Gutes Hören für alle durch die Verzahnung von exzellenten Akteuren aus den Bereichen Wissenschaft, Forschung und Handwerk – dafür stehe die HörHanse. In Lübeck konzentriert sich das Wissen um die Hörgesundheit wie in keiner anderen Stadt Deutschlands, und dieses Pfund will das Projekt für sich nutzen.
Die Mitglieder der HörHanse
Initiator ist zum einen der Campus Hörakustik als zentrales Ausbildungs-, Fort- und Weiterbildungs-Zentrum der Hörakustik. Im Rahmen einer international einmaligen Lernort-Kooperation der Bundesoffenen Landesberufsschule für Hörakustiker und Hörakustikerinnen (LBS) und der Akademie für Hörakustik (afh) unterrichten die afh und die LBS seit 1972 gemeinsam auf dem Campus zukünftige Hörakustiker aus dem gesamten Bundesgebiet in der Theorie und Praxis. Auch die Zwischen- und Gesellenprüfungen sowie Meisterkurse und -prüfungen finden auf dem Campus statt.
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Ebenfalls auf dem Campus Hörakustik ansässig und Teil der HörHanse ist das Deutsche Hörgeräte Institut (DHI), akkreditierte Prüfstelle und Forschungsinstitut im Bereich der Hörakustik. Weitere Akteure der HörHanse sind die Firma hear concept, die Universität zu Lübeck, die Technische Hochschule Lübeck, die Musikhochschule Lübeck sowie das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Ziel 1: Attraktivität des Standorts erhöhen
Die Mitglieder der HörHanse verfolgen das Ziel, sich stärker untereinander und mit der Region zu vernetzen, um die Attraktivität des Standorts auch für Kooperations-Partner zu erhöhen. Ein erster Schritt in diese Richtung – eine gemeinsame Homepage unter www.hoerhanse.de – wurde bereits realisiert. Sie bietet Informationen, wer und mit welchen Kompetenzen, Fähigkeiten und Alleinstellungs-Merkmalen in der Hansestadt im Bereich Hören tätig ist und stellt somit einen direkten Draht zwischen den Mitgliedern, Industrie-Unternehmen, Start-ups, wissenschaftlichen Einrichtungen, Studierenden und Auszubildenden dar.
„Über die HörHanse wird der Campus Hörakustik und das Hörakustiker-Handwerk stärker an den wissenschaftlichen und klinischen Bereich der Hörgesundheit angebunden – ist doch die Ausbildung zum Hörakustiker keine Einbahnstraße, sondern eröffnet Gesellen und Meistern neben zahlreichen Spezialisierungen auch den Weg zum Bachelor- oder Masterstudiengang an der Technischen Hochschule oder Universität zu Lübeck. Eine Wirkungsstätte für Studierende und Absolventen von Hochschule und Universität kann auch das DHI sein, das regelmäßig wissenschaftliche Arbeiten vergibt und somit vom Wissenstransfer und Informationsaustausch über die HörHanse profitiert“, so die biha (Bundesinnung der Hörakustiker KdöR), Mainz.
Ziel 2: Ausbau der Zusammenarbeit
Ziel der Kooperation ist zudem der Ausbau der interdisziplinären Zusammenarbeit, wie der Aufbau einer gemeinsamen Probanden-Datenbank sowie der kollektive Erwerb und die Nutzung von Messtechniken und Laboren. Somit sollen wissenschaftliche, diagnostische und therapeutische Möglichkeiten zur Behandlung von Hörstörungen zügiger zur Anwendung kommen. Diese Entwicklungen sollen zunächst einem allgemeinen Publikum nähergebracht werden, um das Interesse für die HörHanse und die Versorgung von Hörverlusten zu wecken. Ein weiterer Adressant ist das internationale Fachpublikum, das man über Konferenzen binden möchte.
Gefördert wird das mit ca. 300.000 Euro bemessene Projekt von der Damp-Stiftung, welche medizinische Forschung und Lehre, soziale Projekte sowie die Ausbildung von medizinischen Nachwuchskräften in den Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern unterstützt.
In Deutschland gibt es laut biha etwa 5,4 Millionen Menschen mit einer indizierten Schwerhörigkeit. Schwerhörigkeit zählt zu den zehn häufigsten gesundheitlichen Problemen. In über 7.200 Hörakustiker-Betrieben versorgen 18.000 Hörakustiker bereits ca. 3,7 Millionen Menschen in Deutschland. Die Bundesinnung der Hörakustiker (biha) KdöR vertritt die Interessen der Hörakustiker in Deutschland.
Die Versorgungsqualität im Bereich von Hörsystemen sei laut biha in Deutschland sehr gut, das bestätigte die größte jemals von gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) durchgeführte Befragung zur Hörsystem-Versorgung. Rund 90 Prozent der Versicherten waren demnach „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit ihrer individuellen Versorgungssituation. Und das unabhängig davon, ob sie eine mehrkostenfreie Versorgung gewählt oder eine private Zuzahlung geleistet haben.
Neben der Erstversorgung des Kunden ist der Hörakustiker u.a. auch für die begleitende Feinanpassung mit wiederholten Überprüfungen und Nachjustierungen der Hörsystem-Funktionen zuständig. Er berät zudem zu Gehörschutz, Tinnitus und allen Themen rund ums Hören.