Neue Therapie als Alternative zu Augentropfen und Operation
Mini-Implantate gegen Grünen Star
von Redaktion,
Neben Augentropfen und Operation steht mit winzigen Mini-Implantaten jetzt ein weiteres Therapieverfahren für das Glaukom zur Verfügung. „Die Mini-Glaukom-Implantate erweitern die Behandlungsmöglichkeiten ganz erheblich“, erklärte Professor Dr. med. Horst Helbig, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Aber es gibt auch kritische Stimmen.
Rund 2,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland an einem Grünen Star oder an einem Frühstadium des sogenannten Glaukoms, einem Augenleiden, das vor allem Patienten in der zweiten Lebenshälfte betrifft. Ohne Behandlung führt das Glaukom zur Erblindung, weil es den Sehnerven immer weiter schädigt. Ursache ist eine Abflussstörung des Kammerwassers, das den Augapfel dann zunehmend unter Druck setzt.
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Probleme der Tropfen-Therapie und der OP
Die meisten Glaukom-Patienten werden mit Tropfen behandelt, die den Augeninnendruck senken. „Doch diese Therapie reicht nicht bei allen aus“, erläutert Professor Dr. med. Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. „Mangelnde Wirksamkeit, aber auch Allergien gegen die Medikamente oder Konservierungsmittel, die zu gereizten Augen führen, sowie schlicht und einfach Vergesslichkeit können den Behandlungserfolg gefährden.“
In diesen Fällen rieten die Ophthalmologen dann häufig zu einem größeren operativen Eingriff, um das sich stauende Kammerwasser besser abfließen zu lassen und für eine Druckentlastung zu sorgen. Bei der Trabekulektomie wird in Binde- und der darunterliegenden Lederhaut ein Ventil gelegt, damit das Kammerwasser in andere Gewebsschichten absickern kann.
Mini-Stents sind minimalinvasiv
Seit Kurzem stehen nun Mini-Implantate zur Verfügung, die über einen kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt werden. „Sie haben die Form winziger Röhrchen, nicht dicker als ein menschliches Haar, durch die das gestaute Kammerwasser aus dem Auge auf elegante Weise herausgeleitet wird“, erklärt Pfeiffer, Experte der Sektion DOG-Glaukom.
Die kleinsten Kunststoff-Röhrchen weisen einen Durchmesser von 0,1 bis 0,5 Millimeter auf. Die Augenchirurgen platzieren die Mini-Stents in die feinen Abflusskanälchen des Kammerwassersystems, unter die Lederhaut oder unter die Bindehaut. Die Öffnung durch den Chirurgen ist so klein, dass sie nicht genäht werden muss. „Daher dauern diese Eingriffe auch deutlich kürzer als herkömmliche Operationen“, sagt Pfeiffer. Die Experten sprechen auch von „Minimalinvasiver Glaukomchirurgie (MIGS)“.
„Die Implantate sind vor allem geeignet für Patienten, die unter einem mittelstark ausgeprägtem Glaukom leiden, bei denen also noch keine oder nur geringe Gesichtsfeldausfälle eingetreten sind“, betont Pfeiffer. „Die Implantate haben im Übrigen wenig Nebenwirkungen, sie sind nach bisherigen Erfahrungen gut verträglich.“ Erste Auswertungen würden zeigen, dass die Mini-Stents den Augeninnendruck dauerhaft senken und die Häufigkeit des Augentropfens stark reduzieren können. „Das ist für viele Patienten ein großer Gewinn“, resümiert der Experte.
Auch skeptische Stimmen
Es gibt allerdings auch Augenärzte, die weniger optimistisch sind. Frühere Methoden nach ähnlichem Vorbild hätten gezeigt, dass sie den Augeninndruck nicht dauerhaft senken können. Auch seien Öffnungen nach Lasereingriffen wieder zugewachsen. Darüber hinaus könnten auch kleinste Ablagerungen bei den Implantaten dazu führen, dass die winzigen Kanäle wieder verstopfen, so der Stuttgarter Augenarzt Aris Pervanidis.
Uneinigkeit über Sinn der Augeninnendruck-Messungen
Am besten seien immer noch die Vorsorgemaßnahmen, um Glaukome zu erkennen, bevor der Sehnerv bleibend geschädigt wird. Doch Früherkennungsmaßnahmen wie die Augeninnendruckmessung sind nicht unumstritten: Ob die Untersuchung wirklich etwas bringt, sei nicht sicher, könne aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Der Augeninnendruck sei darüber hinaus auch nicht zwingend ein Hinweis auf ein Glaukom. Es sei sicherer, ab dem 40. Lebensjahr die komplette Früherkennung vornehmen zu lassen – am besten in Kombination mit einer Analyse des Sehnervs – vor allem für Menschen mit genetischer Veranlagung.
Stress vermeiden
Eine kostenlose Vorsorgemaßnahme, die die DOG bei ihrer Herbsttagung vorstellte, sei: Ruhe bewahren. Studien zufolge reagierten zwei Drittel aller Glaukom-Patienten empfindlicher auf Stress als Gesunde. Autogenes Training könne den Augeninnendruck teilweise senken, noch besser sei Hypnose. Auch die Durchblutung des Sehnervs werde hierbei verbessert.