Für die Organisation EinDollarBrille geht ein turbulentes Jahr zu Ende. Kaum war die Corona-Welle in einem Projekt-Land abgeklungen, ging es woanders erst richtig los. Dazu kamen Terror in Burkina Faso, Überschwemmungen in Indien und andere Widrigkeiten. Aber die Teams nutzten jede Chance und fanden neue Wege, um die Menschen mit der EinDollarBrille zu erreichen.
Trotz hoher bürokratischer Hürden konnte die EinDollarBrille ein neues Projekt in Kolumbien in Startposition bringen. Im Jahresrückblick 2021 resümiert der erste Vorsitzende Martin Aufmuth über die Entwicklungen in bereits bestehenden Projektländern.
Anzeige
Indien: Durch die Fluten
Viele Menschen in den Dörfern Indiens leben in großer Armut. Corona hat ihre Situation noch verschlechtert. Sie haben kein Geld für die Fahrt in die Stadt, um dort zum Optiker zu gehen. Deshalb kommen die Teams von EinDollarBrille zu den Menschen in die Dörfer. Ungewöhnlich starke Regenfälle machten dort den mobilen Teams im September zu schaffen. Junge Frauen mussten z. B. ihr Tuk-Tuk durch die Fluten schieben, um in ein von den Wassermassen abgeschnittenes Dorf zu gelangen.
Das Weben von Saris ist eine kunstvolle, harte und schlecht bezahlte Arbeit. Eine Familie davon zu ernähren ist schwer. Wenn mit zunehmendem Alter auch noch eine Altersfehlsichtigkeit dazu kommt, ist das Überleben gefährdet. Viele Fehlsichtige wissen gar nicht, dass ihnen eine Brille helfen würde. Die Mitarbeitenden von EinDollarBrille sprechen mit ihnen und laden sie zum Besuch ihrer Augencamps und zum kostenlosen Sehtest ein. Auch dort gelten für Patienten und Teams strenge Schutzmaßnahmen: Masken für die Mitarbeitenden und Desinfektionsmittel für jeden Patienten.
Brasilien: Am Amazonas
Brasilien wurde extrem hart von der Corona-Pandemie getroffen. Umso wichtiger wurden die Sozialkampagnen für die armen Bevölkerungsschichten des Landes. Bereits mehrmals war ein Team von EinDollarBrille im Amazonas-Gebiet, um dort Menschen mit Brillen zu versorgen.
So auch bei Maria und Sebastião Ferreira, die in dem kleinen Dorf Caviana leben. Zehn Kinder haben sie zusammen großgezogen. Sie verarbeiten Maniok, den sie auf ihrem Feld anbauen. Nach der Ernte wird der Maniok von Hand geschält, geraspelt und anschließend in einer riesigen Pfanne geröstet. Sebastião macht diese Arbeit schon, seit er ein Kind war. In den letzten Jahren konnte er ohne Brille nicht mehr richtig sehen. Das ist gefährlich, sagt er, wegen des scharfen Messers und der schnell drehenden Raspel.
Malawi: 30 Jahre alte Brille
Beim Augencamp im Dorf Ndaula fiel dem Team von EinDollarBrille Joseph auf. Sein Sehtest ergab –9,0 Dioptrien. Ohne Brille gilt man bei dieser Fehlsichtigkeit als blind. Die Brille von Joseph war trüb wie Milchglas, mehrfach gebrochen und mit Lehm zusammengeklebt.
Joseph erzählte, dass er die Brille vor 30 Jahren geschenkt bekommen hatte. Seitdem lebte er in der Angst, dass seine Brille eines Tages kaputtgeht. Wie könnte er als blinder Bauer arbeiten? Als Joseph durch seine neue Brille blickte, konnte er vor Rührung gar nichts mehr sagen.
Peru: Schwimmende Inseln
Die Luft in Peru ist dünn in 4.000 Meter Höhe. Auf insgesamt 50 schwimmenden Inseln im Titicacasee lebt das Volk der Urus. Ihre Schiffe bauen die Urus aus Totora-Schilf, ebenso wie ihre Häuser und Inseln.
Ein Krankenhaus gibt es nicht in der Gegend – und ob sich schon mal ein Augenoptiker auf die Inseln verirrt hat, konnte EinDollarBrille nicht in Erfahrung bringen. Umso größer war die Freude von Jung und Alt über die Brillen der Organisation.
EinDollarBrille dankt für Unterstützung
„Im Namen meines ganzen Teams bedanke ich mich von Herzen für die große Unterstützung in diesem Jahr! Auch 2022 werden wir alles tun, um möglichst vielen Menschen durch eine Brille Arbeit, Bildung und Lebensfreude zu ermöglichen“, so Martin Aufmuth, Vorsitzender EinDollarBrille e.V.