„Michelstadt ist ein aktives und attraktives Mittelzentrum mit einer guten Infrastruktur, das zwischen den Metropolregionen Rhein-Main-Neckar und Rhein-Main im südöstlichen Teil des hessischen Odenwaldes liegt,“ so beschreibt sich das Örtchen im Odenwald heute. In den 80er Jahren war es jedoch sehr schwer, dort einen Ausbildungsplatz zu finden. „Besonders als Frau“, führt Andrea Fritz, Geschäftsführerin von Möbel und Raum, aus, die 1983 eine Schreinerlehre absolvierte. Die Theorie lernte sie in der Michelstädter Holzfachschule. Nach der Ausbildung zur Schreinergesellin machte sich Andrea Fritz gemeinsam mit zwei jungen Schreinermeistern selbstständig.
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„1994 war ich kurzfristig alleinige Inhaberin der Möbel und Raum GmbH, bis mein angestellter Meister Thomas Reeg mit in die GmbH eingestiegen ist. Seitdem führen wir die Firma zu zweit: Thomas Reeg die Produktion, in der inzwischen ca. 25 Schreiner und Techniker beschäftigt sind, und ich das Planungsbüro. Parallel neben der Firma habe ich 1998 mein Studium als Innenarchitektin in Darmstadt abgeschlossen.“
Individuelle Atmosphäre: Zu den Kunden von „Möbel und Raum“ zählen nicht zuletzt auch Augenoptiker. „Ladenbau ist gerade im Optikbereich immer etwas Besonderes, wobei Individualität und Atmosphäre eine große Rolle spielen“, weiß Andrea Fritz, „Der Kunde muss sich als König fühlen und der Optiker ein Optimum an Zufriedenheit empfinden.“
Möbel und Raum und die Frauen: „Mein Gesellinnenstück wurde 1984 in Berlin bei einer Ausstellung „Frauen im Handwerk“ ausgestellt und prämiert. Das war ein an der Wand hängender, auf der Spitze stehender Schrank aus massivem Ahorn mit raffiniert eingebauten Spiegeln.
Unser erster Mitarbeiter, den wir 1985 in der Schreinerei eingestellt haben, war eine Frau. Sie hat zuvor in einem Supermarkt gearbeitet. Dort haben wir sie abgeworben. Sie ist inzwischen Meisterin und immer noch bei uns.
Im Jahr 1997 haben wir den Preis des „Frauenfreundlichsten Betriebs Hessens“ gewonnen. Er wurde uns von Barbara Stolterfoht, der damaligen hessischen Familienministerin verliehen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir mehr Frauen als Männer angestellt. Gerade in der Schreinerei ist das eine Besonderheit. Auch in der Ausbildung legen wir Wert auf einen hohen weiblichen Anteil.
Schöne Möbel zu bauen, ist unser Gründungs-Credo. Das haben wir immer sehr ernst genommen. Eine Suche nach früheren Werten und ursprünglichen Dingen ist uns da wichtig. Wir wollten auch keine Bauschreinerei sein, wir wollten selbst bestimmen, welche Möbel, welchen Stil wir umsetzen. Und wir wollten nicht von fremden Planern abhängig sein. Das war letztendlich auch der Grund für das interne Planungsbüro. Und das hat bis heute funktioniert. Es ist ein wunderbarer und abwechslungsreicher Beruf, den wir da machen.“
Mein persönlicher Traum „… ist der Wunsch, junge Menschen zu finden, die mit ähnlichen Ideen und Enthusiasmus unser Geschäft fortführen und entwickeln. Das ist heute nicht so ganz einfach, obwohl wir sowohl im Planungsbüro als auch in der Produktion inzwischen hochgradig digital geworden sind. Das Handwerk hat sich dabei sehr gewandelt. Das scheint bei den jungen Leuten jedoch noch nicht angekommen zu sein. Vielleicht fehlt ein wenig der Selbstverwirklichungstrip, auf dem wir damals zweifelsohne waren?“