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Kooperation HM und KNUST

Low Vision Project in Ghana

Eine passende Brille bei hoher Fehlsichtigkeit setzt voraus, dass jene erkannt wird. Mangels Reihen-Untersuchungen ist das in Ghana auf dem Land noch kein Standard. Das „HM KNUST Low Vision Project“, eine Kooperation der Hochschule München (HM), möchte das ändern.

HM KNUST Low Vision Project Ghana - Lippok
HM-Student Moritz Lippok untersucht in Vorbereitung des „HM KNUST Low Vision Project“ Kinder und Erwachsene in Gesundheitszentren um Kumasi (Bild: Projektgruppe Lippok)

Besonders schwache Sehkraft der Augen, genannt Low Vision, und andere Sehprobleme im Kindesalter machen eine Brille oder Operation oft bereits im Alter von drei Jahren notwendig – ansonsten kommt es zu lebenslangen Einschränkungen. Reihen-Untersuchungen zur Erkennung von Low Vision seien aber auf dem Land in Ghana beispielsweise in der Ashanti-Region noch kein Standard. Der wechselseitige Austausch der Hochschule München (HM) und der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi, Ghana, möchte das mit dem „HM KNUST Low Vision Project“ ändern.

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Vorsorge-Untersuchungen in Ghana

Dr. Kwadwo Owusu Akuffo, Head of Department of Optometry and Visual Science der KNUST, forscht mit seinem Team zu allgemeinen gesundheitlichen Risiken, die sich aus Ernährungs-Gewohnheiten von Müttern und Kindern in der Ashanti-Region ergeben; darunter auch zu Auffälligkeiten der Augen. Für seine Querschnittstudie mit circa 170 Kindern zwischen zwei und fünf Jahren tourte sein Team durch ländliche Gesundheitszentren und setzte dabei mobile Messgeräte der HM ein, um die Pigmentierung der Makula oder Fehlsichtigkeit bei Kindern mit einem Klick zu erfassen.

Im Jahr 2021 unterstützte sie auch HM-Student Moritz Lippok bei den Untersuchungen. Prof. Dr. Werner Eisenbarth, Leiter des Zentrums für angewandte Sehforschung (ZEFAS) der Hochschule München, hatte diesen Austausch und den Transfer der Geräte gemeinsam mit Akuffo organisiert.

Unterschiedliche Schwerpunkte in der Ausbildung

Nach dieser ersten Zusammenarbeit setzten Akuffo und Eisenbarth sich das Ziel, die Ausbildung von Fachkräften und Versorgung für Low-Vision-Patienten im ländlichen Ghana voranzubringen. So liege die Versorgungslücke bei der Augenvorsorge im ländlichen Ghana nicht an der Ausbildung der Studierenden. „Das Studium zum sogenannten Doctor of Optometry hat an der Universität von Kumasi einen sehr hohen Standard“, so Prof. Eisenbarth. „Es dauert sechs Jahre und umfasst einen großen Anteil medizinischen Wissens, den der Bachelor-Studiengang der Optometrie an der HM nicht so vertieft enthält.“ Doch den Studierenden in Kumasi mangelt es an technischen Geräten und Praxiserfahrung, das wiederum sind die Stärken des Bachelor-Studiums in Deutschland. Künftig könnten also beide voneinander lernen.

Modell „HM KNUST Low Vision Project“

Mit dem inzwischen genehmigten „HM KNUST Low Vision Project“ setzten Eisenbarth und Akuffo ein Modellprojekt für eine möglichst flächendeckende Versorgung von Low-Vision-Patientinnen und Patienten auf dem Land am Beispiel der Ashanti-Region auf. Die ghanaische Versorgung mit Fachkräften und Anlaufstellen für Low-Vision-Betroffene gliedert sich in die Bereiche der Universitätskliniken wie die in Kumasi, in kleinere Distrikt-Krankenhäuser und schließlich in einfache Gesundheitszentren.

HM KNUST Low Vision Project Ghana - Akuffo und Eisenbarth
Kooperation auf Augenhöhe: Austausch von Dr. Kwadwo Owusu Akuffo mit Prof. Dr. Werner Eisenbarth im HM-Sehlabor (Bild: Mark Siaulys Pfeiffer)

Auf allen drei Ebenen will das Projekt die Ausbildung und Infrastruktur für das Erkennen von Low Vision in Ghana stärken. Technische Geräte werden dabei in der Universitätsklink für die Behandlung Betroffener und die Ausbildung der Studierenden angeschafft; ebenso für drei Distriktkliniken mit Fachstation für Augenmedizin. Die Gesundheitszentren erhalten für die sogenannten Ophthalmic Nurses, eigens in Augenmedizin geschulte Mitarbeiter, Bild- und Textkarten zum Test auf Low Vision. Die Ausbildung der Beteiligten erfolge über digitale Formate wie Online-Learning, und eine Begleitforschung erfasse, wie gut das Drei-Stufen-Modell funktioniert.

Neues Geschäftsmodell

Wie aber sollen Betroffene mit geringem finanziellem Spielraum in Ghana zu einer Lupenbrille oder Leselupe kommen? Dazu hatte Prof. Eisenbarth eine pragmatische Idee: „Ich sehe die Möglichkeit, günstige Hilfsmittel anzuschaffen, wie man sie hierzulande schon im Discounter kaufen kann. Die Optometristen vor Ort können mit diesen preiswerten Alternativen dann ein Zusatzgeschäft für ihre Patienten aufmachen.“

 

Originalpublikation: Eisenbarth W., Lippok M., Aduku L.N., Hamidu J., Osei Duah I., Ben Kumah D., Apprey C., Singh B., Addo E., Akuffo K.O. (2022): Prevalence of Amblyogenic Risk Factors among Preschool Children in Rural Ghana (ARVO), Denver, CO.

 

 

HM KNUST Low Vision Project

Prof. Dr. Werner Eisenbarth, Leiter des ZEFAS (Zentrum für angewandte Sehforschung) der HM, kooperiert mit Dr. Kwadwo Owusu Akuffo, Head of Department of Optometry and Visual Science, der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi beim Aufbau einer primären, sekundären und tertiären Versorgungsstruktur zur Augenmedizin im ländlichen Ghana. Finanziert wird das Projekt von der Else Kröner Fresenius Stiftung.

 

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