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Drei IT-Experten sprechen Klartext

Augenoptik und Digitalisierung: Da ist noch Luft nach oben

Sie engagierten sich schon für schnelleren Datenaustausch und EDV-Standards in der Augenoptik, als Digitalisierung, wie wir sie heute kennen, noch in den Kinderschuhen steckte. Martin Himmelsbach (Ipro), Robert Gaulke (Euronet) und Georg Weiss (Look4) sehen im eyebizz-Interview die aktuelle Entwicklung in der Branche mit anderen Augen und sind sich sicher: Da ist noch Luft nach oben. [13221]

Mehr Spaß bei der Digitalisierung

Wie gut können Sie programmieren?

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Meine Zeit als Programmierer ist vorbei. Heute pflege ich noch gelegentlich alte Programme und freue mich über die Leistungsfähigkeit neuer Programmierwerkzeuge. Natürlich nerve ich immer wieder unsere Entwickler.

In Freiburg aufgewachsen (Baden), in Leonberg (Schwaben) lebend. Was ist an Ihnen badisch, was schwäbisch?

Natürlich alles badisch. Ich denke aber, Sie meinen württembergisch, denn Schwaben liegt deutlich östlicher. Aber egal. Mit dem archetypischen Badener und SC-Freiburg-Trainer Christian Streich werden wir ja gerade bundesweit geliebt.

Digitalisierung - Martin Himmelsbach - Ipro
Martin Himmelsbach von Ipro

Welcher Aspekt der Digitalisierung wird von Augenoptikern am meisten vernachlässigt?

Der Spaß. Wenn wir mit ernster Miene und professioneller Erwartungshaltung über Digitalisierung dozieren, kommt der Spaß zu kurz. EDV ist das Versprechen, dass alles einfacher, schneller, besser und einträglicher wird. Vor allem einfacher. Dafür arbeite ich.

Was ist Ihre Lieblings-App außerhalb des Berufs?

„Telegram“ mit meiner Familie. Eine Variante von „WhatsApp“, die vielleicht etwas weniger Sicherheitsrisiken birgt.

Sind Omnichannel-Systeme ein Segen für die Branche?

Klar. Sie machen es den Brillenkunden leichter, ihren Optiker zu finden, einen Termin zu buchen und eine schöne Brille zu kaufen. Mehr Segen ist kaum vorstellbar.

Welche Entwicklung in der Digitalisierung imponiert Ihnen gerade am meisten?

Ich trage eine Brille von You Mawo, Die Messung mit dem iPad war beeindruckend. Auch Brillenanproben im Livebild sind inzwischen echte Erlebnisse. Leider fehlt vielen Entwicklungen in unserer kleinen Branche die Durchsetzungskraft.

Welcher Aspekt der Digitalisierung geht Ihnen auf die Nerven?

Ich habe ein gutes Nervenkostüm. Manchmal muss ich lächeln, wenn wieder jemand ein einfaches Regelsystem für den Fassungseinkauf mit KI bezeichnet oder jede neue Schnittstelle eines Refraktions- oder Werkstattgeräts gleich zum Standard erklärt wird.

Was haben Sie von Ihrem Philosophiestudium fürs Leben mitgenommen?

Dass nichts so sein muss, wie es scheint. Dass diese Erkenntnis auch optische Entsprechungen hat, kann man sehr gut in Lingelbachs Scheune in Leinroden sehen. Optische Phänomene zeigen uns, dass zwischen unseren Augen und unserem Hirn zahlreiche Interpretationen stattfinden, die auch falsch sein können.

Braucht es ein Branchenmedium wie eyebizz heute noch gedruckt?

Aktuell, weil ich die eyebizz in der S-Bahn lese, und es zwischen Ditzingen und Leonberg kein Internet gibt. Mittelfristig, weil ein Magazin einfach schöner ist als eine Tablet-Oberfläche. Langfristig gebe ich die Frage zurück: Wird es eyebizz auch in 10 Jahren noch gedruckt geben? (Anm. d. Red.: „Aber Ja!“)

Sind Sie noch als Rockgitarrist aktiv?

Meine Liebe ist die Bassgitarre. Meine Band, Offshore, ist 45 Jahre alt, wir sind noch immer im Progressive Rock unterwegs. Daneben spiele ich in der Coverband „Sannah and Friends“ – zum Beispiel immer wieder beim Scheunenfest.

Können Sie sich einen Roboter als Haushaltskraft vorstellen?

Klar. Alles, was die unangenehme Arbeit erleichtert, ist mir willkommen. Natürlich finde auch ich den Gedanken an Pflegeroboter in Altersheimen abstoßend. Aber warum soll dort nicht ein Roboter die Betten machen und den Boden putzen, damit Pflegerinnen und Pflegern mehr Zeit für die Menschen haben.


 

Bandbreite in der Augenoptik enorm

Sie machten sich 1984 mit zwei Mitstreitern selbstständig. Ein mutiger Schritt mit 23. Denken Sie, es ist heute schwerer oder leichter, ein Start-up zu gründen?

Ich weiß nicht, ob es am Ende einen großen Unterschied macht. Es ist heute sicher einfacher, an die nötigen Informationen und das erforderliche Geld zu kommen. Dafür sind die Geschäftsmodelle meist deutlich komplexer und der Wettbewerb deutlich intensiver. Letztendlich kommt es damals wie heute darauf an, die richtige Geschäftsidee zu haben und sie konsequent zu verfolgen.

Digitalisierung - Robert Gaulke - Euronet
Robert Gaulke von Euronet

Wie digital aufgestellt ist der mittelständische Augenoptiker?

Zumindest im deutschsprachigen Raum ist die Augenoptik gar nicht so schlecht aufgestellt, insbesondere wenn man das mit anderen, eher mittelständisch geprägten Branchen, gerade auch im Handwerk vergleicht. Wobei die Bandbreite enorm ist. Augenoptiker ohne Web-Auftritt oder ohne ein vernünftiges EDV-System gibt es schon noch eine ganze Menge.

Auch bei den besser ausgestatteten Betrieben gibt es Luft nach oben, insbesondere bei der Kommunikation mit dem Endverbraucher, Stichworte sind Online-Terminvereinbarung, E-Mail-Kommunikation und die Nutzung der EDV in der Augenuntersuchung und bei der Beratung.

Gibt es einen Leitsatz für Ihr Berufsleben, der sich bewährt hat?

Auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben, ist sicher das wichtigste und dass man die Menschen, mit denen man arbeitet, gerade auch in schwierigen Zeiten emotional immer versucht mitzunehmen. Und Geduld haben – das war die schwerste Lektion für mich.


 

Erfolgreiche Digitalisierung ist einfacher, schneller, besser

Woran denken Sie bei Digitalisierung zuerst?

Prozessoptimierung und Standards, letztere sind die Basis für erfolgreiche Digitalisierungsprojekte: einfacher, schneller, besser! Es gab viele gute Vorhaben, die daran scheiterten. Was nützt die beste Anwendung, wenn die Daten nicht passen oder die Pflege zu aufwändig ist?

Digitalisierung - Georg Weiss - Look4
Georg Weiss von Look4

Vor welcher Herausforderung standen Sie, als Look4 2002 gegründet wurde?

Wir mussten die Kontaktlinsen-Industrie davon überzeugen, dass ein gemeinsamer Standard für den Datenaustausch große Vorteile für alle bringt. Viele Anwendungen wären heute ohne den Spectaris-Standard sicher nicht möglich bzw. so erfolgreich. Heute nutzen alle den Standard, wir entwickeln ihn mit unseren Industriepartnern kontinuierlich weiter.

Vor welcher Herausforderung stehen Sie aktuell?

Auch den Fassungs- und Sonnenbrillenlieferanten die Vorteile des digitalen Datenaustauschs deutlich zu machen. Wenn alle Lieferanten digitale Kataloge bereitstellen würden, müsste heute kein Optiker mehr eingegangene Fassungslieferungen von Hand erfassen. Mit Barcodeleser oder elektronischen Lieferscheinen genügt ein Klick.

Eine andere Herausforderung liegt darin, auch weiterhin flexible, modulare Lösungen für unterschiedliche Unternehmensstrukturen und Anforderungen anzubieten. Mit unserer Service-Plattform Look4Optics arbeiten wir kontinuierlich daran, die Kommunikation bzw. Prozesse zwischen Industrie und Handel zu vereinfachen.


 

/// Jürgen Bräunlein

 

Beitrag aus der eyebizz 4/5.2020

 

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