Die Brillen-Industrie in Italien beendete das Jahr 2023 positiv, angetrieben durch die Exporte, obwohl der Welthandel insgesamt stark zurückging (–1,9 %). Der italienische Hersteller-Verband ANFAO (Mailand) veröffentlichte nun Zahlen zur Entwicklung der Brillenbranche im ersten Halbjahr 2024.
In der ersten Hälfte des Jahres 2024 waren viele der Faktoren, die zu dieser Verlangsamung beigetragen hatten, noch immer präsent: schwache Nachfrage nach Produktionsgütern und Investitionen, hohe Zinsen, anhaltende Energiepreise, die weit über den Preisen vor der Pandemie lagen, Konflikte, geopolitische Spannungen und Fragmentierung. Darüber hinaus verschärfte sich die deutsche Rezession in Europa.
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Leichter Rückschlag
Vor diesem Hintergrund erlitten die Exporte des Brillensektors, die einen großen Teil seiner Produktion ausmachen, nach einem ersten Quartal, das durch ein erneutes Wachstum gekennzeichnet war (+2,3 % im Wert im Vergleich zu 2023), ebenfalls einen leichten Rückschlag (– 2,9 % im zweiten Quartal 2024).
Infolgedessen gingen die italienischen Brillenexporte im Zeitraum Januar bis Juni 2024 insgesamt wertmäßig leicht um 0,3 % auf rund 2,888 Mrd. Euro zurück. Im Einzelnen sanken im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 die Ausfuhren von Brillenfassungen um 0,4 % (838,4 Mio. Euro) und von Sonnenbrillen um 0,6 % (1.986 Mio. Euro); die Ausfuhren von Brillengläsern stiegen, wenn auch nur geringfügig (ca. 63 Mio. Euro), an (+9 %).
Erstes Halbjahr: Exporte nach Gebieten
Europa ist nach wie vor die wichtigste Region für Brillen-Ausfuhren, auf die im ersten Halbjahr 2024 wertmäßig fast 53 % aller Exporte der Branche entfallen. Hier stiegen die Exporte wertmäßig um 2,8 %, allein dank der Entwicklung der Brillenfassungen (+9 %), während die Sonnenbrillen auf dem gleichen Niveau wie im Zeitraum Januar bis Juni 2023 blieben (+0 %).
Die italienischen Brillen-Exporte nach Amerika machten in der ersten Hälfte des Jahres 2024 etwa 29 % aller Exporte der Branche aus (etwa 809 Millionen). Allerdings war die Entwicklung mit einem Ergebnis von insgesamt –12,5 % negativ (–14,4 % Export von Fassungen und –11,8 % von Sonnenbrillen).
In Asien hingegen setzte sich der positive Trend der italienischen Exporte in diesem Sektor fort und erreichte wieder die Werte vor der Pandemie. Die italienischen Exporte nach Asien erreichten in der ersten Hälfte des Jahres 2024 sogar 17 % (wie im Jahr 2019). Im ersten Halbjahr 2024 stiegen die italienischen Brillen-Exporte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 um 14,6 %.
Andere geografische Gebiete waren anteilsmäßig von geringer Bedeutung.
Erstes Halbjahr: Exporte nach Ländern
In den USA (seit jeher der wichtigste Markt für die Branche) sanken die Gesamt-Ausfuhren von Fassungen und Sonnenbrillen im ersten Halbjahr 2024 um 15,6 %. Beide Sektoren entwickelten sich schlecht: –17,6 % bei den Ausfuhren von Fassungen und –14,9 % bei den Ausfuhren von Sonnenbrillen.
In Frankreich sanken die Ausfuhren der Sonnenoptikbranche im Zeitraum Januar bis Juni 2024 um –1,7 % gegenüber dem gleichen Zeitraum 2023 (+4,4 % bei Fassungen und –5,6 % bei Sonnenbrillen).
In Deutschland lagen die Gesamt-Exporte im ersten Halbjahr 2024 auf dem gleichen Niveau wie im ersten Halbjahr 2023: +0,1 % (+0,4 % bei Fassungen und +0 % bei Sonnenbrillen).
Der positive Trend der italienischen Brillen-Exporte nach Spanien setzte sich mit einem wertmäßigen Anstieg von +9 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 fort (Fassungs-Exporte +13,6 %, Sonnenbrillen-Exporte +5,8 %).
Die Erholung der italienischen Brillen-Exporte nach Großbritannien nach dem Brexit setzte sich fort: Die Gesamt-Exporte stiegen im ersten Halbjahr 2024 wertmäßig um 11,6 %, wobei Sonnenbrillen um 5,1 % und Fassungen um 31,2 % zunahmen.
Der Inlands-Markt
Nach den Zahlen, die dem Verband ANFAO vorliegen, stieg die Leistung des Optikmarktes (Fassungen, Sonnenbrillen und Brillengläser) im ersten Halbjahr 2024 wertmäßig um etwa 5 % gegenüber dem gleichen Zeitraum 2023. In Bezug auf das Gesamtvolumen gab es jedoch Rückgänge (etwa –2 % bei Sonnenbrillen und Fassungen, –1 % bei Brillengläsern).
Der Wertzuwachs wurde also durch einen Produktmix mit höherer Wertschöpfung und höheren Durchschnitts-Preisen erzielt: das mittlere bis hochwertige Produkt für Sonnenbrillen und Brillenfassungen sowie Gleitsichtgläser auf der ophthalmologischen Seite.
ANFAO: Fazit und Aussichten
Die Wachstums-Prognosen des Internationalen Währungsfonds für die Jahre 2024 und 2025 seien nicht besonders rosig, vor allem für die fortgeschrittenen Volkswirtschaften, insbesondere die USA und die Eurozone. „In Anbetracht der Tatsache, dass dies wichtige Brillenmärkte sind, ist der Rückgang der Exporte im zweiten Quartal 2024 ein Warnsignal, das es zu beachten gilt.“
Und weiter: „Der Krieg in der Ukraine, der Nahostkonflikt, die zunehmende Fragmentierung der Wirtschaft, die anti-inflationäre Geldpolitik, der Entzug staatlicher Hilfen und extreme Wetter-Ereignisse sind eine Kette von Ursachen, die zu einem geopolitischen Bild extremer Unsicherheit beigetragen haben. Dies sind sicherlich nicht die besten Voraussetzungen für das Wachstum des Handels. Die Brillen-Industrie wird daher in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 mit einer komplexen Situation konfrontiert sein, die es zu interpretieren gilt.”
Die von ANFAO erstellten Schätzungen deuten unter den derzeitigen Bedingungen auf ein Ende des Jahres 2024 hin, das den Werten von 2023 sehr nahe kommt.