CNXT: Arbeitsprozesse optimieren und Umsatz steigern
von Ingo Rütten,
CNXT ist ein geschlossenes System, das aber eine nahtlose Anbindung an alle gängigen Brachen-Software-Lösungen schafft. Das bietet viele Annehmlichkeiten. Exemplarisch stellt eyebizz die Möglichkeiten des Systems im Rahmen eines Eye Care Checks vor.
Da liegt er nun vor mir, recht ausführlich und fein in einen Dokumenten-Papierordner verstaut. Ausnahmsweise per Post direkt an mich gesendet, weil ich mich ja ein bisschen auskenne. Mit einem Transfercode versehen, zur Übergabe an den Arzt – falls ich, wenn ich nun die erste Seite überblättere, ein entsprechendes Screening-Ergebnis ablesen werde, das mich dazu anhält, einen Arzt aufzusuchen. Hier wäre nun der Augenoptiker – also Sie – ganz hilfreich, als Stütze, mehr noch als Ratgeber und Erläuterer – und genauso passiert es ja auch in der Praxis: Er wird ausschließlich an den Augenoptiker versendet, denn dort wurde ja schließlich auch der Eye Care Check durchgeführt. Er, das ist das Resultat und nennt sich telemedizinische Risikoanalyse.
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Der Weg vom digitalen Servicetool zum Eye Care Check
Ich aber habe den Brillenglas-Hersteller Rodenstock besucht, um mich für dieses EXTRA mit dem Servicetool CNXT vertraut zu machen. Da ist der Weg zum Eye Care Check mit dem neuen DNEye-3-Scanner nicht sehr weit, vielmehr ist es naheliegend, einmal in München, den gesamten Prozess zu durchlaufen und die vollmundige Aussage des Brillenglas-Hersteller bezüglich des digitalen Servicetools mal ganz hautnah in der Praxis zu überprüfen. Schließlich heißt es: Mit CNXT habe der Augenoptiker ein modernes und digitales Tool zur Hand, das Arbeitsprozesse optimiere und ihn unterstütze, seinen Umsatz zu steigern. Also, fangen wir mal von vorne an.
Die digitale Plattform CNXT setzt sich zusammen aus den Bereichen „CNXT smart“ und „CNXT select“. Das eine (smart) verbindet im hauseigenen Store in der Rodenstock-Zentrale alle Geräte miteinander – in diesem Fall für mich wenig überraschend, sind die alle von Roden-stock. Erst später erfahre ich, anders geht das gar nicht (siehe Interview). CNXT select unterstützt die Augenoptiker in der Brillenglas-Beratung, die gerade in ungewisser Ferne vor mir liegt. Ich ahne aber bereits, dass es in einer Empfehlung zu biometrischen Brillengläsern endet, denn das ist das Nonplusultra, das Rodenstock zu bieten hat und mit weniger – zumindest in seinem Notizzettel – darf ein Chefredakteur vermutlich nicht aus dem Haus gehen. Verständlich, erwähnenswert ist aber: CNXT funktioniert auch, wenn man gar nicht vorhat, BIG-Vision-Gläser zu verkaufen.
Daten per Klick an CNXT
So sitze ich also am Beratungstisch und lasse ein paar wenige Fragen an und über mich zu, schließlich muss ich zunächst in der Branchensoftware als Kunde angelegt werden. Erst von hier aus gehen meine Daten verschlüsselt per Klick an CNXT – das funktioniert unabhängig davon, welche Software genutzt wird. Spannend wird es aber erst jetzt, denn ab sofort schickt CNXT meine Daten überall dorthin, wo sie gebraucht und durch Messungen oder manuelle Eingabe ergänzt werden. Genauer gesagt, kann nun „jedes angeschlossene Gerät“ auf meine Kundendaten zugreifen.
Der DNEye-3-Scanner hat mich also schon im Visier, noch ehe ich mich auf den Hocker vor dem Gerät richtig platziert habe. Vor der Messung mit dem Scanner muss dieser einmal manuell justiert und auf meine Augen ausgerichtet werden, in der Folge läuft alles vollautomatisch nacheinander ab. Ich bestätige noch kurz, dass ich auch die zumindest für mich unangenehme Prüfung des Augeninnendrucks im Rahmen des sich direkt anschließenden Eye Care Checks wünsche – schon geht sie los die nicht allzu wilde Fahrt.
Vorteile beim Sehen in der Dämmerung
In kurzer Zeit misst der Scanner dann die Topographie der Hornhaut-Vorderseite und macht auch Topographiebilder von der Hornhautrückfläche. Pupillometrie, Aberrometrie und Pachymetrie schließen sich an und mir fällt erst nachher auf, dass ein Teil der Messung bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen stattfindet (photopisch/mesopisch). Wohl für den Fall der Fälle, denn beim biometrischen Brillenglas aus München werden diese Ergebnisse mit berücksichtigt, das böte Vorteile beim Sehen in der Dämmerung und beim Kontrastsehen, sagt man mir.
Währenddessen werden die Lichtdurchlässigkeit meines Auges (Opazität) gemessen und der Fundus fotografiert. Abschließend pustet mir jemand ins Auge – die Non-Contact-Perimetrie schließt den Check fürs erste Auge ab, denn auf die ebenfalls mögliche Tränenfilmanalyse verzichte ich. Dadurch dass der DNEye-Scanner über eine integrierte Funduskamera verfügt, sind keine weiteren Geräte oder zusätzliche Messungen nötig, um den Status meines Auges zu erfassen und schon vorab ganz „nebenbei“, die biometrischen Daten zu ermitteln. Je nach Ausrichtung Ihres Betriebes können Sie den vorherigen Satz auch umdrehen und das „nebenbei“ vor den Status platzieren. Ich bin jedenfalls noch nicht vom Hocker aufgestanden, da werden mir die angefertigten Fundusbilder und Messresultate bereits auf dem Großbildschirm im Prüfraum präsentiert.
Im Anschluss subjektive Refraktionsbestimmung
Der Scanner misst ein Auge nach dem anderen, deswegen ist im Anschluss noch eine subjektive Refraktionsbestimmung nötig. Die biometrischen Daten werden bereits vom Scanner an CNXT geschickt, auch die Zentrierung ist über den ImpressionIst 4+ ebenfalls an CNXT angeschlossen, nur die Ergebnisse der subjektiven Refraktion werden manuell eingepflegt. Später werden alle Daten automatisch und gebündelt für die Brillenglas-Bestellung parat gestellt, die läuft über WinFit, das ebenfalls an CNXT angebunden ist.
Die Erlebnisse der subjektiven Refraktionsbestimmung erspare ich Ihnen an dieser Stelle, interessant sind indes die Ergebnisse. Denn durch die Messung am Scanner wurde jener Zylinderwert bestätigt, den vor Kurzem ein Kollege seinerseits bei mir gefunden hat, nachdem er mich vor den Myopia-Master von Oculus gesetzt hatte. In meinen Brillen hatte ich den Wert noch nicht – und wir reden hier von einer Dreivierteldioptrie, was bitte unter uns bleibt.
Datenschutzkonform an den Augenarzt
Apropos: Die durch den DNEye-Scanner hervorgebrachten Prüf- und Messergebnisse werden für den Augencheck, der bei Rodenstock Eye Care Check heißt, über CNXT datenschutzkonform an einen Augenarzt aus dem Partnernetzwerk zur Analyse geschickt. Der anwendende Augenoptiker kann als Rodenstock-Kunde wählen zwischen der Lösung von Epitop und der von Visionix. Die Ergebnisse halte ich gerade in der Hand, dieser Risikobericht wird aber wie bereits erwähnt grundsätzlich einige Tage nach dem Check an die Augenoptiker und nicht an dessen Kunden versendet. So kommt meiner auch von Rodenstock und nicht von Epitop oder Visionix.
So ein bisschen Fachkenntnis für eine erste Interpretation ist sicher auch live vor Ort vor und bei der Refraktionsbestimmung und bei der Brillenglas-Beratung ganz gut, finde ich. Letztere hat in München gerade begonnen und mitsamt einer gehörigen Portion Fachwissen läuft das natürlich wieder über beziehungsweise exakter gesagt unterstützend mit CNXT ab. Hier kann gewählt werden, ob generell „BIG Exact Gläser“ infrage kommen oder aber „BIG Norm“, die biometrische Variante, die ohne die Messungen des DNEye-Scanners auskommt. Eine Einstellung, die mir demonstriert wird, die Sie als Anwender aber nur einmal vornehmen müssen, sofern Sie keinen Scanner bei sich im Betrieb haben. Auch die Glaspreise können individuell hinterlegt und jederzeit angepasst werden.
Für „Normalkunden“ leicht zu verstehen
Anschaulich präsentiert CNXT nun auf dem Bildschirm unterschiedliche Bilder, die das Sehen mit unterschiedlichen Glasqualitäten darstellen, hier wird mir auch das Kontrastsehen, Dämmerungssehen und die unterschiedliche Farbwahrnehmung durch verschiedene Brillengläser demonstriert. Zusätzlich und gewiss hilfreich ist die Darstellung der Unschärfebereiche von Gleitsichtgläsern – durch direktes Übereinanderlegen verschiedener Gläser und Qualitäten sollte das auch für „Normalkunden“ leicht zu verstehen sein.
Progressionslängen und Additionen sind mit den individuellen Parametern einfach darstellbar, hier wird die Theorie erlebbar gemacht, wenn einzelne Parameter verändert werden. Hier dürfte auch die große Chance bestehen, durch die bildliche Darstellung unterschiedlicher Brillenglas-Designs und -Qualitäten eine höhere Glasqualität empfehlen zu können. CNXT bietet hier und darüber hinaus eine Fülle von Möglichkeiten, die darin enden, dass das gewählte Brillenglas per Klick direkt bestellt werden kann. Die vorherige Fassungsauswahl und die Ermittlung der relevanten Parameter unter Weiterleitung an CNXT über den ImpressionIst seien hier einmal unberücksichtigt – weil es für mich jetzt noch weitergeht zum Interview mit zwei Rodenstock-Experten.
/// IR
Interview mit Christine Leupold und Ralph Hermenau
Wir liefern „nur“ alles, was es braucht, um „BIG Exact“-Brillengläser anbieten zu können
Um einen zusätzlichen Blick hinter die Kulissen des Eye Care Check und von CNXT zu erhaschen, konnte eyebizz Christine Leupold und Ralph Hermenau in München zum Interview treffen. Sie verantwortet als Senior Product Manager den DNEye-Scanner und den Eye Care Check und er ist als Senior Global Product Manager Digital Services der Experte für CNXT.
eyebizz: Welche optometrischen Kenntnisse setzt Rodenstock im Hinblick auf den Eye Care Check bei den Nutzern des DNEye-3-Scanner voraus?
Christine Leupold: Das Tolle daran ist, dass keine optometrischen Vorkenntnisse erforderlich sind. Der Optiker wird in seinen Kompetenzen durch externe Dienstleister unterstützt. Wir stellen ihm alles zur Verfügung, was er braucht, um sich als Experte für gutes Sehen und biometrische Brillengläser zu positionieren. Darüber hinaus bieten wir in unserer Rodenstock Akademie eine Vielzahl an Seminaren sowohl zu unseren Geräten als auch zu den Services an.
Welchen Unterschied gibt es beim Eye Care Check gegenüber anderen Angeboten am Markt, zum Beispiel das von Fielmann?
Christine Leupold: Wir haben einzig den Augenoptiker im Fokus und möchten dessen Dienstleistung und Kompetenz in den Vordergrund stellen. Deswegen geht der Bericht bei uns im Gegensatz zum erwähnten Angebot immer an den Augenoptiker, er ist der Fachmann, er steht im Mittelpunkt – der Bericht und noch mehr die Messungen sind nur verkaufsfördernde Elemente.
Ist CNXT ein geschlossenes System oder können Geräte anderer Hersteller eingebunden werden?
Ralph Hermenau: In Bezug auf die angeschlossenen Geräte ein geschlossenes, so sind wir auf der sicheren Seite, dass es jederzeit gut funktioniert. Durch Schnittstellen aber ist es offen für jede Branchensoftware.
Wie gewährleistet Rodenstock die Datensicherheit? Wer hat Zugriff auf meine Daten, wie werden sie gespeichert?
Ralph Hermenau: Wir erfüllen selbstverständlich vollumfassend die DSGVO und haben dazu eigene Maßnahmen ergriffen. So arbeiten wir mit einem unabhängigen Rechenzentrum eines namhaften Betreiber hier in München. Wir als Rodenstock haben gar keinen Zugriff auf die Daten, denn der messende Augenoptiker hat diese Hoheit. Auch beim Eye Care Check sorgen unsere Partner Epitop und Visionix für höchste Datensicherheit.
Welches Feedback gibt es von Augenoptiker-Seite. Werden die Möglichkeiten alle genutzt?
Christine Leupold: Unsere Kunden teilen ihre positiven Erfahrungen regelmäßig mit uns. Neben den Brillengläsern bieten wir die volle Bandbreite an Optionen, aus der unsere Augenoptiker für ihr Geschäft die passende Lösung wählen können. So schaffen wir mit CNXT effiziente Abläufe und digitale Verkaufsunterstützung und ermöglichen die Ausweitung ihres Service-Angebotes durch zusätzliche Messungen oder den Eye Care zur Abgrenzung von Wettbewerbs-Optikern.
/// Das Interview führte Ingo Rütten.
Artikel aus der eyebizz 6.2024 (November/Dezember)