Mit der opti startet die Augenoptik-Branche ins neue Jahr. Zum zweiten Mal lädt die Messe in sechs Hallen, diesmal vom 10. bis 12. Januar auf das Messegelände nach Riem: „ … und das Angebot für die Fachbesucher bleibt auf der opti 2020 vor allem eines: vollständig“, formuliert opti-Projektleiterin Bettina Reiter zwei größerer Absagen zum Trotz. Wie gut die Messe 2020 – und auch 2021 – ankommt, wird von Ausstellern und Organisatoren mit Spannung erwartet. Wie immer stimmen die Fachbesucher mit den Füßen ab.
Gläser, Kontaktlinsen, Brillenfassungen, Refraktion, Diagnostik, Low Vision, Maschinen, Rohstoffe, Hör- und Akustikgeräte, Ladenbau, IT-Lösungen, Zubehör und Angebote im Bereich Weiterbildung und Wissenstransfer: Auf der opti sollen Besucher schon im Januar alles bekommen, was sie für ein erfolgreiches Geschäftsjahr brauchen. Soweit die hoch gesteckten Ziele der Messeorganisatoren.
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Rumoren hinter den Kulissen
Bei einigen Ausstellern gab es in den vergangenen Wochen und Monaten jedoch teils großen Unmut über die neue Organisation. Begonnen hatte alles während und nach der opti 2019: Im Rahmen der Platzerweiterung von ehedem vier auf jetzt sechs Hallen war es bei der vergangenen Messe zu Unzufriedenheit auf Seiten einiger Aussteller in den Hallen fünf und sechs gekommen: zu wenig Frequenz, hieß es. Kritische Stimmen gab es vor allem aus den Bereichen Kontaktlinse, Brillenglas, EDV und Geräte.
Daraufhin hat die Messe intensive Gespräche geführt, in diesem Jahr einiges umgestellt: Dazu gehört, dass es nur noch zwei gegenüberliegende Eingänge an den Hallen C1 und C6 gibt. In der Halle fünf buhlen geballt sämtliche Glashersteller um die Aufmerksamkeit der Fachbesucher, in Halle sechs geben sich EDV, Geräte und Kontaktlinsenhersteller ein Stelldichein. Für die ausreichende Frequenz dort sollen der an der C6 stationierte Bustransfer vom und zum Flughafen, zur U-Bahn, ein Lufthansa-Baggage-Drop-off für Fluggepäck und ein „schicker“ Eingangsbereich sorgen.
opti 2020: Highlights
Die eyebizz-Redaktion fragte nach, worüber Bettina Reiter sich in den vergangenen Wochen am meisten geärgert bzw. gefreut hat.
Bettina Reiter: Ich freue mich an erster Stelle auf alle Menschen, die ich treffe: vom vermutlich Vollkörper-Tätowierten bis zum Anzugträger (lacht). Dies ist meine fünfte opti und dieser bunte Reigen macht die Messe für mich zum Wow. Drei Tage für diese Klientel Gastgeber und Gastgeberinnen zu sein, ist ein persönlicher Kick.
Ich bin von der neuen Raumaufteilung absolut überzeugt: Wir haben diesmal nur zwei Eingänge: den Eingang Nord-Ost an der Halle C6. Dort wird es einen Baggage-Drop-off geben, die Taxen und der Flughafen-Shuttle werden dort anfahren. Die Parkplätze 7 und 8 grenzen direkt an die Halle C6. Der Eingang Nord-West liegt praktisch direkt an der Halle C1. Die Besucher werden sich also von zwei Seiten jeweils gegenläufig durch die Messe bewegen.
Eine Halle C5, wo sich die geballte Marktmacht aller Glasanbieter präsentiert, gab es bei der opti noch nie. Ein Novum, das sich bei keiner anderen internationalen Messe findet. Zudem haben wir wieder drei Hallen, die Fassungen zeigen. Umfragen zeigen, dass diese Aufteilung bei den Besuchern gut ankommt. Die Halle C4 ist für mich das Herzstück für den stationären Handel und den Bereich Wissenstransfer. Hier findet sich erneut das gut angenommene Forum. Wo ja auch eyebizz am Freitagmittag mit einer Podiumsdiskussion beteiligt ist.
Die Kritik, die Anfang 2019 bei einigen Ausstellern laut wurde, haben wir nicht nur gehört. Wir haben uns gemeinsam getroffen, gut zugehört und entsprechend reagiert. Mich ärgert, dass die Branche zumindest zum Teil nicht goutiert, wie sehr wir uns für die opti einsetzen, um sie zukunftsfähig zu halten.
Die Messe war in den vergangenen Jahren nicht wirklich aus allen Nähten geplatzt, eher auf einem hohen Niveau stabil. Warum haben Sie auf sechs Hallen erweitert?
Wir wären eine nette, kleine Messe geblieben, aber wir hätten kein Potenzial für die Zukunft gehabt. Uns ist allen klar, dass wir breite Schultern haben müssen, um den Wandel jetzt voranzubringen.
Wir sind alle gespannt, wie es diesmal laufen wird! Alcon und Bausch + Lomb haben allerdings bereits Konsequenzen aus dem Vorjahr gezogen und haben die Messe abgesagt: Das sind große Namen, Firmen, die Fachleute gern besuchen würden.
Die opti hat bei den Ausstellern ein hohes Renommee, weil die Besucher so hochkarätig sind. Kering kommt beispielsweise nach München, bedient aber nicht mal mehr seine Home-Messe, die Mido in Mailand. Wir bieten trotz der Absagen von Alcon und Bausch + Lomb einen repräsentativen Querschnitt aus dem Kontaktlinsen-Bereich. Die anderen Unternehmen, die vor Ort sind, werden profitieren. Trotzdem wünsche ich mir natürlich Vollständigkeit. Es gab immerhin jetzt schon Nachfragen nach Räumlichkeiten auf der Messe, das Interesse an der opti scheint ungebrochen. Aber immerhin sprechen wir in Summe von nur zwei Absagen, wobei über 600 Unternehmen auch diesmal ausstellen.
2021: Die Messe als „Mobile Home“
Blicken wir auf das Jahr 2021: Ist es nicht ein großes Wagnis, alle zwei Jahre nach Stuttgart umzuziehen? Die Skepsis mancher Aussteller ist groß.
Gern greife ich das Thema Mut des Spectaris Trendforums auf: Jeder will schlank sein, aber niemand will abnehmen, hieß es da. Zwischendurch braucht der Mensch Mut, den beweisen wir gerade.
Der Marktwert der opti entsteht nämlich aus dem Ausstellerangebot und den hochkarätigen Besuchern. Natürlich ist es nett, in München zu sein, aber da die Messe in den ungeraden Jahren keinen passenden Januar-Termin mehr anbietet, ist Stuttgart die erste Wahl.
Der Wechsel nach Stuttgart, hört man, hängt mit der Weltleitmesse Bau und der in den Januar verschobenen Ispo zusammen. Von außen betrachtet ist es schwer zu verstehen, warum es für die GHM – immerhin eine Tochter der Messe München – keine Lösung gab.
Wir sind Gastveranstalter bei der Messe München und haben auf die Termindisposition am Messeplatz München keinen direkten Einfluss. Wir wären in München selbst mit veränderten Laufzeittagen in den Februar gerutscht. Mehr als 48 Stunden Aufbau hätten wir außerdem auch nicht bekommen, wären dafür aber in einen circa zweiwöchigen Abstand zur Mido geraten.
Veränderte Laufzeiten heißt von Freitag bis Montag, selbst im Februar. Vielleicht wäre die Mido dann ja in den Januar gesprungen, was für die deutsche Messelandschaft natürlich auch ein Damoklesschwert ist. So oder so: Sie schildern KO-Kriterien für München. Aber der Brillenglashersteller Hoya hat Stuttgart jetzt schon abgesagt. Sind Sie in einer Zwickmühle?
Nein, wir haben bundesweit zahlreiche Messestandorte gesichtet: Ob Düsseldorf, Essen oder Hamburg – Stuttgart punktet mit dem neuen, modernen Messegelände und seiner guten Verkehrsanbindung. Viele andere opti-Aussteller haben schon jetzt Stuttgart zugesagt, selbst die Hotels sind bereits bestellt. Wir ergreifen die Chance, an anderer Stelle näher an den Markt zu kommen.
War es im Nachhinein betrachtet richtig, die opti auf sechs Hallen zu erweitern?
Ja, doch! Wir konnten endlich die Warteliste befriedigen und eine sehr klare Struktur anbieten, die von den Besuchern sehr gelobt wird. Wir sind als GHM übrigens sehr stark in die Investition gegangen, um das Premiumprodukt opti weiter so hoch zu halten. Die klaren Strukturen in der Hallenbelegung wollen wir auch nach Stuttgart mitnehmen. Die opti wird praktisch zum Mobile-Home, das Herz zieht mit.
Spielen Sie mit dem Gedanken, eventuell ganz nach Stuttgart zu ziehen?
Wir spielen nicht mit der opti. Die opti ist und bleibt die opti, egal wo.
Messe ist eine Erfindung aus dem Mittelalter. Ist das Format Messe langsam out?
Nein, im Gegenteil. Mit der Digitalisierung kommen wir nicht mehr so oft in den Genuss, Dinge und Menschen haptisch wahrzunehmen, in ihrer Dreidimensionalität zu umarmen. Messen bieten solche Momente als Live-Event deluxe. Hier kommen maximal viele Experten an einen Ort, um sich auszutauschen. Wie ich anfangs schon sagte: Das Wichtigste auf der Messe sind die Menschen, die wir treffen!
Danke für das Gespräch, Frau Reiter! Bis zur opti in München, wir sind in jedem Fall dabei!