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Studiengang Augenoptik / Optische Gerätetechnik

Ausbildungs-Leuchtturm in Brandenburg

2016 galt er noch als eine Art Versuchsmodell: der Studiengang Augenoptik/ Optische Gerätetechnik an der Akademie für Augenoptiker und Optometristen der AOI Brandenburg in Rathenow in Kooperation mit der TH Brandenburg. Mittlerweile hat er sich etabliert. eyebizz sprach mit Dekan Prof. Dr. Justus Eichstädt, der Geschäftsführerin des Bildungszentrums, Doreen Vogel, und Absolventen.

TH Brandenburg Akademie
Die Akademie für Augenoptiker und Optometristen der Augenoptiker- und Optometristen-Innung des Landes Brandenburg in Rathenow

Nicole Näther ist gebürtige Rathenowerin und tief verwurzelt in der „Stadt der Optik“. Sie trat in die Fußstapfen ihrer Mutter und wurde Augenoptikerin. Elf Jahre stand sie im Beruf und bekam zwischenzeitlich Kinder, ehe sie sich 2016 entschloss, ihren Bachelor im neugegründeten Studiengang Augenoptik/ Optische Gerätetechnik zu machen.

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Das Besondere des Studien-Angebots ist eine doppelte Praxis-Orientierung: Es verbindet die medizinisch geprägte Augenoptik bzw. Optometrie mit einer Ingenieurs-Ausbildung, bei der das Verständnis und die Entwicklung optischer Gerätetechnologie im Fokus steht. Die Kombination beider Bereiche ist bundesweit einzigartig.

Studieren an zwei Standorten

Im Rahmen des dualen Studiums haben Studierende die Möglichkeit, neben dem Bachelor auch den Meister-Abschluss im Augenoptiker-Handwerk zu erwerben. Die Lehr-Veranstaltungen finden an der Technischen Hochschule Brandenburg in Brandenburg an der Havel und an der Akademie für Augenoptiker und Optometristen der Augenoptiker- und Optometristen-Innung des Landes Brandenburg in Rathenow statt – also an zwei Standorten.

Attraktiv war für Nicole Näther, dass sie in ihrer unmittelbaren Umgebung studieren konnte. Dabei ist der Standort des Studiengangs keinesfalls zufällig. „Die Stadt Rathenow hat eine optische Tradition von 220 Jahren. Hier hat die industrielle Herstellung von Linsen in Deutschland begonnen, hier gehörten Gerätetechnik und Brillenglas-Herstellung immer zusammen“, erklärt der engagierte Dekan Prof. Dr. Justus Eichstädt. Er betont: „Der Studiengang ist auf Initiative von Optik-Unternehmen der Region entstanden.“

TH Brandenburg Dekan Prof Justus Eichstädt
Prof. Dr. Justus Eichstädt hat an der Universität Twente in den Niederlanden am Lehrstuhl für angewandte Lasertechnik promoviert

Die Studierenden kommen aus verschiedenen Richtungen, manche direkt aus dem Beruf, nicht alle aus der Augenoptik, andere haben gerade Abitur gemacht. „Die unterschiedlichen Voraussetzungen unter einen Hut zu bringen, ist eine große Herausforderung“, sagt Doreen Vogel, Geschäftsführerin der Akademie für Augenoptiker und Optometristen der Augenoptiker- und Optometristen-Innung des Landes Brandenburg. „Für Neueinsteiger bieten wir ein Propädeutikum an, in dem die Grundlagen der Augenoptik gelernt werden.“

Mittlerweile kommen die Studierenden nicht nur aus den neuen Bundesländern, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet, vereinzelt haben sie Migrations-Hintergrund. Frauen und Männer sind ungefähr gleich häufig vertreten. Die Zahl der Studierenden pro Jahrgang schwankt zwischen 15 und 22.

TH Brandenburg Campus AOG-Studierende
Gute Laune und viel Grün auf dem Campus der TH Brandenburg

„Ich würde sagen, wir sind ein bisschen wie eine kleine Familie“, schwärmt Doreen Vogel. In ihrer Stimme schwingt Begeisterung mit: „Alle sind sehr motiviert und haben Spaß am Studium.“

Hervorzuheben ist die enge Kooperation beider Einrichtungen: Die Augenoptiker und Optometristen des Landes Brandenburg und die dortige Technische Hochschule entwickelten den Studiengang gemeinsam und führen ihn gleichberechtigt durch. Wechselseitig unterstützten sich die Partner auf allen Ebenen, nicht zuletzt mit den technischen Geräten und der Ausstattung der Labors.

TH Brandenburg: Immer mehr Gerätetechnik

Dank der Fördergelder vom Bund und vom Land Brandenburg ist man in der glücklichen Lage, sich zeitnah die neuesten Geräte anschaffen zu können. Die Hochschule verfügt neben vielem anderen über Beschichtungs-Anlagen und Spektrometer. Mit den Jahren kamen immer mehr Geräte hinzu. In moderne Laser-Technologie und Myopie-Forschung wurde schon vor vielen Jahren investiert.

TH Brandenburg OG-Labor
Lernen und Verstehen an den optischen Geräten im Labor an der TH Brandenburg

„Mit unserem Studiengang sind wir schon damals in der richtigen Richtung gegangen“, sagt Prof. Dr. Eichstädt, „Die Augenoptik verändert sich dynamisch. Wir haben immer mehr Medizintechnik und medizinische Komponenten im Handwerk, medizinische Untersuchungen nehmen sowohl bei der Augenheilkunde als auch bei der Augenoptik bzw. Optometrie zu. Benötigt werden Fachleute, die diese Geräte gut einsetzen und die Daten auch auswerten können, und Menschen, die diese Geräte entwickeln. Das ist ein Riesenmarkt in Deutschland.“

 

„In Rathenow haben wir deutschlandweit eine einzigartige Zusammenstellung an Bildung-Einrichtungen der Augenoptik. Verfahrensmechaniker zur Brillenoptik kann man in Deutschland z.B. nur an zwei Standorten lernen: in Zwiesel und in Rathenow.“

Prof. Dr. Justus Eichstädt

 

„Studierende lassen sich leicht für optische Geräte begeistern, wenn sie davor sitzen, ihre Augen analysieren und an sich selbst Untersuchungen durchführen. Da werden Zusammenhänge, die sie sonst nur aus Vorlesung oder Lehrbuch kennen, mit einem Mal viel verständlicher“, erzählt Nicole Näther, die nach ihrem Abschluss noch ein Masterstudium zur Optometristin drangehängt hat und mittlerweile als Assistentin der Geschäftsleitung der Innung arbeitet. Sie bildet Gesellen mit aus und ist Dozentin an der Meisterschule. In Zukunft soll sie auch Optometristen anlernen.

Die Dozenten in Rathenow lehren auf Honorarbasis, wie Doreen Vogel hervorhebt: „Es sind Augenoptiker oder Ärzte, die in ihrem Beruf arbeiten und ihre Praxis-Erfahrungen direkt mit einbringen.“

Die Industrie ist nebenan

Der Weg von der Theorie zur Praxis ist in der „Stadt der Optik“ ohnehin denkbar kurz: Hören Studierende eine fachspezifische Vorlesung über optische Gläser, wissen sie, dass 100 Meter weiter ein Hersteller sitzt, den sie besuchen können. Tatsächlich suchen viele von sich aus den Kontakt zu den Firmen, mögliche zukünftige Arbeitgeber. Studenten und Dozenten sind auf der opti mit einem eigenen Stand präsent.

TH Brandenburg opti 2022 Gruppe AOI THB OABB
Unübersehbare Präsenz auf der opti 2022: Prof. Dr. Justus Eichstädt (links) und Doreen Vogel (rechts) mit ihren Studierenden

Dass der Bereich der Augenoptik nirgendwo ins Hintertreffen gerät, dafür sorgte eine fachspezifische Kommission, die von Beginn an bei der Entwicklung des Studiengangs beteiligt war. Auch die Expertise der Innung sorgt hier für Qualitätssicherung.

„Unser Studiengang hat alle Erwartungen übertroffen“, stellt Prof. Eichstädt rückblickend fest. „Wir haben in der Region viele Unterstützer: Firmen, Bildungs-Einrichtungen, Politiker. Unsere Absolventinnen und Absolventen bekommen eine richtig gute Ausbildung, mit der sie in unterschiedliche berufliche Richtungen gehen können.“

Absolventen arbeiten in Arztpraxen, in der Brillenglas-Herstellung oder auch auf dem Feld der Mikroskop-Technik. „Kürzlich hatten wir sogar den Fall“, erzählt Doreen Vogel, „dass sich eine Absolventin in Richtung Ladenbau für Augenoptiker weiterbilden lässt.“

Prof. Dr. Justus Eichstädt hat selbst unterschiedliche berufliche Felder der Optik durchlaufen. Der studierte Augenoptiker arbeitete als Entwicklungs-Ingenieur in der optischen Industrie, bevor er an der Universität Twente in den Niederlanden am Lehrstuhl für angewandte Lasertechnik promovierte. Dass er in die Augenoptik zurückkehren würde, war damals nicht absehbar, und er ist dankbar für diese Möglichkeit. „Deshalb finde ich es auch so gut, dass unseren Absolventen am Ende ihres Studiums so viele Optionen offenstehen.

/// Jueb

 

Kontakt:

Prof. Dr. Justus Eichstädt, Tel.: (03381) 355 380

E-Mail: justus.eichstaedt@th-brandenburg.de

www.th-brandenburg.de

Doreen Vogel, Tel.: (03385) 53 41 0

E-Mail: vogel@optikerinnung-brb.de

www.aoi-brandenburg.de

 


 

„Die dreieinhalb Jahre vergingen wie im Flug“

Interview mit Felix Bennewitz: Der 25-Jährige ist Absolvent des Studiengangs Augenoptik/ Optische Gerätetechnik an der TH Brandenburg und macht derzeit ein Masterstudium an der Technischen Hochschule Wildau in Photonik („Master of Engineering“).

eyebizz: Herr Bennewitz, wie kamen Sie auf den Studiengang Augenoptik/ Optische Gerätetechnik?

TH Brandenburg: Absolvent Felix Bennewitz
TH Brandenburg: Absolvent Felix Bennewitz

Felix Bennewitz: Nach dem Abitur wusste ich noch nicht genau, was ich machen soll. Durch Zufall las ich dann von dem Studiengang in der Zeitung. Außerdem ist meine Mutter Augenoptikerin. Ich hatte allerdings nie das Ziel, Augenoptiker in einem Betrieb zu werden, denn ich bin kein Verkäufertyp. Was mich interessiert, ist die technische Seite: die technische Optik in Bezug auf augenoptische Geräte, auch die Lasertechnologie im Allgemeinen, die ja Teil des Studiums ist.

Wie haben Sie das Studium erlebt?

Es ist ein Studium, das den medizinischen und technischen Bereich der Augenoptik sehr gut miteinander kombiniert. Alles ist anwendungsbasiert, sehr praxisnah, was dabei hilft, theoretische Zusammenhänge einfach zu verstehen und zu vertiefen. Die dreieinhalb Jahre vergingen wie im Flug.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Mitstudenten?

Ja. Gerade letzte Woche haben wir uns getroffen. Das ist auch ein Vorteil bei diesem Studiengang. Da wir im Vergleich zu anderen Studiengängen wenige sind, wächst man zusammen, macht viele Sachen zusammen, auch in Bezug auf das Studium.

Was machen Ihre Mitstudenten heute?

Die meisten sind in die medizinische Richtung gegangen, nur zwei in die technische. Es gibt auch Mitstudenten, die ihren Master in Optometrie anschlossen und jetzt in einer Augenklinik arbeiten.

Im November schließen Sie Ihr Masterstudium in Photonik ab. Wissen Sie schon, wie es dann weitergeht?

Noch nicht genau. Es liegt ja ein breites Feld vor mir, das ich betreten kann. Denkbar wäre, etwas mit Beschichtungstechnik zu machen und bei einem Brillenglas-Hersteller einzusteigen. Eine Traumvorstellung von mir wäre allerdings, als Entwicklungs-Ingenieur im Bereich Sensortechnik zu arbeiten. Sensoren zu entwickeln, herzustellen und besser zu machen, interessiert mich.


/// Die Fragen stellte Jürgen Bräunlein.

Fotos: TH Brandenburg, AOI Brandenburg

 

Artikel aus der eyebizz 5.2023 (August/September)

 

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