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Für Ocumeda Meilenstein, für die Branche Episode

Blick in die Zukunft oder Einblick in die Gegenwart?

10. März 2025 – Im vergangenen Jahr hat sich so mancher darüber geärgert, dass einerseits Fielmann für sich reklamierte, Augenscreenings in die Augenoptik gebracht zu haben. Und andererseits die Einführung der Augen-Check-Ups beim Filialisten von vielen anderen in der Branche als Startschuss gesehen wurde, nun für optometrische Dienstleistungen zu plädieren, besser gesagt, zu animieren, damit beginnen zu müssen. Die Zeit war jedoch vielmehr lange reif dafür, meint auch der eyebizz-Chefredakteur. Ob die folgende Meinung von Ingo Rütten ein Blick in die Zukunft oder ein Einblick in die Gegenwart sein mag, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Klar ist, Fielmanns Screenings sind eine bedeutende, aber sie sind nur eine Episode im Screening-Epos.

Es ist nun schon eineinhalb Jahrzehnte her, dass die ersten Funduskameras in den Prüfräumen von Augenoptikern ihren Dienst aufnahmen – natürlich (noch) nicht in erster Linie, um (nur) Auffälligkeiten auf Augenerkrankungen aufzudecken oder sich sonst irgendwie in das Handwerk des Ophthalmologen einzumischen. Damals trauten wir uns nur hinter vorgehaltener Hand, über die Möglichkeiten der Technologie und den daraus resultierenden Chancen für die Augengesundheitsversorgung zu diskutieren. Denn immer standen die Augenoptiker und mit ihnen die in dieser Hinsicht besser ausgebildeten Optometristen im Verdacht, Geld mit ihren Screenings und optometrischen Dienstleistungen verdienen zu wollen. Zumindest das hat sich bis heute – glücklicherweise! – nicht geändert.

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Es brauchte allerdings ein bisschen Zeit, und brauchte es vielleicht auch eine ausgereiftere Technologie mitsamt den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz? Es brauchte die Erkenntnis, dass niemand ohne das nötige Fachwissen oder zumindest nicht ohne das genauso notwendige Verantwortungsbewusstsein zu einem „Knöpfchendrücker“ mutiert, der nur auf das schnelle Geld aus ist. Vielleicht hat uns in dieser Hinsicht unsere offensichtlich teilweise angeborene Hemmung, Geld für unsere Dienstleistungen zu nehmen, geholfen, in anderen Kreisen Akzeptanz für unser Können zu erlangen? Wer weiß!

Entwicklung schreitet voran

Wenn aber zu Beginn des Jahres 2025 der Präsident des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen im ZVA-Report nicht mehr davon spricht, dass der Augenoptiker die erste Anlaufstelle für das gute Sehen, sondern „die erste Anlaufstelle im Bereich der Sehgesundheit“ ist, dann wissen wir, die Entwicklung schreitet voran. Christian Müller sieht auch heute noch „umfassende Sehtests und kompetente Beratung“ als unverzichtbar für einen erfolgreichen Augenoptiker. Aber ausdrücklich nennt er an erster Stelle „die Früherkennung von Augenerkrankungen“, die uns zu einem echten Partner im Gesundheitswesen werden lassen.

Das vergangene Jahr war geprägt durch die Einführung des Augen-Check-Ups von Fielmann. Der Marktführer „spielte sich“ zeitweise wie der Erfinder des Augenscreenings auf, zumindest als derjenige, der sie mit seinem Kooperationspartner Ocumeda in die Augenoptik transferiert habe. Beides ist falsch: Augenscreenings gibt es seit zig Jahren in der Augenoptik, und Ocumeda ist kein Partner, sondern vielmehr ein Teil von Fielmann. Beiden indes ist es mit zu verdanken, dass Müller derart klare Töne anschlagen kann. Durch Fielmann bekommen optometrische Dienstleistungen in unseren Betrieben einen anderen Stellenwert: beim Verbraucher, bei uns Augenoptikern und auch interdisziplinär im Augengesundheitswesen.

Das Thema wird uns 2025 und in den Folgejahren vermutlich nicht loslassen, hoffentlich nicht! Künstliche Intelligenz versetzt nunmehr jeden in die Lage, eine „erste Anlaufstelle im Bereich der Sehgesundheit“ zu werden. Und insbesondere hier drängen auch neue Anbieter auf den deutschen Markt, die nicht nur unkompliziert an die Sache herangehen, sondern auch eine unkomplizierte Handhabung garantieren. So muss heute niemand mehr hinter vorgehaltener Hand diskutieren und unter dem Deckmantel hochwertiger Brillengläser Screenings anbieten. Heute geht es „nur noch“ darum, verantwortungsbewusst zu handeln und genauso zu kommunizieren. Vielleicht geht es aber auch einfach darum, nicht mehr so viel darüber zu reden und einfach anzufangen?!

Ocumeda hat Ende 2024 den 100.000sten Augen-Check-Up als „Meilenstein“ gefeiert, wohl nicht zufällig in einer Fielmann-Filiale, wenngleich das System auch unabhängigen Augenoptikern offen steht. Bei 23.400 Menschen wurden laut Ocumeda Anomalien festgestellt, „die weiter beobachtet werden müssen. 1.171 Menschen hatten so schwerwiegende Auffälligkeiten, dass ihnen empfohlen wurde, zeitnah einen Augenarzt zur weiteren Behandlung aufzusuchen“, heißt es in der Presseinformation. Soll heißen: Der Bedarf ist da, und um das zu unterstreichen, darf noch einmal der ZVA-Präsident zitiert werden: „In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der niedergelassenen Augenärzte um rund 30 Prozent gesunken.“ Noch Fragen?

Keine Zufälle

Es ist kein Zufall, dass das 63. Fielmann Akademie Kolloquium acht Jahre nach dem ersten Mal zuletzt erneut das Thema Altersbedingte Makuladegeneration als Update veranstaltete und dass diese traditionsreiche Veranstaltung dabei eine Premiere erlebte, weil sie erstmals in Kooperation mit der Europäischen Akademie für Optometrie und Optik (EAOO) ausgerichtet wurde. Beide Organisationen verfolgen das gemeinsame Ziel, die Weiterentwicklung der Optometrie voranzutreiben, Plattformen für lebenslanges Lernen in der Augenoptik und Optometrie zu schaffen und Fachleute aus ganz Europa, die sich mit Sehgesundheit befassen, zu vernetzen.

Und es ist auch kein Zufall, dass gerade jetzt, zu Beginn 2025, in TeleMedC ein bislang bereits global agierendes und auf Künstliche Intelligenz setzendes Unternehmen in den deutschen Markt einsteigt. eyebizz wird in der kommenden Ausgabe exklusiv über diesen Anbieter und dessen Angebote berichten, TeleMedC hat sich aber schon einmal über die Schulter schauen lassen, wie sie sich die Augengesundheitsversorgung hierzulande zukünftig vorstellen und warum ausgerechnet jetzt Deutschland „erobert“ werden soll. „Deutschland hat eine der ältesten Bevölkerungen der Welt, die Zahl der chronisch Kranken ist im Laufe der Jahre gestiegen“, erklärt dazu Para Segaram, Gründer und CEO der TeleMedC-Gruppe.

Segaram geht es darum, seine „branchenführende Entwicklung anspruchsvoller und revolutionärer KI-gestützter Lösungen zur Erkennung und Behandlung von Augenkrankheiten als leicht zu handhabendes und kostengünstiges Angebot für jeden Augenoptiker möglich zu machen“. TeleMedC liefert die Funduskamera gerne mit, eigentlich geht es aber um die Plattform und die Software, die KI, die drei Augenkrankheiten per Ampelsystem identifizieren soll: Diabetische Retinopathie, Altersbedingte Makuladegeneration und Glaukom.

Das ist nicht wirklich neu und hat sich schon bewährt, wenngleich sich das wiederum noch nicht überall herumgesprochen zu haben scheint. Aber im Gegensatz zu Ocumeda und anderen Anbietern gibt es das Resultat der KI – auch für den Augenoptiker – erst, nachdem einer der an die Plattform angeschlossenen Augenärzte das Ergebnis überprüft, die Fundusbilder darüber hinaus befundet und das Ampelresultat mit seinen Kommentaren ergänzt hat. Das soll nicht nur das Screening-Ergebnis wertvoller und sicherer machen, sondern könnte auch für die Kommunikation des Augenoptikers mit dessen Kundschaft durchaus hilfreich sein.

TeleMedC habe mehr als das zu bieten, sagt Segaram. Etwa Katarakt- und Dry Eye-Screening und -Management basierend auf Künstlicher Intelligenz, und langfristig arbeite das Unternehmen auch an einer KI für die Herzgesundheit, die unter anderem Netzhautbilder für die Suche nach Auffälligkeiten nutze. Dass der neue Player am Markt trotzdem zunächst auf die bereits bekannten drei Augenkrankheiten setzt, um sich hierzulande einen Namen zu machen, deutet darauf hin, was uns in diesem noch neuen Jahr und in der nahen Zukunft erwarten wird. Und dabei haben wir einen Gedanken bislang noch gar nicht berücksichtigt: Was hat eigentlich EssilorLuxottica mit seinen Apollo-Läden vor? Überlässt der Branchen-Riese wirklich Fielmann die Rolle des Platzhirschen beim Thema Augenscreening? Kaum denkbar!

To be continued …

/// IR

 

Artikel aus der eyebizz 1.2025 (Januar/Februar)

 

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