Unternehmensnachfolge - Vater und Sohn - Dieses Mal:
Heiner und Frank Tente – Die sozialen Modernisierer
von Jueb,
„Mein Vater hat mich schon mit zehn Jahren mitgenommen und gefragt, wie ich die einzelnen Brillen finde. Er hat meine Meinung sofort respektiert. Ich denke, das hat mir Grundvertrauen gegeben“, erzählt Frank Tente, Juniorchef bei Koberg + Tente. Sein Vater Heiner Tente hat die Geschäftsführung 1975 mit 30 Jahren übernommen, damals von seinem Vater Ludwig, der das Unternehmen kurz nach dem Krieg 1946 gemeinsam mit dem Schwager Heinz Koberg gegründet hat.
Frank Tente hat den Großvater und Firmengründer als Kind noch erlebt. Ein Chef vom alten Schlag: „Jeden Morgen gab er allen Mitarbeitern zur Begrüßung die Hand. Er führte das Unternehmen straff hierarchisch.“ Für den Juniorchef undenkbar. Der 42-Jährige mag’s leger: „Alle duzen sich, es gibt flache Hierarchien, die Mitarbeiter sprechen mich direkt an, sollte ein Problem auftauchen.“
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Im Kleinen ausprobieren, ohne Großes kaputtzumachen
2003 ist Frank Tente ins Familienunternehmen eingestiegen, zunächst im Außendienst. Zuvor hat der studierte Betriebswirt sein eigenes Ding gemacht. Er kümmerte sich um den Vertrieb eines spanischen Sonnenbrillenlabels und kurvte dafür quer durch Deutschland. „Ich konnte im Kleinen etwas ausprobieren, ohne etwas Großes kaputt zu machen“, analysiert er und fügt hinzu: „Ich hatte meinen Platz in der Firma damals noch nicht gefunden.“
Längst ist der Juniorchef, der seit 2014 gemeinsam mit seinem Vater an der Spitze des Unternehmens steht, angekommen. Was ihm an seiner Position besonders gefällt, ist die Vielfalt an Aufgaben. „Ich sitze ja nicht den ganzen Tag am Computer. Es geht um das Entwickeln von Visionen und das Umsetzen von Ideen. So bin ich etwa auch einmal mit einer neuen Kleidungskollektion für unsere Mitarbeiter beschäftigt.“ Aufgaben, die ihm nicht ganz so lägen, sind „bürokratische Dinge, Zahlenanalyse und Aktivitäten in der Berufsgenossenschaft.“
Der Vater analysiert Zahlen, der Sohn erspürt Trends
„Genau das sind aber zweifellos Stärken meines Vaters“, erklärt der Sohn. Der Vater wiederum lobt den Junior für sein „enormes Gespür für Trends im modischen Bereich.“ Und zeigt auch Stolz: „Er hat das heute so erfolgreiche Bügelwechsel-System eye:max mitentwickelt und die Torx-Schraube in die Augenoptik geholt. Besonders viel Herzblut steckt er in die Kollektion Koberg, die wir vor fünf Jahren aus der Taufe gehoben haben.“
Senior Tente weiß genau, was es bedeutet, sich als Nachfolger in einem erfolgreichen Familienunternehmen bewähren zu müssen. „Damals in den 70er Jahren, als ich bei Koberg + Tente anfing, habe ich mich mit einer Umstrukturierung des Artikelnummernsystems beschäftigt und die elektronische Datenverarbeitung eingeführt. Zu dieser Zeit war es etwas Besonderes, wenn man einen Magnetkontencomputer im Unternehmen hatte. Die Einführung der neuen Technologie verschaffte mir die Anerkennung der anderen Gesellschafter und viel Respekt auch von Seiten der langjährigen Mitarbeiter.“
Brillen müssen Geschichten erzählen
Damals war manches noch anders, erzählt er. „Augenoptiker führten nicht nur Fassungen und Lager-Gläser, sondern auch Handelswaren wie Baro-, Hygro-, Thermometer, Mikroskope, Feldstecher, Lupen und Lesegeräte sowie Schrittzähler. Heute werden hauptsächlich modische Fassungen und individualisierte Gläser in den Optikfachgeschäften verkauft und so hat sich auch unser Sortiment deutlich verändert.“
Mittlerweile liegt der Anteil von Handelswaren bei Koberg + Tente fast bei null. „Wir entwickeln Brillenfassungen für unsere Eigenmarken und vertreiben sie über den optischen Fachhandel in Deutschland und dem umliegenden Ausland“, beschreibt Frank Tente das Profil. Rund 1.000 Bügelpaare werden täglich verkauft. „Brillen müssen Geschichten erzählen, das muss gelebt werden“, davon ist der Juniorchef, der sich in den vergangenen Jahren viel mit Marketing beschäftigt hat, mehr denn je überzeugt.
Mit der Jolle zum Kunden
Der 73-jährige Seniorchef muss heute nicht mehr täglich in der Firma sein. Schon früher achtete er auf Ausgleich zum Beruf, mit regelmäßigen Ausflügen mit seiner Jolle auf den Mecklenburgischen Seen, der Schlei bei Schleswig, dem Schweriner See oder dem Steinhuder Meer, was er dann mit einem Besuch bei Theo Binde (Binde Optik) verbunden hat. „Wir waren und sind ein Familienunternehmen mit sozialem Verantwortungsbewusstsein“, sagt er. Derzeit sind 13 von insgesamt 40 Mitarbeitern schon über 20 Jahre im Unternehmen.
In Kürze werden viele von ihnen fast gleichzeitig in den Ruhestand gehen. Für den Juniorchef Frank Tente ist das eine Herausforderung, über die er schon länger nachdenkt. Die Bildung eines neuen, ebenso guten Teams wird wichtig sein, damit das Unternehmen auch weiterhin auf Erfolgskurs bleiben kann. Für ihn die größte Herausforderung für die Zukunft: „Wertige Brillen zu schaffen, Werte wie Nachhaltigkeit, Qualität und regionalen Bezug überzeugend zu vermitteln, eben Made in Germany.“
17 Köpfe am Mittagstisch
Soziale Verantwortung zu übernehmen ist dem Sohn im Übrigen ebenso wichtig wie dem Vater. Den diesjährige Messestand auf der opti hat Koberg + Tente von der Behindertenwerkstatt Westfalenfleiß bauen lassen. Doch ist das nichts Besonderes. Seit vielen Jahren schon arbeitet man im Bereich Möbelbau eng zusammen, die Werkstatt ist keine fünf Minuten vom Firmensitz in Münster entfernt, der Juniorchef ist fast einmal die Woche dort.
Ein wesentliches Erfolgsrezept von Koberg + Tente, so scheint es, heißt also Familie. Der Zusammenhalt wird auch außerhalb der Geschäftszeiten gepflegt. Jeden Sonntag treffen sich Frank Tente und seine drei Geschwister – zwei Steuerberater und eine Lehrerin – samt eigener Familie bei den Eltern zum Essen. Da kommen dann schon einmal 17 Leute zusammen, wie der Juniorchef zusammenrechnet.
Einfach eine starke Familie! Herausragend und beneidenswert! Freue mich für euch aus tiefsten Herzen! Macht weiter so.
Der Artikel lässt Wehmut bei mir hervorkommen, bin ich doch einige Jahre in der Vergangenheit mit euch einen gemeinsamen Weg gegangen…
LG Marc Niklas
Einfach eine starke Familie! Herausragend und beneidenswert! Freue mich für euch aus tiefsten Herzen! Macht weiter so.
Der Artikel lässt Wehmut bei mir hervorkommen, bin ich doch einige Jahre in der Vergangenheit mit euch einen gemeinsamen Weg gegangen…
LG Marc Niklas