Die Beatles mochten ihn, Mister Bean wurde mit ihm berühmt: mit dem charakterstarken Raumwunder auf vier Rädern. 60 Jahre ist es her, dass der rundgelutschte Quader auf die Straße kam. Und sie rollen weltweit weiter, im September startet der Electric Mini. Die große Geschichte des kleinen Flitzers wird jetzt auch innerhalb der Augenoptik fortgeschrieben, weil Eschenbach Optik im vergangenen Jahr die Lizenzpartnerschaft für Mini übernommen hat.
Die eyebizz-Redaktion ist hautnah dabei: Ein grüner Mini braust auf den Parkplatz an der Schopenhauerstraße in Nürnberg. Lachend steigt die verantwortliche Mini-Lizenz-Managerin Susanne Bartels aus ihrem 60-Years-Modell. Die Fahrt von München in die Heimatstadt der Eyewear-Dynastie Eschenbach hat ihr sichtlich Spaß gemacht, Go-Cart-Feeling inklusive. Die Münchenerin weiß alles über die Marke und steigt mit Annette Kluger (Head of Marketing Eyewear Eschenbach) direkt damit ins Gespräch ein, welchen Sinn es macht, jetzt Fassungen unter der Marke Mini mit ins Portfolio aufzunehmen.
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Susanne Bartels: Die Marke hat natürlich auch die Kreativen im Blick, wenn wir dies zunächst so global angehen wollen. Brillen passen als Style-bildendes Accessoire perfekt zur Ikone Mini, sowohl als Sonnenbrille als auch als Korrektion.
eyebizz: Es gibt tolle Geschichten rund um den Mini, aus Filmen oder in Bezug auf die zahlreichen Prominenten, die ihn fahren. Welches ist Ihre Lieblingsstory?
Bartels: (lacht) Meine Lieblingsstory dreht sich um die englische Modedesignerin Mary Quandt! Mary Quandt erfand in den wilden 60er Jahren den Kurzrock, ein rebellisches und sexy Stückchen Stoff, das sie – so die Legende – nach ihrem Lieblingsauto benannt hat. Sie fuhr Mini. Und ließ diesen Mini dann auch entsprechend zu einem ihrer Röcke schwarz weiß gestalten – das Foto dazu ist einfach hinreißend. Eine wunderbare Ergänzung, der legendäre Mini – als Automobil –, zeitgleich mit der Rebellion der Frauen, die um ihre Beinfreiheit kämpften.
Welche Zielgruppen haben Sie für Mini Eyewear im Blick?
Bartels: Es geht immer um eine kreative Gruppe, die an Design interessiert ist, dem Mainstream voraus, authentisch, um Menschen mit nachhaltigen Werten, die von Innovationen begeistert sind, sehr individuell, aber auch offen für Gemeinschaft.
Annette Kluger: … genau, Zielgruppe für unsere Mini-Fassungen sind die Kreativen, Lifestyle-Architekten, die ihren Lebensstil selbst schneidern und als Lebensmittelpunkt die Metropole wählen. Ihnen gemeinsam ist der Wunsch, sich zu differenzieren und ihrer Individualität Ausdruck zu verleihen. Trendsetter sind es, empathisch, kultiviert, charakterstark und intellektuell.
Wir freuen uns riesig auf unsere Mini-Challenge und gehen mit rund 50 Modellen im August an den Start. Produziert wird mit einer eigens für die Mini-Kollektion eingestellten Creative-Direktorin. Übrigens haben wir auch eine ganz neue Außendienstmannschaft, allesamt mit Mini ausgestattet.
Eschenbach spart offensichtlich nicht am Aufwand für die Marke. Das bedeutet aber eben auch viel Emotion rund um dieses sympathische Label, das sich für alle Fans mit Fahrspaß verbindet. Sehr viel Mininess und Maxi-Aufmerksamkeit. Verraten Sie uns noch ein bisschen zum Styling der Fassungen, wir dürfen hier ja schon die ersten Prototypen sehen …
Kluger: Sorry, da gerate ich natürlich ins Schwärmen. Ausgangspunkt fürs Design ist natürlich die Mini-Philosophie. Dazu gehört auch bei der Mini Eyewear ein hoher Fun-Faktor, klare Formensprache und ein maximaler ästhetischer Anspruch, gepaart mit sophisticated Details. Ich will nicht zu viel verraten: Es gibt überdimensionale Highlight-Modelle, aber auch Ultraleichtes. Mini Eyewear wird groß in kleinen Details.
Ein Team aus Designern und Ingenieuren entwirft gerade auf Mininess maßgeschneiderte Teile mit exquisiter Funktionen. Die Farbpalette ist inspiriert vom Lifestyle der Kreativklasse von Marmor, Palisander, glänzendem Messing, und Perlmutt … Mehr erzählen wir im August!
Danke Ihnen allen für das Gespräch!
Anders seit 1959
Die Philosophie hinter dem Sympathieträger Mini
Der Mini war ursprünglich die Designantwort zweier genialer Autobauer auf die Suezkrise 1956. Öl wurde knapp. Und die gängigen großen Autos stellten die Mineralölversorgung Großbritanniens infrage. Insofern ist das Konzept des kleinen Autos von Beginn an auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Alec Issigonis, der Schöpfer des Classic Minis, hat damals alle bis dahin aktuellen Konzepte in den Wind geschlagen.
Der britische Ingenieur griechischer Herkunft entwickelte das typische Design mit seinem relativ großen Innenraum mit – im Gegensatz dazu – kleinen Außenmaßen. Die Räder wurden ganz nach außen gesetzt, der sogenannte „Bulldog-Stand“ war erfunden. Der Motor wurde verkehrt herum eingebaut, um Platz zu sparen. Konventionen zu durchbrechen, gehört von Beginn an zum Mini. Das Ding war nur drei Meter lang und hatte gerade mal den Hubraum eines ordentlichen Motorrads. 55 PS aus 848 Kubikzentimetern, Topspeed 142 Sachen.
Damit nicht genug. John Cooper, Rennstallbesitzer und Konstrukteur, gab die entscheidenden Impulse für den legendären Fahrspaß. Cooper war so enthusiastisch, dass er den Mini kurzerhand für die Rallye Monte Carlo vorbereitete. Das war der Durchbruch. Von 1964 bis 1967 fuhr der Mini drei Siege bei den Monegassen ein. Ein wahnsinniger Erfolg. Der Mini wurde zum Kult-Auto.
Der Kleine war anders als die anderen. Er hatte seine Ecken und Kanten, war trotzdem nie aggressiv, sondern sympathisch und eben sehr erfolgreich. Die Menschen erkannten schnell, dass dieses Auto besonders war. Preiswert, flink, wendig und auch ein bisschen lustig. Er wurde zum Symbol der Spontaneität der 60er Jahre. Der Mini verband die Ansprüche von Issigonis, Raum- und Ressourcen auf ein Minimum zu bringen, gleichzeitig aber den Fahrspaß bis zum Maximum auszureizen, wofür Cooper verantwortlich zeichnete. Ein mutiges, kleines Auto, das Kraftstoff sparte, aber keinen Fahrspaß, gepaart mit einem ansprechenden Design.
Die traditionellen Klassenbarrieren wurden übersprungen: Die Schwester der Queen fuhr dieses Auto, die Beatles, Rockstars, Hipster, wie man heute sagen würde. Selbst Enzo Ferrari hat damals einen Mini für sich bestellt.
Der Mini heute ist anders als die Ursprungsmodelle, manche Kritiker sehen die Verwandlung mit Skepsis. Immerhin ist der heutige Mini 67 cm länger als das Ursprungsmodell. Aber die Marke hat durchaus ihre Wiedererkennbarkeit bewahrt. Im Gegenteil: Die Variantenvielfalt war von Beginn an eines der Merkmale des Minis. Es gab damals schon einen „Clubman“, den übrigens der Ringo Starr, der Drummer der Beatles, fuhr. Und ganz andere verrückte Varianten, extrem individuell aufgezogen – mal als Cabrio, mal als Wohnwagen. Aber die Marken-DNA wurde letztlich bei allen Stationen, die der Mini hinter sich hat, bewahrt.
1994 kaufte die BMW-Gruppe die Rover-Group, die die Marke damals hielt. Auch wenn die anderen Rover-Marken nicht unter dem Dach der Bayern weiterliefen, erkannten die Bayern das Erfolgspotenzial. Der Mini blieb. Bis ins Jahr 2000 wurden 5,3 Millionen Classic Minis verkauft, der letzte lief im Oktober 2000 vom Band.
Dann hat sich BMW Zeit genommen, um die Marke komplett zu relaunchen und den Classic Mini in ein neues Zeitalter zu katapultieren. Aber mit den ursprünglichen Genen: Die Symbole, die Proportionen, die Designsprache hat sich angepasst. Fünf Merkmale stehen für die Marke: Kreative Ideen, optimale Raumnutzung, das Go-Cart-Feeling, ikonisches Design und der minimale Footprint in Bezug auf die Umwelt. Mindestens eines dieser Elemente findet sich, wenn die Marke in einen neuen Produktbereich geht.
Mini Living, Mini Fashion
Apropos: Seit kurzem gibt es auch Mini Living und Mini Fashion. Denn die Marke entwickelt sich weiter und behält Themen der Zielgruppe im Auge: Der seit zwei Jahren ins Leben gerufene Bereich „Mini Living“ setzt Maßstäbe für neues Wohnen in Metropolen. Zum Beispiel in Shanghai, wo aktuell 42 Wohneinheiten im Mini-Standard entstehen. Architektonische Ideen, die der Mini-Welt entsprechen: kreativ, intelligent, raum- und ressourcenschonend. Living-Konzepte entstanden aber auch in New York, Peking oder Mailand.
Zur neuen Mini-Welt gehört sogar ein öffentliches, über 2.000 Quadratmeter großes Designhub in New York, das A/D/O (Amalgamated Drawing Office, entsprechend dem Namen des Issogonis Teams, in etwa: das fusionierte Büro), wo sich seit zwei Jahren Kreative aus aller Welt treffen. Ein im Studio entworfenes und im Labor hergestelltes Produkt kann innerhalb von A/D/O präsentiert und sogar im eigenen Store verkauft werden. Selbst Startups werden hier an der Norman Avenue in Brooklyn gefördert.
Hinter der Marke Mini stehen also nicht nur das Automobil oder die Accessoires, wie Handy-Hüllen oder schicke Office-Taschen. Heute gibt es eben auch eine Mini-Fashion-Welt, die sich beispielsweise mit Sondereditionen auf der Pitti Uomo in Florenz zu Wort meldet – oder künftig dann verwandt auch mit den Brillen-Kollektionen aus dem Hause Eschenbach.
Fazit
Es gibt eine ganze Reihe von faszinierenden Storys, die Augenoptiker rund um die Marke erzählen können. Verbindendes Motto: Durch und durch anders seit 1959.