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Cathrin Mordelt und Anneke Ramm-Mordelt:

50 Jahre Marion Ramm: Brillenlabel fest in Frauenhand

Cathrin Mordelt und Anneke Ramm-Mordelt
Cathrin Mordelt und Anneke Ramm-Mordelt im eyebizz-Interview (Bild: Marion Ramm)

Drei Generationen Frauenpower: 2022 feiert Marion Ramm 50-jähriges Firmenbestehen. 1972 gründete Marion Ramm das Unternehmen in Freiburg mit ihrer damals 23-jährigen Tochter Anneke. Diese steht mittlerweile selbst an der Firmenspitze, seit 2021 mit ihrer Tochter Cathrin Mordelt. eyebizz stellte beiden Frauen dieselben Fragen und bekam überraschende Einblicke in den Firmenstart und das produktive Teamplay.

 

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„Ich war jung, begeisterungsfähig, ein bisschen hip, belastbar und mutig“

Anneke Ramm-Mordelt im Interview

Frau Ramm-Mordelt, wie verlief für Sie der Einstieg ins Unternehmen?

Durch einen betrügerischen Konkurs standen meine Eltern 1972 unverschuldet vor dem finanziellen Aus. Zu dieser Zeit studierte ich zusammen mit meinem Bruder Klaus-Peter Betriebswirtschaft an der Universität in Nürnberg und befand mich kurz vor dem Endspurt, als der SOS-Ruf aus Freiburg kam. Ich entschloss mich sofort, mein Studium zu unterbrechen, um mit meiner Mutter Marion eine neue Existenz aufzubauen.

Unsere Idee war, einen Vertrieb mit modischen Accessoires, sprich extravaganten Sonnenbrillen, ausgefallenen Taschen und Gürteln sowie modischen Uhren, auf die Beine zu stellen. Meine Mutter hatte zuvor in einigen Modefirmen als Einkäuferin gearbeitet und brachte das modische Know-how mit. Ich war jung, begeisterungsfähig, ein bisschen hip, belastbar und mutig. Unsere gemeinsame Überzeugung: Wir konnten nichts verlieren, nur gewinnen!

Marion Ramm: ausgefallene Schmuckbrillen
Ausgefallene Schmuckbrille von Marion Ramm (Bild: Marion Ramm)

Was haben Sie von Ihrer Tochter Cathrin gelernt?

Viel von ihrer Vorgehensweise: Sie ist strukturiert und ausgeglichen und in ihrem Geschmack sehr klar. Bei Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist sie eine gute Zuhörerin und kann durch gezielte Fragen sehr viel aus einem Gespräch herausholen. Alle fühlen sich bei ihr gut aufgehoben.

Ich selbst bin eher chaotisch und hektisch, spontan, extravagant und manchmal ein bisschen zu begeisterungsfähig. Wir ergänzen uns hervorragend, sind uns zwar nicht immer einig, haben aber nie „Stress“ miteinander. Das liegt auch an unserem respektvollen Umgangston.

Das Erfolgsgeheimnis von Marion Ramm in zwei Sätzen?

Frech, modisch und dem Zeitgeschmack immer ein wenig voraus, das macht uns aus! Ein Unternehmen gemeinsam als Familie zu leiten, bringt maximale Flexibilität und sichert kurze Entscheidungswege; neue Trends werden schnell erkannt und „im Team“ in neue Designs und Stilrichtungen umgesetzt. Leidenschaft und Herzblut spielen eine große Rolle und die ungebrochene Freude an der Weiterentwicklung von Kollektionen.

Wie schwierig ist es für Frauen, sich in der doch weitgehend von Männern dominierten Augenoptik zu behaupten?

Frauen hatten in der Firma Marion Ramm schon immer das Sagen, mussten sich nie behaupten. Wir sind die wichtigen Entscheidungsträgerinnen bei der Gestaltung und Entwicklung der Kollektion und somit verantwortlich für das ganze Drum und Dran im kreativen Bereich. Mein Bruder Klaus-Peter, mit dem ich viele Jahre gern zusammenarbeitete, hatte damit auch kein Problem. Die Aufgaben waren klar definiert: Er war für die kaufmännischen Belange und das Personal zuständig, ich für den kreativen und gestalterischen Bereich, was mir auch viel mehr lag.

Heute sind alle Führungspositionen in weiblicher Hand. Im Sinne zeitgemäßen Jobsharings gehören neben den beiden Geschäftsführerinnen, meiner Tochter Cathrin und mir, zwei Prokuristinnen der Geschäftsleitung an. Esther Müller ist verantwortlich für Vertrieb und Marketing, Kerstin Schaede für Buchhaltung und Personal.

Was fasziniert Sie persönlich an Brillen?

Mit einer Brille kann man die individuelle Persönlichkeit unterstreichen, das Äußere eines Menschen mitgestalten: Ist die Person eher klassisch oder konservativ, elegant oder extravagant? Eine farbige Brille kann das Gesicht zum Leuchten bringen und aus einer unscheinbaren Person einen Typen zum Hingucken machen. Nicht zu vergessen ist die unglaubliche Vielfalt von Brillenformen, Materialien, Farben, Techniken, das ist das, was ich an Brillen so faszinierend finde und auch, dass Nachhaltigkeit mittlerweile eine große Rolle spielt.

Anneke Ramm-Mordelt und Marion Ramm
Die beiden Firmengründerinnen Anneke Ramm-Mordelt und ihre Mutter Marion Ramm, circa 1987 (Bild: Marion Ramm)

„Nie die Füße stillhalten, die Augen immer offen“

Cathrin Mordelt im Interview

Frau Mordelt, war es sofort klar, dass Sie in die Fußstapfen Ihrer Mutter bzw. Großmutter treten würden?

Durch meine Mutter hatte ich schon immer Kontakt zu Brillen. Bereits als Kind war ich Model für Sonnenbrillen. In meiner Schulzeit half ich beim Katalog mit, natürlich ohne jegliche technische Ausstattung. Nach meinem Abitur „schnupperte“ ich ein Jahr in die Firma, bevor ich mich entschloss, eine Ausbildung zu machen, um den Maschinenraum von „Ramm“ auch wirklich kennenzulernen.

Nach und nach übernahm ich mehr Aufgaben, durfte meine Kreativität entfalten. Ich entwickelte einen Onlineshop, machte mich in Photoshop fit und hob die Marke Black Forest aus der Taufe. Nach dreijähriger Ausbildung entschloss ich mich zu bleiben mit der Aussicht, in die Fußstapfen zu treten, aber ohne Druck und Erwartung meiner Eltern. Ich wuchs in die Aufgabe hinein, ohne dass es von vorneherein klar war, dass ich in die Firma einsteigen würde.

Marion Ramm - Sonnenbrille Black Forest
Sonnenbrille der Marke Black Forest (Bild: Marion Ramm, Quelle: instagram.com/ blackforest_eyewear)

Was haben Sie von Ihrer Mutter Anneke gelernt?

„Du musst nicht alles können und selbst machen, aber du solltest über alles Bescheid wissen.“ Diese Botschaft meiner Mutter habe ich verinnerlicht. Ich habe von ihr gelernt, stets einen Rundumblick zu wahren und die Dinge, wenn sie im Raume stehen, sofort anzugehen und zu klären. Vor allem aber habe ich alles gelernt, was es braucht, eine Firma familiär und persönlich, aber dennoch erfolgreich zu führen. Nie die Füße still zu halten und die Augen immer offen, das ist die Devise meiner Mutter. Wir ergänzen uns wunderbar. Bei uns treffen Begeisterungsfähigkeit, Turbulenz, Power und Emotionalität auf Ausgeglichenheit und klare Struktur.

Das Erfolgsgeheimnis von Marion Ramm in zwei Sätzen?

Unser Erfolgsgeheimnis ist eine junge, frische Kollektion, die begeistert – inspiriert von der Mode und durch unsere Handschrift verfeinert. Dabei stets eine Produktvielfalt entwickeln, die für jeden etwas bereithält, der gerne eine trendige Brille trägt, aber nicht verkleidet aussehen möchte.

Wie schwierig ist es für Frauen, sich in der doch weitgehend von Männern dominierten Augenoptik zu behaupten?

Erfreulicherweise hat man als Frau in unserer Firma und auch in der Brillenbranche keine Schwierigkeiten, sich zu behaupten. In der Modebranche hatten auch früher schon Frauen oft „den Hut auf“. In der Firma Marion Ramm waren immer Frauen in der Entscheidungs- und Führungsposition. Dass ich in der dritten Generation nun selbst Teil der Geschäftsführung bin, macht mich sehr stolz und bereitet mir viel Freude.

Was fasziniert Sie persönlich an Brillen?

Ich bin begeistert, was man aus einer Brille alles machen kann. Durch Material und Farb-Kombinationen entstehen unendlich viele Modelle. Faszinierend, wie sehr so ein kleines Accessoire einen „Typ“ Mensch verändern kann!

/// Die Fragen stellte Jürgen Bräunlein.

 

MarionRamm.com

 

Artikel aus der eyebizz 3.2022 (April/Mai)

 

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