Lesehilfen – nur von Laien als Lesebrillen bezeichnet – kann man im Supermarkt, in der Drogerie oder an der Tankstelle kaufen. Der SWR hat sich die Frage gestellt, die scheinbar immer wieder von neuem beantwortet werden muss: wie „gut“ sind diese Lesehilfen? Die SWR-Sendung Marktcheck hat dazu verschiedene Modelle verglichen. Im Praxistest trugen vier Probanden jeweils eine Lesebrille, die „ungefähr“ zu ihrer Sehstärke passte. Sie lasen damit Zeitungen und Bücher, auch Kleingedrucktes.
Die Brillen wurden außerdem am Fachbereich Augenoptik der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena untersucht. Bei fast allen Exemplaren stellte Prof. Dr. Stephan Degle von der Hochschule unsauber gearbeitete Fassungen beziehungsweise schlecht eingepasste Gläser fest. Die angegebene Dioptrien-Zahl stimmte bei allen getesteten Modellen.
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Bei einer Lesebrille war die Zentrierung um zwei Millimeter in der Höhe verschoben. Das könne vom Auge nicht ausgeglichen werden, so der Experte. Mögliche Folgen seien Kopfschmerzen und Doppelbilder.Bei einem weiteren Modell löste sich während des Tests ein Brillenbügel, da die Schraube nicht gesichert war. Eine der weiteren Lesehilfen war besonders schlecht gearbeitet. Zwischen Glas und Rahmen war ein deutlich sichtbarer Spalt. Außerdem waren die Nasenpads nicht auf gleicher Höhe, so dass die Brille schief saß. Die Gläser aller Lesehilfen waren aus Polycarbonat gefertigt. Bei fast allen Exemplaren ließen sich unregelmäßige Verläufe im Glas feststellen, so genannte Nasen, die grundsätzlich für optische Irritierung sorgen können.
Im Praxistest schienen die Probanden mit den Lesebrillen weitgehend zufrieden zu sein. Was bei 4 „Testern“ tatsächlich keine besonders aussagekräftige Zahl ist. Nur in einem Fall war das Lesen eines Buches auf Dauer anstrengend, so die Probandin. Ein anderer Teilnehmer hatte unterschiedliche Dioptrienwerte für das linke und das rechte Auge. Fertig-Lesebrillen haben jedoch auf beiden Gläsern dieselbe Stärke. In einem solchen Fall ist eine vorgefertigte Brille keinesfalls eine Option.
Das SWR kommt zu folgendem, nicht wirklich überraschenden Fazit: Wer sich für eine preisgünstige Lesehilfe entscheidet, bekomme im Zweifel keine Wertarbeit, sondern müsse mit Mängeln leben. Für den Dauereinsatz seien die günstigen Lesebrillen allerdings nicht geeignet. Besser seien individuell angepasste Lesebrillen vom Augenoptiker. Schön, dass das auch mal wieder gesagt worden ist.