Mehr Einwohner in Deutschland, aber noch weniger Arbeitskräfte
von Redaktion,
(Wiesbaden) – In Deutschland leben mehr Menschen als je zuvor: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, hat die Bevölkerungszahl nach vorläufigen Ergebnissen Ende 2018 erstmals die Marke von 83 Millionen Einwohnern überschritten. Aber: Die Bevölkerung im Erwerbsalter wird bis 2035 voraussichtlich um 4 bis 6 Millionen sinken. Dies ist das zentrale Ergebnis der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, die das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer Pressekonferenz am 27. Juni 2019 in Berlin vorgestellt hat.
Die Bevölkerung Deutschlands ist im Jahr 2018 um 227.000 Personen (+0,3%) gewachsen. Zum Jahresende 2018 lebten damit 83,0 Millionen Menschen in Deutschland.
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Zuwachs auf Wanderungsüberschuss zurückzuführen
Die steigende Bevölkerungszahl in Deutschland sei laut Destatis darauf zurückzuführen, dass nach vorläufigen Ergebnissen 386.000 Personen mehr zu- als abwanderten (Wanderungsüberschuss 2017: +416.000 Personen). Gleichzeitig überstieg die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten um 167.000 (Geburtendefizit 2017: 147.000 Personen). Somit war der Wanderungsüberschuss etwas niedriger und das Geburtendefizit höher als im Vorjahr. Infolgedessen fiel das Bevölkerungswachstum in Deutschland insgesamt geringer aus als in den beiden Vorjahren (2017: +271.000 oder +0,3%; 2016: +346.000 oder +0,4%).
Die Bevölkerungsentwicklung verlief regional unterschiedlich: In absoluten Zahlen stieg die Bevölkerungszahl am stärksten in Bayern (+79.500), gefolgt von Baden-Württemberg (+46.100) und Berlin (+31.300). Prozentual hatten Berlin (+0,9 %), Bayern und Hamburg (jeweils +0,6%) die höchsten Zuwächse. Dagegen ging die Bevölkerungszahl in Sachsen-Anhalt (-14.800 oder -0,7%), Thüringen (-8.100 oder -0,4%) und im Saarland (-3.700 oder -0,4%) zurück.
Ein Ost-West-Gefälle in Deutschland bleibe sichtbar: Die Bevölkerungszahl stieg in allen westlichen Ländern mit Ausnahme des Saarlands an. Insgesamt nahm die Bevölkerung im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) um 215.300 Personen zu (+0,3%). In den neuen Bundesländern verzeichnete lediglich Brandenburg einen Zuwachs (+7.900 oder +0,3%), in den anderen Ländern war die Bevölkerungszahl rückläufig oder nahezu konstant. Insgesamt nahm die Bevölkerung der neuen Bundesländer (ohne Berlin) um 19.800 Personen (-0,2%) leicht ab.
Ausländeranteil steigt um 0,5 Prozentpunkte
Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung erhöhte sich Ende des Jahres 2018 im Vergleich zum Jahresende 2017 von 11,7% auf 12,2%. Am 31. Dezember 2018 lebten rund 72,9 Millionen deutsche (-0,3% gegenüber dem Vorjahr) und 10,1 Millionen ausländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger (+4,2% gegenüber dem Vorjahr) in Deutschland.
Bevölkerung im Erwerbsalter sinkt bis 2035
Die Alterung der Bevölkerung in Deutschland wird sich trotz hoher Nettozuwanderung und gestiegener Geburtenzahlen weiter verstärken. In den nächsten 20 Jahren sind durch den aktuellen Altersaufbau ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter und ein Anstieg der Seniorenzahl vorgezeichnet. „Die neue Vorausberechnung zeigt, dass sich diese Prozesse trotz einer relativ weit gefassten Spannweite der Annahmen zur künftigen Entwicklung der demografischen Einflussfaktoren wie Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettozuwanderung nicht aufhalten lassen.“
Im Jahr 2018 waren in Deutschland 51,8 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 66 Jahren. Bis zum Jahr 2035 wird die erwerbsfähige Bevölkerung um rund 4 bis 6 Millionen auf 45,8 bis 47,4 Millionen schrumpfen. Anschließend wird sie sich zunächst stabilisieren und danach bis zum Jahr 2060 je nach der Höhe der Nettozuwanderung auf 40 bis 46 Millionen sinken. Ohne Nettozuwanderung würde sich die Bevölkerung im Erwerbsalter bereits bis 2035 um rund 9 Millionen Menschen verringern.
Ältere Bevölkerungsgruppen werden weiter wachsen
Die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren in Deutschland stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 54% von 10,4 Millionen auf 15,9 Millionen. Sie wird bis 2039 um weitere 5 bis 6 Millionen auf mindestens 21 Millionen wachsen und anschließend bis 2060 relativ stabil bleiben.
Die Zahl der Menschen im Alter ab 80 Jahren wird von 5,4 Millionen im Jahr 2018 bereits bis 2022 auf 6,2 Millionen steigen und dann bis Anfang der 2030er Jahre auf diesem Niveau bleiben. In den sich anschließenden 20 Jahren wird sie aber in Deutschland kontinuierlich zunehmen und im Jahr 2050 je nach angenommener Entwicklung der Lebenserwartung auf 8,9 bis 10,5 Millionen wachsen.
Erst Bevölkerungswachstum in Deutschland, dann Rückgang
Die Bevölkerungszahl insgesamt weise laut Destatis im Unterschied zur Bevölkerung im Erwerbs- und Seniorenalter eine größere Spannbreite möglicher Entwicklungen auf. Je nach angenommener Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettozuwanderung werde die Bevölkerungszahl in Deutschland von 83 Millionen im Jahr 2018 mindestens bis 2024 zunehmen und spätestens ab 2040 zurückgehen. Im Jahr 2060 wird sie voraussichtlich zwischen 74 und 83 Millionen liegen.
Regionale Unterschiede werden sich weiter verstärken
Bei einer moderaten Entwicklung von Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Nettozuwanderung wird die Bevölkerungszahl in Deutschland bis 2060 in den westdeutschen Flächenländern um 4% und in den ostdeutschen Flächenländern um 18% abnehmen. In den Stadtstaaten wird sie dagegen um 10% wachsen. Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 66 wird – anders als die Bevölkerungszahl insgesamt – in allen Bundesländern abnehmen. Zwischen 2018 und 2060 werde demnach unter den gleichen Voraussetzungen die Zahl der erwerbsfähigen Personen in den westdeutschen Flächenländern um 16%, in den ostdeutschen Flächenländern um 30% und in den Stadtstaaten um 4% sinken.