Den Beruf des Augenoptikers kann man bekanntlich auf unterschiedlichste Weise ausüben. Viele machen vieles gleich oder ähnlich, aber manche gehen neue und andere Wege, mit Mut zum Risiko und dem Willen, ausgetretene Pfade zu verlassen. Solche Unternehmerpersönlichkeiten porträtiert eyebizz in jeder Ausgabe. Dieses Mal ist es Ilona Bruxmeier, Sehzentrum Kormannshaus in Radevormwald.
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Sie kommt nicht aus Radevormwald. Sie hat sich 35 Unternehmen angeschaut, bevor die Entscheidung für das „Sehzentrum Kormannshaus“ in Radevormwald fiel. Geboren und aufgewachsen ist Ilona Bruxmeier (51) in Saarlouis: Ein ganz anderes Umfeld als „Rade“, wie die Einheimischen eine der ältesten Städte im grünen Bergischen nennen.
Seit sechs Jahren trägt das Örtchen offiziell den Namen „Stadt auf der Höhe“. Entsprechend kurvt der Gast mit seinem Auto auch durch Wälder, Täler und Berge, bis er auf dem Festplatz ankommt. Dort empfangen ihn schon freundlich im Wind flatternde Fahnen vor dem Sehzentrum Kormannshaus. „Zuletzt ist eine Stammkundin von München aus bis hierher gereist“, berichtet Ilona Bruxmeier.
„Ding-Dong!“, läutet die Tür und Kundschaft kommt ins 240 Quadratmeter große Fachgeschäft, die in der offenen Werkstatt von einer der zwei Angestellten, Augenoptikerin Annika Pauls, versorgt wird. Die Brillenträgerin Anfang 30 bedankt sich begeistert für „die außergewöhnlich gute Beratung“: „Jetzt habe ich verstanden, warum meine Brille so sein muss, wie Sie sie gefertigt haben!“
Bestimmender Farbmix: Grün und Lila
Von Durchhaltevermögen und betriebswirtschaftlicher Sachkenntnis zeugt, dass die damals 34-jährige Bruxmeier nach 34 unterschiedlichen Übernahme-Angeboten erst im August 2001 am Marktplatz des Mittelzentrums zusagte: „Die Zahlen stimmten bei den anderen Fachgeschäften einfach nicht“, erinnert sich die Chefin heute. Ein Jahr lang hat sie gesucht. Zwischen dieser Entscheidung und dem heute lichtdurchfluteten Interieur liegt allerdings noch ein Umzug aus dem kleineren, in vierter Generation geführten Fachgeschäft an den heutigen Standort, Am Festplatz 2.
Kein einfaches Unterfangen, aus der ehemaligen Sprachschule ein Dorado für gutes Sehen und optometrische Dienstleistung zu zaubern. Seit mehr als einem Jahr bestimmen natürliche Materialien das Bild: Eichendekor als Fußboden, helle Tische, helle Regale, frei zugängliche Fassungen. Die im Apple-Laptop schnell gezeigten Fotos vom Umbau mit viel Schutt, Baustaub und versetzten Wänden sprechen von der enormen Anstrengung, die hinter der gebürtigen Saarländerin liegt.
Sie lächelt mit ihren braunen Augen durch die Brille und führt durch die sechs Räume des Sehzentrums: die geräumige Verkaufsfläche, die offene Werkstatt, die Sehschule, zwei Refraktionsräume, das Archiv. Alles ausgestattet mit Hightech vom Feinsten. Die Gerätschaften spiegeln Fachkompetenz: Über Jahre hat die Augenoptikermeisterin investiert. Das schafft kaum jemand von heute auf morgen. Farblich ist alles in Grün und Lila gehalten, Feng Shui angelehnt. Grün steht für Heilung, Lila für die Wandlung. Zwei Aspekte, die sich durch das Leben der Meisterin, aber auch durch ihr Konzept ziehen.
Die Seh-Reise
Was erlebt der Kunde, der sich für das Sehzentrum entscheidet? Wahrscheinlich kommt er oder sie auf Empfehlung oder ist ohnehin Stammkunde. Bruxmeier setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda und persönliche E-Mail-Korrespondenz. Ungefähr 20.000 Kundenadressen schlummern in ihrer EDV. Ihr jüngstes Mailing ging zum Thema Dämmerungssehen raus.
„Die Menschen haben so viele Probleme mit ihrem Sehen. Ihnen bei der Lösung zu helfen, ist für mich der schönste Lohn.“
Indes braucht jeder Kunde einen Termin: „Wir setzen nicht auf Laufkundschaft“, erläutert die Optometristin und setzt eins drauf: Trotz der ansprechenden Fassungsauswahl heißt es für den Bruxmeier-Fan erst einmal ab zur Refraktion, monokular, binokular, zur Überprüfung einer Schielstellung, der Akkommodationsleistung, zur Augeninnendruck-Messung. Die optometrischen Dienstleistungen kosten 80 Euro aufwärts. Beiläufig erwähnt die Chefin, dass die Bergische Morgenpost oder der Remscheider Generalanzeiger zwei- bis dreimal im Jahr redaktionell über das Sehzentrum berichten.
Die Anfänge
Ihren ersten Kontakt mit der Augenoptik hatte die 14-jährige Ilona, als sie selbst mit -0,5 dpt eine Hornbrille verpasst bekam. Die Erinnerung daran ist nicht gut: „Ganz schlimm!“, erinnert sich die Fachfrau heute und lacht. Sie hat die Fassung nur ganz selten getragen. Als Kontrapunkt zu ihrer eigenen schlechten Erfahrung als Youngster finden die kleinen Kunden im Kormannshaus eine Kinderabteilung. Mit kleinen Sesseln, Designerstühlen von Charles Eames, die auch für Erwachsenen angeschafft wurden, und einem Regal, das für den Nachwuchs in Sichthöhe hängt.
Bruxmeiers Weg in die Optometrie nahm verschlungene Wege. Nach dem Abitur startete sie zunächst mit einer Lehre zur Bürokauffrau in Völklingen, die sie auch abschloss. Sie vermisste aber den direkten Kontakt zu Menschen. Und hier blitzt eine Eigenschaft bei der Powerfrau auf, die sich als tragend auf ihrem Karriereweg erwiesen hat: Sie verfolgt ihre Wünsche und ist bereit zur Veränderung. Ein Praktikum bei „Optik Marx“ in Saarlouis brachte sie auf die Idee, in den augenoptischen Kosmos durchzustarten. In 18 Monaten schulte sie zur Augenoptikerin um.
Ab 1990 arbeitete sie dann bei „Optik Braun“ in Saarbrücken sowohl als Bürokauffrau als auch als Augenoptikerin, fast zehn Jahre: „Damals hatten wir noch viel mit Abrechnung zu tun.“ Ilona Bruxmeier setzte auf Weiterbildung: Berufsbegleitend legte sie an der Handwerkskammer Saarbrücken in Kombination mit der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln (HFAK) ihren Augenoptikermeister ab. Sie beschreibt den erfolgreichen Abschluss 1999 als erneuten „Wendepunkt“ – sie wollte etwas Neues beginnen.
Sie bewarb sich als Trainee bei dem umsatzstärksten Filialisten der Branche, wurde zwar genommen, entschied sich aber für ein zweites Angebot und setzte ihre persönliche Trüffelsuche als Betriebsleiterin bei Aktiv Optik in Saarlouis fort. Ihr Fazit klingt ernüchternd: „Da wusste ich, was ich nicht wollte.“ Ihre Augenoptik definiert sie als „kein Mainstream, kein Discount, kein Billigheimer, kein Großfilialist.“ Doch sie sieht auch gute Seiten dieses Ausflugs zum Großfilialisten. Sie hat „unheimlich viel gelernt“, es gab zahlreiche Verkaufsschulungen, Fortbildungen zur Persönlichkeitsentwicklung, für mentales Training.
Sabbatjahr
Und dann schaltete sie ein „Sabbatjahr“ ein. Wer nun glaubt, dass sich die junge Frau auf nach Indien an den Strand von Goa legte, täuscht sich. Sabbatjahr nennt die Saarländerin ihr betriebswirtschaftliches Studium an der Universität Homburg: „Mir war klar, dass ich mich selbstständig machen wollte.“ Ilona Bruxmeier hat eben viele Facetten in ihrer Persönlichkeit. Eine davon ist ihre Neugier. Diese bricht sich in immer neuen Fort- und Weiterbildungen Bahn. Sie wird berufsbegleitend Beraterin für Sehbehinderte, erobert sich die Funktional- und Syntonic-Optometrie.
Bei Letzterer quälten sie noch während der Seminare arge Zweifel: „Was will ich hier?“ Doch dann kam der „Klick“. Heute ist sie begeistert, wenn sie lese-rechtschreibeschwachen Kindern auf die Sprünge helfen kann. Das ist ihr schönster Lohn. Dabei kam sie nur gezwungenermaßen zu diesem neuen Steckenpferd. Dirk Kleinlein, einer ihrer fünf Mitarbeiter, kündigte. Er hatte aber einen guten Kundenstamm, den die Wissensdurstige nicht allein lassen wollte. Der innere Schweinehund, der nichts von Winkelfehlsichtigkeit wissen wollte, wurde eines Besseren belehrt.
Der innere Schweinehund
Den inneren Schweinehund kann Ilona Bruxmeier nur einen ihrer Freunde nennen. Sie muss ihn nicht besiegen, wie andere es tun. Denn das Kerlchen folgt ihr immer wieder aufs Wort: Wenn sie auch ihre saarländische Heimat mit 34 Jahren nur sehr schweren Herzens hinter sich lassen konnte, weil sie damals gerade ein eigenes Haus mit Ehemann Martin gebaut hatte: Sie ging ihren Weg nach Rade, ihren Weg mit Herz. Vielleicht auch getragen vom Urvertrauen einer Jüngsten von sieben Kindern, als das sie aufgewachsen ist. Der Pfad soll sich übrigens ausweiten – mit einem Franchisesystem für Optometrie.
||| CH
Erfolgsrezept – Ilona Bruxmeier verrät ihre Top 5:
Beharrlichkeit
Die eigene Vision verfolgen (Menschen zu gutem Sehen verhelfen)
Wissen aufbauen, Fortbilden, Studieren
Hinterfragen, nichts für selbstverständlich halten
Die Kunden abholen, wo sie sind. Auch mit verständlicher Sprache
Steckbrief Kormannshaus:
Inhaberin: seit August 2001 Augenoptiker-Meisterin Ilona Bruxmeier
Umzug: an den Festplatz 2016
Insgesamt 240 qm Ladengeschäft
Netzwerk mit lokalen Augenärzten und Physiotherapeuten
Halles gut und schön, aber optometrische Messungen, sei es auch nur Vormessungungen/Untersuchungen haben in einem Verkaufsraum nichts zu suchen.
Leider sind hir die Refraktionsräume nicht abgebildet. Dort gehört die Kompetenz und Technik hin.
Viele Grüße
Volkfried Behmer, M.S.(USA), FAAO, MCOptom
Moers/Duisburg
Halles gut und schön, aber optometrische Messungen, sei es auch nur Vormessungungen/Untersuchungen haben in einem Verkaufsraum nichts zu suchen.
Leider sind hir die Refraktionsräume nicht abgebildet. Dort gehört die Kompetenz und Technik hin.
Viele Grüße
Volkfried Behmer, M.S.(USA), FAAO, MCOptom
Moers/Duisburg