Niemand hat es überhört: In der augenoptischen Branche haben sich Mitte Januar zwei der Größten zu einer Milliarden schweren Fusion entschlossen. Der italienische Weltmarktführer für Fassungen Luxottica und der französische Brillenglasspezialist Essilor wollen ihre Wege gemeinsam beschreiten.
In einem mit der eyebizz-Redaktion umgehend anberaumten Telefoninterview konnte die deutsche Unternehmensleitung verständlicher Weise nur wenig zu den Zielen des Mergers berichten. Die zehn Fragen, welche die Redaktion auf deren Wunsch bereits am 17. Januar per Mail an den Konzern gestellt hatte, blieben bisher leider unbeantwortet. Darunter Fragen unter anderem danach, ob Essilor mit dieser Fusion nicht an Eigenständigkeit verliert.
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Essilor Deutschland informierte in der Zwischenzeit allerdings von sich aus erneut Geschäftspartner und Geschäftsfreunde. In dem Schreiben, das der eyebizz-Redaktion seit dem 16.02. vorliegt und auch kürzlich per Sondernewsletter an alle eyebizz Abonnenten versandt wurde, stellt das Unternehmen vier Punkte in den Mittelpunkt:
die Zusammenarbeit mit dem „traditionellen Augenoptiker“,
dass es dabei bleiben soll, dass das Unternehmen sich als „Innovationstreiber“ beweist: „Durch den beabsichtigten Zusammenschluss wird die Innovationskraft auf die komplette Brille fokussiert“; in Forschung und Entwicklung würde das neue Unternehmen „die Brille als Einheit betrachten“.
Auf die Partnerschaft mit dem „traditionellen unabhängigen Augenoptiker“ würden alle Geschäftsmodelle, Innovationen und Marketinginstrumente ausgerichtet.
Verantwortung und Mission für besseres Sehvermögen weltweit bleibt Anliegen beider Unternehmen, auch nach dem Merger.
Essilor USA Vice President of Customer Development, Dr. Howard Purcell, gibt sich auf Fragen von Journalisten des Online-Dienstes „Defocus Media“ eloquent und auskunftsfreudig: Urteilen Sie selbst! Das Interview dauert ca. 50 Minuten.
Essilor USA setzt auf die direkte Kommunikation mit den Augenoptikern
Essilor USA und Dr. Purcell bitten Sie in dem Interview, Ihre Ansicht und Meinung darüber mitzuteilen, wie Sie die Auswirkungen dieser Fusion für die Optometrie sehen. Augenoptiker sollen sich so weit wie möglich an der Gestaltung der Richtung beteiligt, die diese Fusion annimmt. In naher Zukunft soll ein Panel von Augenoptikern und Optometristen gegründet werden, um die Stimme der Optometrie während der Fusionsgespräche zu fördern. Mailen Sie direkt an AskEssilor@essilorusa.com .
Essilor: Schnelleren Service versprochen
Durch den Zusammenschluss rechnen die Unternehmen mit Synergieeffekten von bis zu 600 Millionen Euro, die sich im Gewinn von zusammen zuletzt rund 3,5 Milliarden Euro bemerkbar machen sollen. Ihren Kunden versprach Essilor-Chef Hubert Sagnieres in einer Telefonkonferenz mit internationalen Journalisten einen deutlich schnelleren Service.
Bei Luxottica sorgen laut unternehmenseigener Website rund 7.400 Stores weltweit für den besten Kontakt zum Endverbraucher. Zu den konzerneigenen Ketten gehören unter anderem Lens Crafters und Pearl Vision in den USA und Sunglass Hut mit 3.153 weltweiten Shops. Luxottica fährt seit Jahren eine vertikale Strategie. Essilor machte jüngst durch seine vertikalen Online-Käufe auf sich aufmerksam, zuletzt war es die britische MyOptique Group, zu der u.a. auch Netzoptiker Deutschland gehört.
„Endlich werden zwei Produkte, die von Natur aus zusammengehören – Fassungen und Gläser – unter einem Dach entworfen, gefertigt und vertrieben“, wird Leonardo Del Vecchio zitiert. Wie lange es dauern wird, bis sich die Unternehmenskulturen der beiden Giganten angeglichen haben, bleibt abzuwarten.