Nach einer kurzen Verschnaufpause im Vormonat setzte die Verbraucherstimmung in Deutschland ihre Talfahrt im Juni fort. Sowohl Konjunktur- und Einkommen-Erwartung als auch die Anschaffungs-Neigung mussten Einbußen hinnehmen. So prognostiziert GfK für das Konsumklima im Juli –27,4 Punkte und damit 1,2 Punkte weniger als im Juni.
Konsumklima bei Allzeittief
Damit hat das Konsumklima ein neues Allzeittief erreicht. Seit Beginn der Erhebung für Gesamtdeutschland im Jahr 1991 wurde kein niedrigerer Wert als aktuell gemessen. „Der anhaltende Krieg in der Ukraine sowie unterbrochene Lieferketten lassen vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise explodieren und führen dazu, dass sich das Konsumklima so trüb wie noch nie zeigt“, erklärte Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. „Vor allem der Anstieg der Lebenshaltungskosten von derzeit knapp acht Prozent drückt schwer auf die Stimmung der Verbraucher und schickt diese auf Talfahrt.“
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Für eine nachhaltige Trendwende beim Konsumklima sei neben der Beendigung des Ukraine-Krieges vor allem entscheidend, dass die hohen Inflationsraten wieder zurückgeführt werden. Hier sei in erster Linie die Europäische Zentralbank gefordert, dies durch eine angemessene Geldpolitik zu begleiten. Allerdings sollten diese Maßnahmen wohl abgewogen sein, um die ohnehin angeschlagene deutsche Wirtschaft durch eine zu restriktive Geldpolitik nicht in die Rezession zu schicken.
Rezessionsgefahr bleibt aus Verbrauchersicht hoch
Nach einer kurzen Erholung im Mai dieses Jahres mussten die Konjunktur-Aussichten im Juni wieder Einbußen hinnehmen. Der Indikator verliert 2,4 Punkte und sinkt auf –11,7 Zähler. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres beträgt das Minus sogar gut 70 Punkte.
Die Verbraucher sehen nach wie vor ein großes Risiko dafür, dass die deutsche Wirtschaft in die Rezession abrutschen könnte. Lieferketten-Probleme sowie der Ukraine-Krieg behinderten derzeit die Produktion in Deutschland. Hinzu komme, dass aufgrund der hohen Inflation der private Konsum als wichtige Stütze für das Wachstum der Wirtschaft auszufallen droht.
Einkommens-Erwartung fällt auf 20-Jahres-Tief
Die Einkommens-Erwartung setzte im Juni ihre steile Talfahrt fort. Der im Vormonat gemessene Anstieg erwies sich somit als kurze Verschnaufpause. Der Indikator verliert 9,8 Punkte und sinkt auf –33,5 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit fast 20 Jahren. Im Dezember 2002 wurden –35,5 Punkte gemessen. Im Vorjahresvergleich weist die Einkommensstimmung sogar ein Minus von knapp 68 Punkten aus.
Inflationsraten von derzeit fast acht Prozent drückten nicht nur auf die Stimmung, sie lassen auch die Kaufkraft der privaten Haushalte dahinschmelzen. Somit werden auch die in den vergangenen zwei Jahren in den Lockdown-Phasen angesparten Finanzmittel vermutlich nicht in dem erhofften Maße in Käufe und Anschaffungen umgesetzt werden. Darunter werde die Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten leiden.
Anschaffungs-Neigung setzt Abwärtstrend fort
Im Sog sinkender Konjunktur- und Einkommens-Erwartungen musste auch die Anschaffungs-Neigung Einbußen hinnehmen. Der Indikator verliert 2,6 Punkte und weist nun –13,7 Punkte auf. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt mit –20,1 Punkten während der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2008 gemessen.
Die als Folge der Inflation schwindende Kaufkraft mache sich zunehmend auch bei der Konsumneigung bemerkbar. Wenn für Energie und Lebensmittel von den privaten Haushalten deutlich mehr gezahlt werden muss, stehen entsprechend weniger finanzielle Mittel, vor allem für größere Anschaffungen, zur Verfügung.