinträchtigungen reagieren.
Die jüngeren Studienteilnehmer leider öfter unter Kopfschmerzen als die älteren, aber grundsätzlich sind die Befragten ab Dreißig häufiger von körperlichen Beschwerden betroffen. Bei den Augenproblemen stehen Entzündungen, trockene Augen und Schwierigkeiten bzw. Konzentrationsprobleme beim Nahsehen an erster Stelle.
Als erste Sofortmaßnahme gegen die Beschwerden legt die Mehrzahl der Betroffenen eine Bildschirmpause ein. Weitere Maßnahmen:
– Strecken, Bewegung und eine Änderung der Sitz- bzw. Kopfhaltung
– bei Augenproblemen: Reiben der Augen und/oder Verwendung von Augentropfen. Jeder Zehnte hat schon erfolglos verschiedene Dinge ausprobiert und nur weitere gut zehn Prozent suchen bei Beschwerden ihren Arzt oder Augenoptiker auf.
Die Beschwerden treten vor allem während der Arbeitszeit auf, am Wochenende lassen die Symptome deutlich nach. Nicht zuletzt deshalb vermuten die Probanden einen klaren Zusammenhang mit der Gerätenutzung.
Bei denjenigen, die sogar mehrmals wöchentlich Beschwerden haben, wird das Bild noch klarer. Ausnahmslos alle der abgefragten Probleme treten bei Nutzern von Sehhilfen überdurchschnittlich oft auf und zwar unabhängig davon, welche Korrektionsmittel verwendet werden; Nutzer von Fertiglesebrillen sind aber von allen überprüften Beschwerden am häufigsten betroffen.
Die Dosis macht das Gift
Angesichts der intensiven Nutzung digitaler Geräte und der Häufigkeit der Beschwerden sollte man annehmen, dass die Augenoptiker und Arztpraxen von Hilfesuchenden regelrecht überlaufen werden. Jedoch weit verfehlt. Gut 40% der Betroffenen haben noch nie über ihre Augenbeschwerden gesprochen. Ein weiteres Drittel hat sich nur im privaten Umfeld dazu geäußert. 22% haben ihren Hausarzt diesbezüglich kontaktiert und nur gerade mal 18% haben mit einem Augenspezialisten darüber gesprochen. Auch bei Brillen- und Kontaktlinsenträgern liegt der Anteil derer gerade mal bei knapp einem Viertel. Die Behandlung besteht vor allem in der Gabe von Augentropfen und dem Rat, eine (andere) Brille zu tragen:
In der Studie wurde nicht erhoben, inwieweit die Betroffenen der Empfehlung Folge leisten. Offensichtlich erweisen sich jedoch diejenigen, die keine Sehkorrektur nutzen, eher als beratungsresistent: die Empfehlung, eine Brille oder Kontaktlinsen zu tragen, wurde von diesen Personen nicht befolgt.
Es bleibt festzuhalten: Die Probanden erkennen einen klaren Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Geräte und ihren vielfältig auftretenden Augenbeschwerden.
In der nächsten Ausgabe lesen Sie, wie die Studienteilnehmer auf Lösungsangebote reagieren und welche Ansprüche Brillenträger grundsätzlich an ihre Sehhilfen haben.
Die Ergebnisse sind nicht überraschend, in unseren funktionaloptometrischen Praxen stellen wir seit einigen Jahren fest, dass der Anteil Erwachsener mit visuellen “Alltagsbeschwerden” zunimmt. Wir stellen aber auch fest, dass die Bereitschaft, aktiv etwas dagegen zu tun, nicht besonders groß ist. Um das Verständnis für visuelle Vorgänge zu verbessern, läuft gerade ein kostenloser Online – Kongress von Markus Dlmendorf
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